Der Augsburger Kristijan Jakic (Nr. 17) trifft zum zwischenzeitlichen 2:1. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

War es das für Niko Kovac? Die Worte des Trainers des VfL Wolfsburg klangen nach dem 1:3 (1:1) gegen den FC Augsburg jedenfalls schon ein wenig nach Abschied und Vermächtnis. «Die Jungs leben, die Jungs sind fleißig, die Jungs geben immer alles. Und ich bleibe dabei: Diese Jungs werden sich belohnen. Egal, wer hier Trainer ist», sagte der frühere Meistercoach des FC Bayern München.

Seit Oktober schon liefert der als Europapokal-Kandidat gestartete VfL die Zahlen eines Absteigers: noch immer kein Sieg im Jahr 2024. Nur zwei Erfolge in den vergangenen 20 Spielen der Fußball-Bundesliga. Diese monatelange sportliche Fehlentwicklung hat Kovac bislang unbeschadet überstanden. Was die äußerst unglückliche und durch einen unberechtigten Platzverweis beim Stand von 1:0 begünstigte Niederlage gegen Augsburg aber verändert hat, ist: Seit diesem 26. Spieltag stecken die Wolfsburger auch tatsächlich im Abstiegskampf. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt nach dem Mainzer Sieg gegen den VfL Bochum nur noch sechs Punkte.

Und so deutet nun vieles auf eine Trennung von Kovac noch in dieser zweiwöchigen Länderspielpause hin. Auch, weil Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer diesmal anders als in den vergangenen Wochen ein Bekenntnis zu seinem einstigen Wunschtrainer vermied.

«Erst mal intern aufarbeiten»

«Man sollte nach dem Spiel die Gelegenheit bekommen, das Ganze intern zu besprechen und dann gemeinsam zu sehen: Wie kann es weitergehen», sagte der frühere VfL-Profi Schäfer. «Wenn man so eine hohe Anzahl an Spielen hat, die man nicht gewonnen hat», dann sei es verständlich, «dass ich hier kurz nach einem Spiel keine Personaldiskussion führen möchte. Sondern ich möchte erst mal intern aufarbeiten und gemeinsam besprechen.»

Die Wolfsburger scheinen seit Wochen in einer Abwärtsspirale gefangen zu sein, aus der sie nicht herauskommen. Ob sie nun lange führen wie in Frankfurt (2:2) oder sich wieder herankämpfen wie gegen Stuttgart (2:3): Es endet immer verlässlich mit einer Enttäuschung.

Das Spiel gegen Augsburg war in dieser Hinsicht noch einmal eine ganz neue Dimension – und die zentrale Figur hieß dabei Patrick Wimmer. In der neunten Minute brachte der 22-jährige Österreicher den VfL in Führung und belohnte damit eine der stärksten Wolfsburger Anfangsphasen dieser Saison.

Unnötige und kritikwürdige Rote Karte

Die Wolfsburger hätten längst mit 2:0 oder 3:0 führen können, als Wimmer kurz vor der Halbzeit eine so unnötige wie kritikwürdige Rote Karte sah. Zunächst verlor er den Ball an Kevin Mbabu, dann foulte er den ehemaligen Wolfsburger an der Strafraumgrenze. Schiedsrichter Timo Gerach zeigte sofort Rot, obwohl VfL-Verteidiger Maxence Lacroix noch hätte eingreifen können und eine Notbremsen-Situation deshalb nicht vorlag. Und der abgefälschte Freistoß von Maier flog auch noch zum 1:1 ins Tor (45.). Nach der Pause traf Kristijan Jakic (61./79.) dann noch zweimal für die in Überzahl spielenden Augsburger.

Kovac und Schäfer sprachen hinterher von einer klaren Fehlentscheidung des Schiedsrichters. «Das hat uns aus der Bahn geworfen», sagte der Trainer. «Es geht darum, dass man dort in das Spiel eingreift und das Spiel im Grunde genommen entscheidet.»

Aber ob das als mildernder Umstand für Kovac durchgeht? Sein Vorgesetzter ließ nach dem Spiel auch daran Zweifel. «Wir haben es so weit kommen lassen», meinte Schäfer. «Wenn wir mehr Punkte hätten, hätten wir damit entspannter umgehen können.»

Bislang wollte der Club diese Saison unbedingt mit Kovac zu Ende bringen und sich dann im Sommer auf seiner Position neu aufstellen. Dieser Zeitplan steht nun infrage. Sicher ist nur, dass der Trainer nicht von sich aus hinwerfen wird. «Ich bin in meinem ganzen Leben nicht mit einem goldenen Löffel aufgewachsen. Alles, was ich mir erarbeitet habe, habe ich mir erarbeitet – und zwar hart», sagte Kovac. «Das hinzuschmeißen – dafür kennen Sie mich zu schlecht. Das Wort aufgeben existiert nicht in meinem Wortschatz.»

Sebastian Stiekel, dpa
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