Slowenien und Serbien lieferten sich ein enges Duell. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Luka Jovic klopfte mit der Hand auf das Herz. Serbiens Last-Minute-Held nahm in einem Meer von auf das Feld geworfenen Bierbechern freudestrahlend Gratulation um Gratulation seiner Teamkollegen entgegen. Mit seinem Jokertor hielt der Ex-Frankfurter Serbiens Achtelfinal-Hoffnungen am Leben und versetzte denen der Slowenen einen kräftigen Dämpfer. 

«Ich liebe ihn sehr»

«Ich liebe ihn sehr. Er hat ein Tor geschossen», sagte Trainer Dragan Stojkovic, der Jovic nach einer guten Stunde einwechselte. «Er ist ein sehr guter Stürmer und ein sehr wichtiger Spieler für uns. Ich glaube immer an ihn.»

Als Slowenien um Leipzigs Sturmjuwel Benjamin Sesko beim 1:1 (0:0) in München sich schon in Jubel-Stimmung für den Premierensieg bei einer Fußball-Europameisterschaft brachte, schlug Jovic nach einem Eckball im letzten Moment zu (90.+5). Sein Kopfball aus dem bei dieser EM nach Eckbällen gewohnten Getümmel sorgte für serbische Ekstase. 

Auch Torheld dachte fast ans Aus

Dabei hatte der Stürmer sich in den finalen Minuten der intensiven Partie schon auf den großen Frust vorbereitet, wie er danach zugab. «Ja, ehrlich gesagt habe ich schon daran gedacht. Aber wir müssen bis zum Schluss an uns glauben», sagte Jovic. «Hoffentlich ziehen wir in die nächste Runde ein, dann spielen wir gegen Deutschland, Belgien, wen auch immer.» Einige slowenische Nationalspieler, die den Sieg dank des Tores von Abwehrspieler Zan Karnicnik (69. Minute) vor Augen hatten, sanken niedergeschlagen auf den Rasen.

Spannendes Finale

In der Tabelle der Gruppe C liegt Slowenien mit zwei Punkten immer noch einen vor den Serben, die zum Auftakt gegen Titelkandidat England verloren hatten. Serbien muss zum Abschluss gegen Dänemark ran, die Slowenen bekommen es mit den Three Lions zu tun. Spannend bleibt es aber allemal. «Ich glaube, dass unsere Mannschaft gezeigt hat, dass sie ihren Platz bei dieser EM hat», sagte Sloweniens Coach Matjaz Kek.

Während Sesko weiter auf seinen ersten EM-Treffer warten muss, kann Milan-Profi Jovic davon träumen, mit Serbien doch noch das Achtelfinale zu erreichen. Glückwunsch-Nachrichten gab es zuhauf. «Ich konnte noch gar nicht auf mein Telefon schauen. Aber jetzt habe ich im Bus ja Zeit bis nach Augsburg», sagte Jovic vor der Rückfahrt ins Teamquartier.

Offene Milan-Zukunft

Der Stürmer bildete einst zu Frankfurter Zeiten ein magisches Trio mit Sébastien Haller und Ante Rebic, feierte 2018 gegen den FC Bayern den Pokalsieg. Immer wieder wurde dem 26-Jährigen aber auch nachgesagt, dass er sein begnadetes Talent nicht komplett ausschöpft. Auch beim AC Mailand sind 6 Tore in 23 Spielen keine Topquote. Und wie in der serbischen Auswahl ist der Stürmer auch bei Milan zumeist nur Reservist und Joker.

«Ich freue mich sehr für ihn. Das ist sehr gut für seine Zukunft», sagte Coach Stojkovic. «Er hat jetzt viel Selbstvertrauen. Für einen Stürmer ist es wichtig, ein Tor zu schießen. Das gibt die Möglichkeit, weiter an uns zu glauben, an unseren Traum.» Und es gibt Jovic, der einst für rund 60 Millionen Euro von der Eintracht zu Real Madrid wechselte, die Chancen auf Eigenwerbung. Seine Zukunft ist angesichts des in wenigen Tagen auslaufenden Vertrags offen. Zwar zeichnet sich eine Verlängerung in Mailand um ein Jahr ab, aber weitere EM-Tore könnten für neue Varianten sorgen.

Sesko hofft auf England-Coup

Die Medien in Serbien lobten das «meisterhafte Tor» und den «Kraftakt» von Jovic, der im Oktober 2018 für Frankfurt einmal fünf Tore gegen Fortuna Düsseldorf erzielte. «Luka Jovic war schneller als der Abpfiff, wir sind noch am Leben bei der Euro», schrieb «blic.rs».

Das sind aber auch die Slowenen. Das Nachrichtenportal «24ur.com» feierte eine «herausragende Leistung, die mit drei Punkten hätte belohnt werden müssen.» Das Nachrichtenportal «delo.si» haderte mit dem verpassten «historischen ersten Sieg bei der Europameisterschaft». Der soll nach Wünschen von Sesko & Co. gegen England folgen – und vielleicht ist dann der Leipziger im ersehnten Torglück.

Von Manuel Schwarz, Christian Kunz und Eric Dobias, dpa
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