Hat Bedenken in Bezug auf eine Corona-Impfung: Bayern-Profi Joshua Kimmich. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Die von Bayern-Profi Joshua Kimmich ausgelösten Debatte über eine Corona-Impfung werden den deutschen Fußball weiter beschäftigen. Sogar die Bundesregierung hat sich geäußert.

Welche Reaktionen gibt es aus der Politik?

Alle Fragen seien natürlich berechtigt, sagte der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, am Montag. Zu Aspekten wie Art und Wirkung der Impfstoffe oder möglichen Impffolgen gebe es aber «klare und überzeugende Antworten» nationaler und internationaler Experten.

Er hoffe daher, «dass Joshua Kimmich diese Informationen alle noch mal auf sich wirken lässt und sich dann auch vielleicht für die Impfung entscheiden kann», sagte Seibert. «Denn als einer, auf den Millionen schauen, hätte er dann erst recht Vorbildwirkung.»

Schon tags zuvor hatte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisch den Impfstatus von Kimmich bewertet. «Wenn er sagt, er wartet ab, dann ist das schwierig», hatte er bei Sport1 gesagt. Es sei Kimmichs Entscheidung. «Wir dürfen keinen Druck aufbauen, aber es wäre sehr wertvoll – davon geht eine enorme Symbolwirkung aus.»

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, meinte, der Nationalspieler sei «einer Falschinformation aufgesessen. Er ist ganz schlecht beraten.» Das sei etwas, «was sich jetzt noch mal stark verbreitet hat und es wäre toll, wenn er seine Plattform genutzt hätte, um sich besser beraten zu lassen, um dann auch in der Hinsicht ein Vorbild zu sein», sagte sie bei Sky Sport News HD.

Unterstützung erhielt der 26-jährige Kimmich von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel. Die Entscheidung des Bayern-Profis sei dessen Privatsache und müsse respektiert werden, erklärte sie. «Dass Herr Kimmich nun laufend genötigt wird, sich für seine persönliche Entscheidung zu rechtfertigen, ist übergriffig und offenbart eine bedenkliche Ausbreitung von konformistischem Bevormundungs-Denken.»

Was sagen Experten zu Kimmichs «Bedenken»?

Fachleute halten diese für unbegründet. «Neben den Zulassungsstudien wissen wir aus den begleitenden Studien, dass es nur zu einigen Nebenwirkungen gekommen ist, die alle recht kurze Zeit nach der Impfung aufgetreten sind», sagte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens. In der Wissenschaft sei man sich einig, dass spät auftretende Nebenwirkungen nach einer Impfung «nicht vorkommen, beziehungsweise eine extrem seltene Rarität bei einzelnen Impfstoffen» gewesen seien.

Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, äußerte sich ähnlich: «Was offensichtlich viele Menschen unter Langzeitfolgen verstehen, nämlich dass ich heute geimpft werde und nächstes Jahr eine Nebenwirkung auftritt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der Covid-19-Impfung nicht auftreten.» Kardiologe Jonas Zacher von der Deutschen Sporthochschule Köln betonte im TV-Sender Sky: «Das Risiko durch eine Impfung ist viel geringer als das Risiko durch eine Covid-19-Infektion. Von daher klare Impfempfehlung, auch für unsere Nationalspieler.»

Wie viele Bundesliga-Profis sind denn überhaupt geimpft?

Offizielle Angaben macht die Deutsche Fußball Liga nicht, auch die Vereine sind nicht verpflichtet, öffentlich über den Impfstatus ihrer Spieler Auskunft zu geben. Mit 94 Prozent bezifferte der scheidende DFL-Geschäftsführer Christian Seifert vor kurzem die Quote über alle Teams hinweg. Auch er appellierte an die Profis, sich impfen zu lassen: «Auf der einen Seite kann jeder für sich entscheiden, auf der anderen Seite hat man aber auch eine professionelle Verantwortung sich und seinem Körper gegenüber. Man verdient halt mit seinem Körper Geld – und sogar ziemlich viel.»

Darf ein nicht-geimpfter Spieler in einem Stadion spielen, in dem Fans nur unter 2G-Bedingungen zugelassen sind?

Nach aktuellem Stand: ja. Das Konzept der DFL für die Clubs und ihre Angestellten ist ein Arbeitsschutzkonzept und mit der Berufsgenossenschaft abgestimmt. Dieses Hygienekonzept ist unabhängig von dem für die Zuschauer. Dieses liegt in der Verantwortung der Clubs in Zusammenarbeit mit den Behörden, die auf die Vorgaben des Landes angewiesen sind. Daher hat die DFL auch keinen Einfluss auf die Vorgaben für die Zuschauer, bei denen es auch um Konzepte für Freizeitveranstaltungen wie Konzerte oder Ähnliches geht. Als plakatives Beispiel wird gerne die Gastronomie genannt: Da könne es für Gäste 2G geben, aber der Koch muss sich möglicherweise nur nach 3G (geimpft, genesen oder getestet) richten.

Von Christian Kunz, Wolfgang Müller und Simone Humml, dpa
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