Wie bereits Italien am Tag zuvor drehte auch die Niederlande nach Rückstand ihre Partie. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Ebrahim Noroozi/AP)

Diesen Moment mit den Fans genoss Wout Weghorst ganz für sich. Ohne seine Teamkollegen aus der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft. Der Stürmer des Bundesligisten TSG Hoffenheim stand mit breitem Grinsen im Volksparkstadion vor dem Oranje-Block und ließ sich als Party-Retter zum EM-Auftakt gegen Polen feiern. 

«Unbeschreiblich. Für mich wird ein Traum wahr. Ein Tor bei einer EM-Endrunde, das ist großartig», sagte der 31-Jährige am Sonntag nach dem 2:1 (1:1) in Hamburg. Weghorst verriet, dass er die Situation mit seinem Siegtreffer in der 83. Minute schon lange vor dem Anpfiff geahnt hatte. 

«Nachher kann man es immer leicht sagen, aber ich habe genau das heute Morgen noch zu meiner Freundin gesagt. Gleicher Spielstand, 20 Minuten vor dem Ende», erzählte er. «Es ist etwas später geworden, aber egal.»

Weghorst von den Teamkollegen fast erdrückt

Nach seinem Tor mit dem ersten Ballkontakt nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung war er vor 48.117 Zuschauern – darunter allein 20.000 Anhänger aus den Niederlanden – von seinen Mitspielern fast erdrückt worden. «Wir haben alle Wout umarmt. Wir sind überglücklich», meinte Liverpools Cody Gakpo, der in der 29. Minute für das klar überlegene Oranje-Team die überraschende Führung der Polen durch Adam Buksa (16.) ausgeglichen hatte.

Schon vor der Partie hatten vor allem die Fans in Orange in Hamburg Party gemacht. Organisierten einen Fanmarsch durch die Stadt, tanzten und sangen. Dass das Spiel nicht mit einem Stimmungsdämpfer endete, war dann Weghorsts Verdienst. 

Dabei hatte die EM für den vom FC Burnley in der vergangenen Saison an Hoffenheim ausgeliehenen Angreifer allerdings mit einer Enttäuschung begonnen. «Er war ein bisschen sauer, dass er nicht von Anfang an spielte», erzählte Bondscoach Ronald Koeman. Es sei aber ein gutes Zeichen, dass Weghorst verärgert gewesen sei. «Und er tut sehr, sehr viel, um zu spielen. Das zeigt seine großartige Mentalität.» 

Er habe dann Weghorst eingewechselt, weil dieser eine andere Art und Weise in das Spiel bringe. Zuvor hatten Memphis Dempey und Gakpo zahlreiche Chancen vergeben. «Es hätte nach einer Stunde 4:1 stehen müssen», meinte Koeman. Und so kam Weghorst zu seinem besonderen Moment. «Mir wurde klar gesagt, wie meine Rolle bei diesem Turnier ist. Und die musst du dann eben optimal ausnutzen», sagte er. 

Spiel gegen Frankreich wird ein «komplett anderes» 

Als nächster Gegner wartet in der Gruppe D am Freitag (21.00 Uhr) in Leipzig Titel-Mitfavorit Frankreich auf den Europameister von 1988. «Das wird ein komplett anderes Spiel. Die Franzosen haben mehr Qualität als die Polen», sagte der zum «Man of the Match» gewählte Gakpo. «Die haben auch eine andere Spielweise.» 

Ob Weghorst dann von Beginn an spielt, ist offen. «Wir werden sehen, was das Beste für die Mannschaft ist und nicht das Beste für den Spieler», machte Koeman deutlich. «Ich habe mir noch keine Gedanken über die Aufstellung gemacht.»

Weghorst äußerte sich denn auch ganz im Sinne seines Trainers: «Es gibt nur ein Ziel: Dass wir den Pokal holen. Das geht allen in der Mannschaft so. Und deshalb ist der Start so wichtig, weil dann etwas wächst.»

Lars Reinefeld, Claas Hennig und Felix Schröder, dpa
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