Stefan Kuntz, damaliger Trainer der türkischen Fußball-Nationalmannschaft, sieht den DFB im Werben um Talente mit ausländischen Wurzeln wegen der hohen Hürden auf dem Weg ins A-Nationalteam im Nachteil. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hendrik Schmidt/dpa)

Der frühere U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz sieht den Deutschen Fußball-Bund im Werben um Talente mit ausländischen Wurzeln wegen der hohen Hürden auf dem Weg ins A-Nationalteam im Nachteil.

«Die Aussicht, A-Nationalmannschaft zu spielen in einer EM-Qualifikation oder bei einer EM, das kannst du als deutscher Nationaltrainer oder als Verantwortlicher des DFB vielen jungen Spielern im Moment nicht anbieten», sagte der 61-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Das sei oft aber das Entscheidende.

Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte zuletzt erstmals den nun verletzten Bayern-Profi Aleksandar Pavlovic nominiert, der auch vom serbischen Verband umworben wird. Andere Talente wie der 18 Jahre alte Nürnberger Can Uzun entschieden sich für die Auswahl des Heimatlandes ihrer Eltern. «Ab einem gewissen Alter bekommen junge Spieler oft bei anderen Nationen die Perspektive, deutlich früher für die A-Nationalmannschaft zu spielen», sagte Kuntz. Sie gingen dann «häufig den einfacheren Weg: Wo es schneller geht, wo der Ruhm fast genauso groß ist.» Auch sportlich sei Deutschland nicht mehr um Längen voraus.

Der frühere Nationalspieler, der 2017 und 2021 mit der U21 Europameister wurde, sieht den deutschen Weg dennoch als richtig an. «Wir haben einen anderen Qualitätsanspruch in Deutschland, bevor jemand in der A-Nationalmannschaft spielt», sagte er. Die große Gefahr etwa in der Türkei, die Kuntz von 2021 bis 2023 als Nationalcoach betreute, sei, dass die Entwicklung vieler früh auf Top-Niveau eingesetzter Talente nicht nachhaltig sei. «Es hat ja einen sportlichen Grund, dass du erst dann für die Nationalmannschaft spielen solltest, wenn du deine Leistung auf einem bestimmten Niveau dauerhaft gezeigt hast», sagte er.

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