«Eisern Union» rief eine Gruppe von vorbeilaufenden Kindern am Trainingsplatz von Hertha BSC aus Spaß, die Laune von Geschäftsführer Fredi Bobic war aus ganz anderen Gründen schlecht.
Seinen Trainer Tayfun Korkut stützt Bobic weiter, seiner Mannschaft stellte er nach acht Ligaspielen ohne Sieg dagegen ein Armutszeugnis aus. «Sie muss eine Mannschaft werden, so schnell wie möglich», sagte Bobic über die Spieler als Gruppe. «Das sind wir gerade nicht, muss man ganz ehrlich sagen. Das hat uns alle selbst erschrocken, der Samstag.»
Im heimischen Olympiastadion kassierten die Berliner da eine heftige 1:4-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt. «Die Spieler haben für sich in diesem Dialog auch erkannt, dass sie das Problem sind, dass sie das auch mit anpacken müssen», sagte Bobic über Gespräche nach dem Spiel. «Die Mannschaft weiß, sie muss am Wochenende punkten», betonte der 50-Jährige über das Duell der Krisenclubs am Samstag mit Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr/Sky).
Unter Korkut nur neun Punkte aus zwölf Spielen
In Korkut habe er dagegen weiterhin komplettes Vertrauen, und das sei in der Mannschaft genauso. Korkut erreiche das Team noch, stellte Bobic fest. Dass man gegen Mönchengladbach punkten müsse, wisse aber auch der Trainer. Korkut und die Mannschaft müssten «eine Wagenburgmentalität hinbekommen». Die Entscheidung für das Festhalten an Korkut «haben wir alle zusammen getroffen, auch mit den Spielern», sagte Bobic.
Die Hertha, in der Hauptstadt nur noch die Nummer zwei hinter dem 1. FC Union, hat in diesem Jahr noch kein Spiel gewonnen und steht auf dem Relegationsrang – nur noch einen Punkt vor Tabellenplatz 17. Unter Korkut, der erst Ende November Vereinslegende Pal Dardai ersetzte, holte der Club nur neun Punkte aus zwölf Bundesliga-Partien.
Vorzeitige Trennung von Sportdirektor Friedrich
Eine vorzeitige Trennung wurde am Montagabend dennoch bekannt: Sportdirektor Arne Friedrich gab sein Amt mit sofortiger Wirkung ab, eigentlich sollte er noch bis zum Sommer in Berlin bleiben. Der ehemalige Hertha-Kapitän machte seine Unzufriedenheit für die Maßstäbe einer Vereinspressemitteilung auch sehr deutlich: «Aus verschiedenen Gründen ist in den vergangenen Monaten bei mir jedoch das Gefühl entstanden, dass mein Einfluss bei wichtigen sportlichen Entscheidungen nicht mehr ausreichend gegeben ist, um meinen Aufgaben als Sportdirektor gerecht zu werden.»
Bobic sagte dazu: «Es ist für ihn vielleicht auch etwas schwierig gewesen, jetzt noch den Einfluss zu haben, auch in der Wahrnehmung gegenüber den Spielern.» Differenzen über die Entscheidung zu Korkuts Zukunft seien nicht maßgeblich für Friedrichs Abgang gewesen. Es sei aber auch klar gewesen, dass er Friedrich in viele Entscheidungen über die Zukunft von Hertha nicht mehr habe einbinden können.
Bobic ist nun endgültig das öffentliche Gesicht des Vereins und will selbst noch enger an das Team heranrücken. «Ich werde noch mehr den Fokus und die Konzentration auf die Mannschaft haben, es mehr auf mich ziehen und da noch tiefer reingehen in den Gesprächen mit den Spielern und allen Beteiligten», sagte der frühere Hertha-Stürmer.
Zur Entscheidung des Weltverbandes FIFA, angesichts des Krieges ein vorübergehendes Transferfenster für ausländische Spieler und Trainer bei Vereinen in Russland und der Ukraine zu öffnen, sagte Bobic, dass man schauen werde, ob sich dadurch noch Möglichkeiten zur Verstärkung des Kaders ergeben könnten.