Leipzigs Christopher Nkunku jubelt mit Trainer Domenico Tedesco (l) nach dem Sieg in Bergamo. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Christopher Nkunku hielt seine magische Nacht von Bergamo mit einem Selfie vor dem Fanblock fest, Konrad Laimer wurde mit einer innigen Umarmung von Trainer Domenico Tedesco belohnt.

Die Matchwinner von RB Leipzig genossen den Einzug in das Halbfinale der Europa League ebenso unterschiedlich, wie sie zuvor beim 2:0 im Hexenkessel von Atalanta agiert hatten. Der überragende Individualist und Doppeltorschütze Nkunku hier, der nimmermüde Balleroberer Laimer da. Ein kongeniales Duo, dass den Club letztlich sogar zum ersehnten ersten Titel führen könnte.

Zwar gab Tedesco pflichtbewusst zu Protokoll, dass es nicht okay wäre, «einen Spieler herauszunehmen». Das übernahm die italienische Presse gern für ihn. «Ende des Traums für die Göttin, Atalanta bleibt im Dunkeln. Nkunku ist nicht zu halten, Leipzig steht im Halbfinale», schrieb die «Gazzetta dello Sport».

Duo ragt heraus

In der Tat ragten die Premium-Leistungen von Nkunku und Laimer schlicht heraus. Da war der Sprint des österreichischen Nationalspielers über das halbe Feld in der Vorbereitung auf die Führung, den er mit einem überlegten Rückpass auf Nkunku abschloss. Und da war eben jene Klasse des Franzosen, der in der wuchtigen Druckphase Atalantas vorn immer wieder den Bal hielt und letztlich den Elfmeter zum entscheidenden Tor kurz vor Schluss herausholte. Übrigens sein 30. Saisontor im 43. Spiel.

«Genau so eine Leistung brauchst du, wo du Reife zeigst und wo du gelassen bleibst, wenn es hektisch wird», betonte Spielmacher Kevin Kampl mit heiserer Stimme und schickte ein Lob an seinen Nebenmann im zentralen Mittelfeld Laimer hinterher. «Das erste Tor geht zu 90 Prozent auf Konny. Das hat er überragend gemacht.» RB spielte im ausverkauften Gewiss-Stadion nicht nur gegen die physisch gewaltigen Bergamo-Profis, sondern auch gegen die erbarmungslos laute Ultra-Tribüne Curva Nord an. «Die Atmosphäre war außergewöhnlich», befand Tedesco.

Der Trainer gab eine gute Stunde nach dem Schlusspfiff im Keller des Stadions dann noch das neue Ziel aus. «Es ist noch nichts erreicht, aber wir streben nach mehr. Wer im Halbfinale steht, will ins Finale», sagte der 36-Jährige. Im Halbfinale geht es nun am 28. April gegen die Glasgow Rangers, eine Woche später steigt das Rückspiel in Schottland. Das Finale ist am 18. Mai in Sevilla.

Nun deutsche Nummer zwei

In das Duell mit den Rangers geht Leipzig nach Meinung von Bergamos Kapitän Remo Freuler als Favorit. «Es ist schön zu hören, weil Freuler uns nun in zwei Spielen erlebt hat», betonte Tedesco. «In erster Linie ist das ein Kompliment.» Und zwar eines, das sich Leipzig in Tedescos Geburtsland redlich verdient hat.

Die von Kampl angesprochene Reife macht den Vizemeister der Bundesliga nicht nur zu einem ernsthaften Kandidaten auf den Gewinn der Europa League. Es macht ihn schon jetzt zu einer europäischen Spitzenmannschaft. Schließlich stand die personell fast identische Mannschaft vor zwei Jahren bereits im Halbfinale der Champions League. In der Fünfjahreswertung der UEFA hat man zudem Borussia Dortmund überholt, ist hinter den Bayern die deutsche Nummer zwei. «Wir haben jetzt mehr Erfahrung, weil wir solche Spiele schon erlebt haben. Das ist genau die Entwicklung, die wir brauchen, um solche Spiele zu gewinnen», sagte Stürmer Yussuf Poulsen.

Noch in der Nacht zum Karfreitag ging es per Charter zurück nach Leipzig. Tedesco hat keine Zeit zu verlieren, schließlich steht schon am Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) das enorm wichtige Spiel in Leverkusen an. Siegt RB bei Bayer, verdrängt der Club die Werkself von Platz drei und hat den nächsten großen Schritt zum Saisonziel Qualifikation für die Königsklasse gemacht.

Von Tom Bachmann, dpa
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