Mit vor der Brust verschränkten Armen pustete Thomas Letsch einmal ganz tief durch. Die krachende Niederlage im Abstiegskampf hatte den Bochumer Trainer getroffen, den Mut nahm sie ihm aber nicht.
«In den entscheidenden Momenten haben wir uns zu schlecht angestellt. Da kann man auch nichts schönreden», sagte Letsch nach dem 1:5 (0:3) gegen den VfL Wolfsburg. Der 54-Jährige sagte aber auch: «Wenn ich die Atmosphäre hier sehe und wie die Mannschaft fightet, dann stimmt mich das auch zuversichtlich.» Trotz der Klatsche wurden seine Spieler nicht ausgepfiffen. Die Anhänger munterten sie auf.
«Der VfL aus Bochum, wird niemals untergehen», schallte durch das Ruhrstadion. Dazu gab es Applaus. Minutenlang standen die Profis des Revierclubs vor der Kurve und nahmen die Emotionen auf. «Unglaublich», sagte Verteidiger Erhan Masovic. «Es bedeutet uns sehr viel, dass sie so hinter uns stehen.»
Nach dem vorherigen Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (2:3) war Torwart Manuel Riemann von einigen Zuschauern noch übel beleidigt worden. Es kam sogar zu einer direkten Auseinandersetzung auf der Tribüne mit dem Keeper. Diesmal wurde Riemann trotz eines Patzers mit Sprechchören bedacht. «Wir müssen zusammenstehen», gab auch Masovic die Devise für das Saisonfinale aus.
Bochum hat nach wie vor alles in der eigenen Hand
Statt den erhofften Befreiungsschlag zu landen, muss seine Mannschaft fünf Partien vor dem Spielzeit-Ende mit 27 Punkten mächtig um den Verbleib in der Fußball-Bundesliga bangen. Gewinnt der FC Schalke 04 an diesem Sonntag beim SC Freiburg, würde der VfL auf den Relegationsplatz abrutschen.
Aufrichten können sich die Bochumer tatsächlich an ihren Fans und auch an der eigenen Moral. Auch nach dem 0:3 zur Pause gab der VfL nicht auf. Im gegnerischen Strafraum und auch in der Verteidigung war die Leistung gegen Wolfsburg für die Bundesliga aber deutlich zu wenig.
«Die Giftigkeit hat uns völlig gefehlt», sagte Letsch. Bochum kam kaum in die Zweikämpfe, war in der Abwehr oft zu weit weg und nutzte seine Chancen nicht. Vier Spiele in Serie hat der VfL nicht gewonnen. Auch die Heimstärke ist weg. In den vergangenen fünf Partien vor eigenem Publikum gab es vier Niederlagen und nur einen Sieg.
«Das Beste des Tages» sei, «dass die anderen auch verloren haben», sagte Masovic mit Bezug zu den Niederlagen von Schlusslicht Hertha BSC und von der TSG Hoffenheim. Nur darauf verlassen, dass die Konkurrenz im engen Abstiegskampf Fehler macht, können und wollen sich die Bochumer aber natürlich nicht.
«Wir haben eine Chance liegengelassen. Trotzdem sind wir in der Situation, dass wir alles in der eigenen Hand haben», sagte Letsch. «Wir dürfen nicht die nächste Chance wieder verstreichen lassen.» Mit Blick auf das anstehende schwere Derby gegen Borussia Dortmund am Freitag ergänzte er: «Wohlwissend, dass die Aufgaben nicht einfacher werden und dass die Spiele weniger werden.»