Die Hoffenheimer Ihlas Bebou (l) und Andrej Kramaric feiern den Sieg gegen Hertha BSC. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Die Sieger der TSG 1899 Hoffenheim grölten in der Kabine zum Partyhit «Saufen morgens, mittags, abends» von Ingo ohne Flamingo, die Verlierer von Hertha BSC verschwanden still in der schwarzen Nacht des Kraichgau.

So trennten sich die Wege der beiden Kontrahenten nach dem Freitagspiel in der Fußball-Bundesliga – auch tabellarisch. Während das Team von Trainer Sebastian Hoeneß den Anschluss an die Europa-League-Plätze wieder hergestellt hat, müssen die Berliner nach unten schauen. Mit der 0:2-Niederlage vor nur 8127 Zuschauern in Sinsheim endete der kurze Aufschwung des Hauptstadt-Clubs.

Statt des dritten Sieges hintereinander gab es für Hertha eine Abreibung, die durchaus höher hätte ausfallen können. Der kroatische WM-Zweite Andrej Kramaric (19. Minute) jubelte über seinen neunten Treffer im elften Spiel gegen Berlin, Sebastian Rudy erhöhte auf 2:0 (36.) für eine spielstarke Hoffenheimer Mannschaft.

Kramaric hofft auf Europa

«Ich hoffe, am Ende der Saison können wir wieder lachen – in Europa», sagte Kramaric nach dem Abpfiff im DAZN-Interview kess. Sein Trainer fing ihn später aber ein. «Ich glaube, das macht zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn», sagte Hoeneß ungeachtet dieser Tatsache: Mäzen Dietmar Hopp hatte kürzlich klar formuliert, dass er seinen Club dauerhaft im internationalen Geschäft sehen möchte.

«Ich sehe auf jeden Fall eine Stabilisierung», sagte der frühere Hertha-Amateurspieler Hoeneß mit Blick auf vier gewonnene Heim-Pflichtspiele in Serie. «Es geht in die richtige Richtung. Es ist ein Stück weit ein Prozess, aber die Jungs sind fit.»

Rot für Herthas Boyata

Dass es für Hertha an diesem Abend nichts zu holen gab, war spätestens nach dem Platzverweis für Dedryck Boyata (73.) klar: Der Kapitän trat Angelo Stiller so auf den Knöchel, dass man Schlimmeres befürchten musste. Mühsam humpelte der U21-Nationalspieler vom Platz. Hoeneß meinte aber später, dass Stiller ihm gesagt habe, es sei wohl nur «eine starke Prellung».

Hertha-Trainer Pal Dardai will nun vor allem seine erfahrenen Spieler «ein bisschen schütteln». Abwehrspieler Maximilian Mittelstädt meinte ratlos: «Nach dem 0:1 haben wir den Faden verloren. Wir müssen uns hinterfragen, warum wir uns nach einem guten Auftakt mit gutem Pressing so runterziehen lassen.»

Der klugen Raumaufteilung und dem präzisen Tempospiel der TSG hatten die Berliner wenig entgegenzusetzen. «Mehr bewegen, ein bisschen mehr Körpersprache, vielleicht ein bisschen fieser sein vorne» – so lautete Dardais Mängelliste. Der 45 Jahre alte Ungar nahm den Rückschlag pragmatisch: «Nicht schön, das müssen wir jetzt runterschlucken.» Seine Mannschaft sorgte auch noch dafür, dass Fredi Bobic unzufrieden in einen ganz besonderen Tag startete: Der Sport- Geschäftsführer wurde keine zwei Stunden nach dem Spiel 50 Jahre alt.

Am Tag nach dem Spiel hatte Dardai die Niederlage schnell abgehakt. «Es war so wie immer in Hoffenheim, wir haben verloren», sagte Dardai, der auch im siebten Anlauf als Berliner Trainer ohne Sieg in Sinsheim blieb und in seiner Bilanz lediglich ein Unentschieden vom vierten Spieltag der Saison 2017/2018 zu stehen hat.

Von Ulrike John, dpa
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