Das Debüt als Bundesligatrainer für Xabi Alonso ist geglückt. Am Samstag erlebte der neue Trainer von Bayer Leverkusen einen 4:0 (2:0)-Spaziergang der Werkself gegen den völlig harmlosen FC Schalke 04, dessen Trainer Frank Kramer nun unter Druck gerät. In der Schlussphase skandierten die vielen mitgereisten Schalke-Fans lautstark: «Kramer raus».
Für den früheren spanischen Weltklasse-Profi Alonso aber war es zwei Tage nach der Beurlaubung von Vorgänger Gerardo Seoane ein gelungener Einstand. Emotional bejubelte der 40-Jährige an der Seitenlinie die Treffer von Moussa Diaby (38. Minute), Jeremie Frimpong (41./52.) und des eingewechselten Paulinho (90.).
Bayer überholt Schalke
Dank des erst zweiten Saisonsieges des Champions-League-Teilnehmers aus Leverkusen verließen die Rheinländer mit nun acht Zählern aus neun Spielen die Abstiegsränge und zogen am Aufsteiger Schalke vorbei. Die Königsblauen warten damit seit nun 33 Bundesligaspielen auf einen Auswärtssieg. Insbesondere das mangelnde spielerische Niveau Schalkes bleibt besorgniserregend, kämpferisch stimmte die Leistung.
Mehr als die Situation des früheren Spitzenclubs aber stand die spektakuläre Bundesliga-Rückkehr von Alonso im Fokus. 2014 hatte der spanische Baske ebenfalls gegen Schalke sein Debüt als Bundesligaspieler für die Bayern gegeben. Acht Jahre später dirigierte der frühere Weltklasse-Profi sein neues Team von Beginn an auffallend energisch und gestenreich.
«Dominant. Intensiv mit und ohne Ball. Mit hoher Aktivität und Mentalität» – so hatte der 40-Jährige seinen geforderten Spielstil beschrieben. Neben einem personellen Wechsel im Vergleich zum 0:2 in der Champions League beim FC Porto, das Vorgänger Seoane den Job gekostet hatte, fiel insbesondere die Umstellung auf eine Dreier-Abwehrkette bei Ballbesitz auf.
Mit dem so gewollten personellen Übergewicht im Mittelfeld wusste die Werkself indes zunächst noch nichts anzufangen. Bayer war erwartungsgemäß auch angesichts der individuell deutlich besseren Spieler bestimmend, in der ersten halben Stunde aber viel zu einfallslos.
Wohl auch angesichts der aktuellen Lage beider schlecht in die Saison gestarteten Clubs war es zunächst kein ansehnliches Spiel. Vor allem vom Aufsteiger kam wenig außer Kampf und Gebolze. Eine Idee beim Spielaufbau war beim Revierclub nicht zu erkennen. Hinzu kam die individuelle Unterlegenheit. Torhüter Alexander Schwolow ließ nach knapp 40 Minuten einen haltbaren Weitschuss des engagierten Diaby passieren.
Führung gibt Selbstvertrauen
Die Führung gab dem einen Krisenteam – Leverkusen – spürbar mehr Selbstvertrauen und verunsicherte den anderen Krisenclub. Nur zwei Minuten nach der Führung ließ sich die Schalke-Abwehr erneut allzu leicht ausspielen und Frimpong erhöhte nach Vorarbeit des besten Leverkuseners Diaby zur für Bayer beruhigenden 2:0-Führung.
Mit einem Tor und einer Vorarbeit – auch das dritte Leverkusener Tor erneut durch Frimpong bereitete Diaby später vor – sammelte der Franzose damit in nur einer Halbzeit unter Alonso mehr Torbeteiligungen als in den ersten acht Bundesligaspielen dieser Saison unter Ex-Coach Seoane.
Kramer reagierte zur Halbzeit und brachte für den erneut enttäuschenden Angreifer Sebastian Polter und den überforderten Tobias Mohr Mehmet Aydin und Thomas Ouwejan. Leverkusen zog sich nun etwas zurück, Schalke fehlte es aber weiterhin an Ideen und Klasse für den Spielaufbau. Dennoch blieb Alonso angespannt und suchte gestenreich stets den Kontakt vor allem zu den spanisch-sprechenden Spielern seines neuen Teams. Selbst das vorentscheidende 3:0 erneut durch Frimpong schon wenige Minuten nach der Pause sorgten kaum für Ruhe bei ihm.
Für Alonso ist Leverkusen die erste große Trainerstation, nachdem ein Wechsel 2021 zu Borussia Mönchengladbach nicht geklappt hatte. Zuletzt trainierte er drei Jahre lang die zweite Mannschaft des spanischen Erstligisten Real Sociedad San Sebastian.