Mit einem Kantersieg starteten Deutschlands Fußballerinnen in die WM. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

Die deutschen Fußballerinnen klatschten sich nach ihrem beeindruckenden WM-Start zufrieden ab. Kapitänin Alexandra Popp schnappte sich eingepackt in ihre dicke Jacke ihre Teamkolleginnen mit einem Lächeln zur Umarmung.

Auf dem Weg zum erhofften dritten Titel hat die DFB-Auswahl von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am Montag mit dem 6:0 (2:0) gegen Turnier-Debütant Marokko die aufgekommenen Zweifel erst einmal weggewischt. Voss-Tecklenburg zeigte sich nach dem überzeugenden Start «zufrieden». «Nicht mehr und nicht weniger», sagte die 55-Jährige im ZDF-Interview und ergänzte: «Wir heben nicht ab, wir haben den ersten Sieg erreicht, das wollten wir.»

«Sind mega, mega happy»

«Wir sind mega, mega happy, dass wir so ein Auftaktspiel auf den Platz bringen konnten», sagte Popp im ZDF. «Wir sind voll bei uns geblieben, haben unser Spiel durchgebracht.» Die Stimmung in Melbourne sei großartig gewesen, «so macht Fußball spielen Spaß».

Der EM-Star des vergangenen Jahres hatte in der Vorrundenpartie per Kopf die beiden ersten Tore erzielt (11. und 39. Minute). «Dass ich meinem Team ein bisschen Sicherheit bringen konnte, freut mich natürlich», sagte Popp.

Außerdem trafen Klara Bühl (46.) und Lea Schüller (90.) für die DFB-Auswahl sowie Hanane Aït El Haj (54.) und Zineb Redouani (79.) ins eigene Tor. Der nächste Gegner Kolumbien am kommenden Sonntag in Sydney könnte aber eine wesentlich härtere Prüfung darstellen für die Vize-Europameisterinnen.

Popp trifft doppelt

Vor 27.256 Zuschauern im nicht ausverkauften Stadion im Albert Park zeigte Popp zweimal strahlend ihre bekannte Jubelgeste in Anspielung an den Filmklassiker «.E.T.» («Nach Hause telefonieren»): die linke Hand am imaginären Telefon, den reichten Zeigefinger gen Himmel gestreckt. Bei ihrer späten Auswechslung (83.) jubelten die deutschen Fans im Stadion.

Wie sich die vergangenen Tage angedeutet hatte, musste Voss-Tecklenburg ihre Defensive verletzungsbedingt umbauen. Abwehrchefin Marina Hegering (Fersenprellung) und Mittelfeld-Abräumerin Lena Oberdorf (Oberschenkelblessur) saßen ebenso auf der Bank wie Sjoeke Nüsken (Außenbanddehnung im Knie). Chelsea-Profi Melanie Leupolz, die einzige Mutter im deutschen Team, vertrat Oberdorf mit einer soliden Vorstellung. Für Hegering spielte die erfahrene Sara Doorsoun in der Innenverteidigung.   

Voller Stolz präsentierten sich Marokkos Spielerinnen bei der Nationalhymne. Bei der WM 2022 in Katar hatte die Männer-Nationalmannschaft der Nordafrikaner für Furore gesorgt. Nun gingen die Frauen, für deren Trainingsbedingungen sich auch König Mohammed VI. eingesetzt hatte, als Zweiter des Afrika-Cups ihr erstes WM-Turnier an – und hatten mächtig zu kämpfen.

«Wir wollen uns nicht überraschen lassen in der Defensive und eine Sicherheit entwickeln», hatte Voss-Tecklenburg kurz vor dem Anpfiff im ZDF gesagt. «Wir wollen das Spiel von unserer Seite dominieren.»  

DFB-Frauen geben den Takt vor

Die Initiative übernahmen gleich die DFB-Frauen. Die Wolfsburgerin Svenja Huth spielte zwar auf der Außenverteidiger-Position, preschte aber immer wieder über rechts nach vorn. Als die Marokkanerinnen gerade etwas mutiger geworden waren, leistete sich Mrabet einen haarsträubenden Fehlpass. Torhüterin Khadija Er-Rmichi tauchte unter dem Flankenball von Kathrin Hendrich durch – und Popp köpfte unbedrängt ein. Da jubelte die 32 Jahre alte Wolfsburgerin wie bei der EM im vergangenen Jahr in England, als sie mit sechs Treffern zum Turnierstar aufstieg.  

Zu den etwa 2000 deutschen Fans im Stadion gehörte auch Sami Khedira. Der Weltmeister von 2014 sah, wie das frühe Führungstor der DFB-Elf weiter Sicherheit gab. Nach den enttäuschenden Testspiel-Auftritten gegen Vietnam und Sambia war so manche Kritik aufgekommen. Popp machte dann nach einer Bühl-Ecke per Kopf das 2:0. Es war ihr 64. Tor im 129. Länderspiel.

In einer wilden Phase nach Wiederanpfiff sorgte dann Bayern-Spielerin Bühl mit einem entschlossenen Schuss ins lange Eck für das 3:0, ehe die bedrängten Marokkanerinnen nach einer Huth-Hereingabe zum ersten Mal ins eigene Netz trafen. Beim zweiten Eigentor war die Abwehr der Marokkanerinnen viel zu unsortiert, Schüller setzte spät den Schlusspunkt.

Von Ulrike John und Jan Mies, dpa
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