Emil Forsberg (l) sorgt per Strafstoß für die Leipziger Führung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Eine etwas merkwürdige Stimmung breitete sich nach dem 1:1 (0:1) des SC Freiburg bei der Premiere im neuen Stadion gegen RB Leipzig aus.

Wegen eines Notfalleinsatzes auf der Tribüne spielte nach dem Schlusspfiff keine Stadionmusik. Die Atmosphäre war getrübt. Es gebe Wichtigeres als Fußball, sagte der Sprecher des badischen Fußball-Bundesligisten zur Einleitung der anschließenden Pressekonferenz und gab bekannt, dass der Patient ins Krankenhaus gebracht worden sei. Dass es schon nach rund einer Stunde Spielzeit nach einer Durchsage des Stadionsprechers ruhiger geworden war, hatte Freiburgs Trainer Christian Streich zunächst nicht mitbekommen.

Abgesehen von diesem Vorfall zog der 56-Jährige am Samstag ein positives Fazit: «Wenn man sich vorstellt, dass noch mal 15.000 mehr da sein können, dann ist es natürlich toll. Aber die Mannschaft spielt natürlich im Moment auch in einer Art und Weise, wo du auch mitgerissen wirst», sagte Streich.

Freiburg weiter ohne Niederlage

Woo-yeong Jeong hatte zuvor mit dem Ausgleich (64. Minute) per Kopfball das erste Tor in der neuen Heimspielstätte erzielt, das Überraschungsteam vor der ersten Saisonniederlage bewahrt und dem Vizemeister den nächsten kleinen Dämpfer verpasst. «Die zweite Halbzeit war herausragend», meinte Streich: «Nach der zweiten Halbzeit kannst du auch gewinnen, besser kannst du nicht spielen.»

Emil Forsberg hatte mit einem verwandelten Strafstoß (32.) in der ersten Hälfte unter lauten Pfiffen der Freiburger Fans für die Gäste-Führung gesorgt. RB verpasste es, sich mit einem Erfolg auf das erste von zwei Champions-League-Duellen mit Frankreichs Starensemble Paris Saint-Germain am Dienstag einzustimmen. In der Bundesliga-Tabelle hinkt RB seinen Ansprüchen hinterher und bleibt im Tabellen-Mittelfeld fünf Punkte hinter den Breisgauern. Die Unterstützung im Verein für ihn sei dennoch «sehr, sehr stark», sagte RB-Trainer Jesse Marsch: «Wir verstehen, dass es ein schwerer Moment für uns ist», meinte er: «Wir sind unzufrieden mit der zweiten Halbzeit. Wir haben nicht gut genug gespielt.»

Freiburg ist mit 16 Punkten als Tabellen-Vierter so erfolgreich in die Saison gestartet wie nie. «Es fühlt sich gut an. Das 1:1 ist schon ein gerechtes Ergebnis», meinte Sportvorstand Jochen Saier bei Sky. Dabei hätte sogar noch mehr herausspringen können: Mittelfeldspieler Nicolas Höfler hätte den SC kurz vor Schluss fast noch zum Sieg geführt, traf aber nur den Pfosten. Auch Lucas Höler hatte in der Endphase noch per Kopfball eine große Möglichkeit, scheiterte aber an RB-Keeper Peter Gulacsi. «Das wäre das i-Tüpfelchen gewesen», sagte Freiburgs Kapitän Christian Günter, sprach aber von einem «gelungenen Einstand» im neuen Stadion.

Stadion-Premiere im Breisgau

Nach 360 Bundesliga-Spielen im Dreisamstadion waren die Badener umgezogen. Knapp 35.000 Leute passen in die modernere Arena. 20.000 Besucher, die maximal zugelassene Kapazität, füllten diesmal die Spielstätte und feierten schon vor dem Anpfiff ihren Club.

Als die Kurve dann gerade «Auf geht’s Freiburg, schießt ein Tor» angestimmt hatte, kippte die Stimmung. Nach einer Aktion von Philipp Lienhart gegen RB-Torjäger Christopher Nkunku entschied Schiedsrichter Daniel Siebert auf Elfmeter. Streich wütete an der Seitenlinie, doch die Entscheidung hatte auch nach dem Videobeweis Bestand: Forsberg verlud Torhüter Mark Flekken – Streich kassierte die Gelbe Karte. Wenig später wurde auch sein Trainerkollege Marsch verwarnt. «Ich habe mich beim Schiri entschuldigt, weil ich zu wild am Rand war», räumte Streich später ein.

Mit der Elfmeter-Entscheidung war er aber weiter unzufrieden. Auch deswegen, weil es in der zweiten Hälfte keinen Elfer gab, als Höler von Mohamed Simakan zu Fall gebracht wurde. «Nkunku hat es extrem clever gemacht», sagte Streich: «Eine Berührung ist kein Foul für mich. Wenn du den ersten pfeifst und ich finde, den ersten darfst du nicht pfeifen, dann musst du den zweiten auch pfeifen. Oder du lässt den ersten weg und dann lässt du auch den zweiten weg.» Doch zum Glück gab es ja noch die Flanke von Vincenzo Grifo, nach der Jeong zum Ausgleich köpfte.

Von Kristina Puck, dpa
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