Nach einem 0:1-Rückstand schlug RB Leipzig den VfB Stuttgart mit 5:1. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Spiel gedreht, Fehlstart vermieden, Kantersieg gefeiert: Dank einer überragenden zweiten Halbzeit hat RB Leipzig den VfB Stuttgart 5:1 (0:1) besiegt und einen verpatzten Heim-Auftakt mit einer Machtdemonstration noch abgewendet.

In dem von gleich vier Videobeweisen geprägten Bundesligaspiel trafen Benjamin Henrichs (51. Minute), Dani Olmo (63.), Lois Openda (66.), Kevin Kampl (74.) und Xavi Simons (76.) für die Sachsen. Serhou Guirassy (35.) hatte Stuttgart nach einem schweren Patzer von Nationalspieler David Raum in Führung gebracht.

«Wir sind gut in die zweite Halbzeit gestartet und haben dann verdient gewonnen. Das hat dann Spaß gemacht», sagte RB-Kapitän Willi Orban bei DAZN und ergänzte angesprochen auf die zweite Hälfte: «Wir wissen, was wir können. Wir haben so ein Selbstvertrauen.»

«Das war ein brutales Spiel, ein brutaler Abend. Am Ende ist es sehr, sehr bitter, dass du 1:5 verlierst. Das tut schon weh», sagte Stuttgarts Torhüter Alexander Nübel. In der Vorwoche hatten sich die Schwaben durch ein 5:0 gegen Bochum noch die Tabellenführung gesichert.

Werner auf der Bank, Poulsen in der Startelf

Im Blickpunkt standen vor 46.084 Fans aber oftmals Schiedsrichter Frank Willenborg (Osnabrück) und seine Kollegen im Kölner Videokeller. Zweimal checkten sie auf Foulelfmeter (es gab keinen), zweimal überprüften sie einen Treffer von Openda (es gab nur einen). Im Endeffekt lag das Schiedsrichter-Team bei jeder Entscheidung richtig.

Zum Heim-Auftakt setzte Trainer Marco Rose erst einmal ein personelles Zeichen. Der seit 716 Minuten torlose Timo Werner musste auf die Bank, für ihn stürmte Yussuf Poulsen. Gegen tief stehende Schwaben versprach sich Rose mehr Wucht und Aggressivität beim Anlaufen, was der Däne prompt lieferte. Doch Stuttgart, das aus zehn Duellen mit Leipzig bisher nur zwei Punkte holte, wurde vom hohen Pressing nicht wirklich vor Probleme gestellt – und hatte die erste Möglichkeit. Chris Führich zog einfach mal ab, RB-Keeper Janis Blaswich wehrte nach vorn ab, doch Guirassy setzte den Nachschuss drüber.

Nach dem 2:3 zum Auftakt in Leverkusen hatte Rose erneut betont, dass die Mannschaft nach dem Umbruch Zeit brauche. Wie schwer der Verlust von Schlüsselspielern wie Christopher Nkunku und Dominik Szoboszlai offensiv wiegt, zeigte sich auch alsbald. Leipzig hatte mehr Ballbesitz, kombinierte auch ansehnlich. Doch die Torgefahr blieb völlig aus, es fehlte ein Geistesblitz im letzten Drittel. Den ersten Schuss gab Openda erst in der 28. Minute ab, Stuttgarts Torhüter Alexander Nübel musste nicht einmal eingreifen.

Demontage in Hälfte zwei

Auf der anderen Seite leistete sich David Raum einen kapitalen Aussetzer. Der Nationalverteidiger spielte den Ball vor dem eigenen Strafraum direkt in den Fuß von Atakan Karazor, der leitete auf Guirassy weiter – 0:1. Leipzig wachte erst in der Nachspielzeit auf. Erst scheiterte Openda (45.+3) frei vor dem Tor an Nübel, dann forderte RB nach einem vermeintlichen Foul von Guirassy an Willi Orban Elfmeter. Der Angreifer wurde allerdings zuvor von Poulsen gestoßen, was der Videobeweis bestätigte. Sah Rose anders und stürmte nach dem Halbzeitpfiff schimpfend auf Schiedsrichter Willenborg zu – Gelbe Karte. Co-Trainer Alexander Zickler verhinderte Schlimmeres, indem er Rose zurückschob.

Zwei Minuten nach Wiederanpfiff standen Willenborg und seine Kollegen im Kölner Videokeller wieder im Blickpunkt. Nach einem Freistoß von Raum köpfte Orban und Nübel hielt aus Nahdistanz mit einem überragenden Reflex. Allerdings wurde Orban in der Aktion kurz nach dem Kopfball von VfB-Verteidiger Waldemar Anton mit dem Fuß am Hals getroffen. Willenborg schaute sich die Szene mehrmals an – und gab keinen Elfmeter.

Doch Leipzig war jetzt dran, ging aggressiv auf jeden Ball. Henrichs lief Nübel nach einem Rückpass an und blockte den Befreiungsschlag des Keepers ins Tor. Zwei Minuten später patzte Nübel schon wieder. Eine Flanke von Poulsen klatschte er direkt vor die Füße von Openda. 2:1. Nicht ganz. Wieder meldete sich der Videoschiedsrichter. Der Leipziger Stürmer stand knapp im Abseits.

Doch RB ließ sich nicht beirren, ließ Stuttgart kaum noch Räume. Olmo besorgte nach brillanter Ballmitnahme die Führung, Openda legte nur drei Minuten später nach. Beim Treffer des Belgiers prüfte der Videoschiedsrichter wieder eine Abseitsstellung, doch diesmal war alles in Ordnung. Und jetzt ging alles. Der notorisch torungefährliche Kampl traf nach einem abgefälschten Schuss, zwei Minuten später war Neuzugang Simons erfolgreich. Stuttgart war mental gebrochen.

Von Tom Bachmann, dpa
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