Ein schon vor Monaten gestopptes Filmprojekt hat beim akut abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten Hertha BSC für neuen Streit zwischen Präsidium und Investor Lars Windhorst mit seiner Tennor-Gruppe gesorgt.
Das Präsidium reagierte verärgert auf Aussagen eines Sprechers der Gruppe. «Zum einen halten wir diesen Weg über die Öffentlichkeit für nicht zielführend. Zum anderen wurden zum wiederholten Male unspezifische Vorwürfe und Unterstellungen getätigt», hieß es in einer Erklärung des Präsidiums auf der Internetseite des Vereins. «Diese beschädigen nicht nur das Ansehen von Hertha BSC, sondern auch das Investment seitens der Tennor Holding.»
Tennor-Sprecher Andreas Fritzenkötter hatte der dpa zuvor gesagt: «Im Mai ist die nächste Mitgliederversammlung. Da wird sicher etwas passieren müssen.» Mit dieser Formulierung sei eine Grenze in Bezug auf die Autonomie des höchsten Vereinsgremiums überschritten worden, erklärte das Hertha-Präsidium dazu. «Wir appellieren nochmals im gemeinsamen Interesse von Hertha BSC, unterschiedliche Ansichten zukünftig intern anzusprechen und zu diskutieren», hieß es.
Unstimmigkeiten bei Plänen um Doku
Eigentlich war es nach einem Bericht der «Sport Bild» zunächst um Unstimmigkeiten bei den schon im vergangenen Sommer gestoppten Plänen für eine Dokumentation über Hertha gegangen. «Ziel war es, den Film an Streamingdienste wie Amazon zu verkaufen, um Hertha als Marke international aufzupeppen», sagte Fritzenkötter.
Die Produktionsfirma Pulse Films sowie Hertha-Legende Axel Kruse als Bindeglied begleiteten die Mannschaft über einen längeren Zeitraum und produzierten innere Einsichten innerhalb der Mannschaft sowie des Umfeldes. Doch einige Passagen gefielen Windhorst, der rund eine Million Euro investierte, nicht. «In den Passagen hat ein Mitglied der Geschäftsleitung Herrn Windhorst als unsympathisch bezeichnet, und in der Runde wurde sich über Windhorst lustig gemacht», begründet Fritzenkötter den Produktionsstopp, «die Passagen waren nicht geeignet, um in einem Werbefilm über Hertha gezeigt zu werden.»
Keine Einigung der Parteien
Auf eine Weiterführung des Projekts unter neuer Regie konnten sich beide Parteien nicht einigen, worauf das Aus des Films laut Fritzenkötter besiegelt war: «Daraufhin haben wir abgewogen: Eine Bearbeitung ist praktisch unmöglich und kostet zusätzliches Geld. Dann lassen wir es.» Störungen im Umgang zwischen Verein und Investor begleiten die Partnerschaft kontinuierlich, was Fritzenkötter von Beginn an wunderte: «Wir haben nicht gedacht und waren überrascht, dass Hertha nach unserem dem Einstieg so die Türen zuschlägt.»
Eigentlich hat die Hertha gerade genug andere Sorgen: Angetreten, um mit 375 Millionen Euro des Investors eine tatkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen, liegen die Berliner mit 23 Punkten auf dem Relegationsrang, einen Zähler vor dem ersten Abstiegsplatz – Klassenkampf statt «Big City Club».
Wobei Fritzenkötter das Theater um den Begriff des großen Hauptstadtclubs anders einordnet und auch auf diesem Weg eine gewisse Uneinigkeit dokumentiert: «Es wird immer behauptet, der Begriff «Big City Club» stamme von Windhorst. Dabei hat die Geschäftsführung von Hertha oder die von Hertha beauftragte Agentur in der Investorenbroschüre, vor dem Einstieg von Tennor, erstmalig vom Big Club gesprochen.»