Alphonso Davies kniet sich hin, eine Hand vors Gesicht, er schluchzt, er weint, er nimmt die kanadische Fahne. Der Profi von Bayern München wirkt, als könne er es einfach nicht fassen.
Zum ersten Mal in seinem jungen Leben würden Davies und die Fans seiner Generation auf der ganzen Welt Kanada bei einer WM erleben, schrieb die «Sports Illustrated». 36 Jahre ist es her, dass das Land bei einer Endrunde einer Fußball-Weltmeisterschaft dabei war.
1986 in Mexiko war das. Kanada kassierte drei Niederlagen, schoss nicht mal ein Tor und musste wieder abreisen. Nun, 2022 in Katar ist Kanada mit dabei. «Es war fast sofort klar, dass sie das nicht mehr vermasseln würden», schrieb die «National Post». «Kanadas Trip nach Katar zur WM 2022 stand nie in Zweifel», befand sogar «The Globe and Mail».
Bayern-Profi pausiert wegen einer Herzmuskelentzündung
Davies konnte nicht mitspielen, 21 Jahre ist er jung, er muss derzeit wegen einer seiner Herzmuskelentzündung infolge einer Corona-Infektion pausieren. Und verfolgte hochemotional, wie seine Auswahlkollegen am Sonntag 4:0 gegen Jamaika gewannen.
Am vorletzten Qualifikations-Spieltag des Kontinentalverbands Concacaf machten die Kanadier von Trainer John Herdman den Endrundeneinzug vorzeitig perfekt. «Das ist verdammt unglaublich», meinte Keeper Milan Borjan: «Kanada kann stolz auf diese Jungs sein.»
Am Bildschirm verfolgte Davies, wie Cyle Larin in der 13. Minute die Führung erzielte und Tajon Buchanan (44.) noch vor der Pause auf 2:0 erhöhte. In Schlussminuten trafen Junior Hoilett (82.) und Adrian Mariappa mit einem Eigentor (88.).
Als der Schlusspfiff im BMO Field von Toronto ertönte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Freudentränen, Umarmungen. «Ohne Worte, ohne Worte. Da werden Träume war», sagte Abwehrspieler Alistair Johnston vom CF Montréal noch auf dem Rasen, während von den vollen Rängen die «Kanada, Kanada»-Rufe ertönten.
Und auch bei Davies, der demnächst beim Münchner Rekordmeister wieder voll ins Mannschaftraining einsteigen will, wurde es hochemotional. Er ließ sich auf den Boden fallen und rief schon mit ersten Schluchzern auf englisch: «Oh, mein Gott. Jaaa!!!!»