Will mit den Frauen des FC Bayern die Nummer eins bleiben: Trainer Jens Scheuer. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Matthias Balk/dpa)

Die Männer-Bundesliga sucht den Bayern-Jäger – in der Frauen-Bundesliga werden die Fußballerinnen des Tabellenführers aus München hart bedrängt. Nach einem Drittel der Saison tobt ein Spitzenkampf mit gleich sechs Mannschaften.

«Das ist toll. Es ist ein Bild, das unsere Liga zurecht repräsentiert. Sie ist gerade mega-spannend», sagt Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Sie erhofft sich einen Effekt für die EM 2022 in England: «Das stärkt auch unsere Spielerinnen.» Am Samstag (14.00 Uhr/BR, NDR und Magenta Sport) kommt es nun zum Schlager zwischen dem deutschen Meister FC Bayern und Verfolger und Pokalsieger VfL Wolfsburg.

Nur drei Punkte liegen zwischen der Bayern-Mannschaft von Trainer Jens Scheuer und dem Tabellensechsten Eintracht Frankfurt. Siegfried Dietrich, Vorsitzender des DFB-Ausschusses Frauen-Bundesligen und Sportdirektor bei der Eintracht, sieht eine «neue Qualität» im Oberhaus: «Viele Mannschaften sind jetzt noch gereifter.»

Knappe Ergebnisse

Wie eng alles beieinander liegt, zeigen zwei Ergebnisse seiner Frankfurterinnen um Nationaltorhüterin Merle Frohms. Die besiegten erst den FC Bayern mit 3:2, unterlagen dann Wolfsburg mit 2:3 – der entscheidende Treffer fiel jeweils kurz vor Schluss. Vorne mischen auch noch der 1. FFC Turbine Potsdam, Bayer Leverkusen und Champions-League-Teilnehmer TSG 1899 Hoffenheim mit. Leverkusen muss sich am Sonntag (13.00 Uhr/Magenta Sport) in Hoffenheim allerdings zum ersten Mal gegen ein Spitzenteam beweisen. Hinter dem führenden Sextett beginnt in der Zwölfer-Liga wie mit dem Lineal gezogen die Abstiegszone. Graues Mittelfeld in der Tabelle? Nicht vorhanden.

Die Hoffenheimer Torjägerin Nicole Billa, Deutschlands «Fußballerin des Jahres», findet es «cool, dass die Liga generell sehr, sehr spannend ist und es überall was zu holen gibt». Ihr Trainer Gabor Gallai glaubt, «dass es der Bundesliga helfen würde, wenn da kein Zweikampf mehr an der Spitze stattfindet, sondern sehr lange und offen um die Meisterschaft mitgespielt wird». Dennoch sieht er den FC Bayern «einen Tick weit weg – vor allem aufgrund der individuellen Qualität im Kader».

Seit 2013 wurden immer München oder Wolfsburg Meister. Doch auch die anderen Teams unterm Dach eines Männer-Bundesligisten haben inzwischen immer bessere Bedingungen und enorme Fortschritte gemacht. «Die Vereine, die da oben stehen, arbeiten alle professionell», bestätigt Wolfsburgs Sportlicher Leiter Ralf Kellermann.

«Nicht eine normale Trainingswoche»

Angesichts des gnadenlosen Programms, das die Champions-League-Teilnehmer Wolfsburg, Bayern und Hoffenheim durch die neu eingeführten Gruppenspiele haben, geht das auch nicht mehr anders. «Wir hatten noch nicht eine normale Trainingswoche in dieser Saison. Und wenn Länderspielpause ist, sind 14 bis 16 Spielerinnen quer durch Europa unterwegs», erklärt Kellermann.

Wolfsburg hat in den vergangenen zwei Jahren immer wieder wichtige Stammkräfte verloren und derzeit auch einige Verletzte wie Nationalteam-Kapitänin Alexandra Popp. So ist der FC Bayern für Kellermann Favorit im Schlager am Samstag, aber: «Ganz klar: Wir sind gut drauf und wollen da was holen.»

Münchens Trainer Jens Scheuer, dessen Kader mit den Weltklassespielerinnen Saki Kumagai (von Olympique Lyon) und Sofia Jakobsson (Real Madrid) verstärkt wurde, sagt selbstbewusst: «Wir sind die Nummer eins und wollen das auch bleiben. Die deutsche Meisterschaft hat für mich höchste Priorität, weil es der ehrlichste Titel ist.» Ein Triumph in der Königsklasse sei momentan «kein Ziel», aber «ein Traum» für irgendwann. Sowohl die Bayern als auch Wolfsburg gehen mit einem Frusterlebnis aus der Champions League in das Spitzenspiel: Der VfL kassierte beim 2:2 bei Juventus Turin ebenso ein spätes Gegentor wie der FC Bayern beim 2:3 bei Rekordsieger Lyon.

Von Ulrike John, dpa
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