Leverkusens Spieler feiern vor dem Fanblock. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Kapitän Lukas Hradecky stand mehr als eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff bei den Journalisten und dachte frohlockend darüber nach, wie viele Bier gleich bei der dreistündigen Busfahrt nach Hause erlaubt sein würden. Doch plötzlich rief ihn Club-Chef Fernando Carro wieder auf den Rasen.

«Du musst rauskommen! Das ist der Wahnsinn», sagte Carro. Denn die rund 1500 Fans von Bayer Leverkusen sangen immer noch in Dauerschleife und forderten und feierten nach dem Halbfinal-Einzug in der Europa League jeden ihrer Spieler einzeln.

Hradecky ging raus. Doch der Finne, bekennender Freund eines Feier-Bieres, dachte eben auch schon an die Heimfahrt. «In der Kabine gab es noch nichts», sagte der Torhüter nach dem 4:1 bei Union Saint-Gilloise im Bierland Belgien: «Aber ich kenne unseren Busfahrer. Der hat sicher dafür gesorgt.»

Und Hradecky war sich sicher, dass Trainer Xabi Alonso bei der Zahl der Kaltgetränke ein Auge zudrücken wird. «Xabi ist da ganz entspannt. Er war auch mal Spieler», sagte Hradecky über den früheren Welt- und Europameister. «Jeder muss wissen, wie viel er trinken kann», mahnte er selbst zunächst in seiner Funktion als Kapitän: «Aber fünf sind sicher erlaubt.»

Tah erneut überragend

Für Hradecky hätten es laut Jonathan Tah noch einige mehr sein dürfen. «Ich trinke nicht so viel Alkohol», sagte der seit Wochen überragende Abwehrchef: «Aber der Lukas kann gerne ein, zwei für mich mittrinken.» Und auch Sportchef Simon Rolfes, der mit dem Auto statt mit dem Bus von Brüssel nach Hause fuhr, gab den Spielern nur eine vorsichtige Warnung mit auf den Weg. «Ach, das ein oder andere geht schon», sagte der Ex-Nationalspieler: «Aber das Fußballer-Leben ist auch hart. Sonntag geht es weiter. Deshalb nicht so viele.»

Dann geht es gegen RB Leipzig, das als Vierter derzeit den von Bayer erhofften letzten Champions-League-Rang innehat. Bei sieben Punkten Rückstand der Leverkusener ist das Spiel am sechstletzten Spieltag wohl die letzte Chance, über die Liga noch in das Rennen um die Königsklasse einzugreifen. Andererseits würde auch der Titel in der Europa League das Ticket für die Champions League bedeuten.

Man versuche aber auf jeden Fall den Spagat zwischen beiden Wettbewerben, versicherte Rolfes. «Wir setzen nicht auf einen. Auf gar keinen Fall», versicherte Rolfes: «Die Bundesliga ist weiterhin extrem wichtig.» In den Halbfinals der Europa League wartet am 11. und 18. Mai die AS Rom mit Trainer José Mourinho.

Holger Schmidt, dpa
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