Italien spielt am Sonntag im Finale in Wembley um den EM-Titel. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Laurence Griffiths/Pool Getty/AP/dpa)

Die italienischen Elfmeterhelden waren überraschend schnell verschwunden. Kurz nach der Gefühlsexplosion vor Tausenden Tifosi in der Kurve des Wembley-Stadions verabschiedeten sich die Italiener Richtung Umkleidekabine.

Das Grinsen im Gesicht von Giorgio Chiellini, Federico Chiesa und Co. war nicht zu übersehen. Mit dem 4:2 im Elfmeterschießen im Gigantenduell mit Spanien war das ganz große Ziel aber noch nicht erreicht – am Sonntag greift die Squadra Azzurra gegen England oder Dänemark nach dem ersten großen Titel seit dem WM-Triumph 2006.

Doch Italiens Coach Roberto Mancini musste zugeben, dass gegen starke Spanier für sein Team eine große Portion Glück notwendig war. «Es war ein hartes Spiel, sie haben uns in Schwierigkeiten gebracht und wir haben gelitten», urteilte der 56-Jährige. Mit einer großen Energieleistung hatten sich die Azzurri in die Verlängerung und schließlich ins Elfmeterschießen gerettet, wo Mittelfeldspieler Jorginho den entscheidenden Versuch verwandelte. «Elfmeterschießen ist immer eine Lotterie», gab Mancini zu. «Kompliment an Spanien.»

Chiesa: «schönste Nacht meiner Karriere»

Die Italiener genossen dieses besonderen Triumph. «Das war ohne Zweifel die schönste Nacht meiner Karriere. Ein unglaublicher Traum», sagte Offensivspieler Chiesa, der die Azzurri in Führung gebracht hatte (60. Minute). Beim Jubeln auch dabei war ein Trikot des verletzten Leonardo Spinazzola, der sich im Viertelfinale die Achillessehne riss und mehrere Monate ausfällt. Auch für ihn wollen die Italiener nun den Titel gewinnen. «Ein azurblaues Märchen ohne Ende», schrieb die «Gazzetta dello Sport».

Denn die außergewöhnliche Geschichte dieser Mannschaft, die noch vor drei Jahren nach der verpassten WM 2018 am Tiefpunkt war, soll nicht mit einer Final-Niederlage enden. «Jetzt fehlt noch ein Spiel», sagte Mancini mit Blick auf das Endspiel am Sonntag im Wembley-Stadion gegen Gastgeber England oder Dänemark. Chiesa kündigte an, dass das Team heute entspannt das zweite Halbfinale verfolgen werde – ohne einen Wunsch für den Gegner: «Wir müssen uns auf uns konzentrieren, das hat uns bis ins Finale gebracht», forderte er.

Gute Verlierer

Die Spanier trotteten nach dem Fehlschuss ihres letzten Elfmeterschützen Álvaro Morata über den gesamten Platz zu ihren Fans auf der anderen Seite, die tröstenden Applaus spendeten. «Im Sport müssen wir lernen, wie man gewinnt, und lernen, wie man eine Niederlage hinnimmt», sagte Enrique, der nach dem Spiel vom grauen zum roten Pullover gewechselt hatte. «Deshalb möchte ich Italien gratulieren. Wir reisen nach Hause nach Spanien in dem Wissen, dass wir eindeutig zu den besten Teams des Kontinents gehören.»

Jungstar Pedri, mit 18 Jahren das große Versprechen für die Zukunft der Furia Roja war noch auf dem Rasen von Enrique und dem früheren Bayern-Profi Thiago getröstet worden. Vom Trainer gab es im Anschluss ein Sonderlob. «Kein 18-Jähriger hat bei irgendeinem anderen großen Turnier das geleistet, was Pedri hier geleistet hat», sagte Enrique. «Egal ob es eine EM, WM oder die Olympischen Spiele waren.» RB Leipzigs Dani Olmo bekam ebenfalls warme Worte ab: «Er war außergewöhnlich heute.»

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