Lionel Messi verlässt den FC Barcelona und war zu Beginn der Pressekonferenz sichtlich ergriffen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Joan Monfort/AP/dpa)

Lionel Messi kamen noch vor dem ersten Wort die Tränen. Seine Frau Antonella, die mit den gemeinsamen drei Söhnen in der ersten Reihe im Auditorium des FC Barcelona saß, reichte ihrem Superstar sofort ein Taschentuch, die Emotionen mussten einfach raus.

«In den vergangenen Tagen habe ich viel nachgedacht, was ich eigentlich sagen kann. Die Wahrheit ist: Mir fällt einfach nichts ein», sagte Messi, die Stimme schwer und leise. «Das ist der Club, den ich liebe, und das ist nicht der Moment, den ich so erwartet habe.» Millionen Fans auf der ganzen Welt verfolgten diese Worte im Internet.

Seit 2000 beim FC Barcelona

Als Messi seine Ansprache beendet hatte, erhoben sich seine ehemaligen Mitspieler, die zum Abschied des größten Vereinsidols gekommen waren, und applaudierten. Auch in ihren Gesichter stand die Traurigkeit über das letztlich völlig überraschende Ende der einzigartigen Beziehung zwischen dem FC Barcelona und Messi. Sein Blut sei erstarrt, meinte Messi zum Scheitern des neuen Vertrages mit seinem Herzensclub, zu dem er 2000 als 13-Jähriger gekommen war.

Wohin es nun gehen wird, wollte Messi noch nicht ganz konkret beantworten. Viele Vereine hätten sich nach Bekanntwerden des Weggangs gemeldet, meinte er. Allerdings sagte Messi angesprochen auf ein Engagement bei Paris Saint-Germain: «Na ja, das ist eine Möglichkeit. Aber bis zum heutigen Tage, zu diesem Zeitpunkt, zu dieser Stunde habe ich nichts mit irgendwem vereinbart.»

Wechsel zu PSG?

Sie würden selbstverständlich miteinander sprechen, sagte der sechsmalige Weltfußballer. Laut «L’Équipe» sollte Messi womöglich noch am Sonntag den Medizincheck bei PSG absolvieren, spätestens aber an diesem Montag.

«Eine neue Geschichte wird beginnen und das wird das schwierigste Kapitel meiner Karriere», sagte Messi, der schwer angefasst und berührt war – und immer wieder seine emotionalen Verbundenheit zu dem Verein betonte, der damals die Hormonbehandlung für den 13-Jährigen «Floh» mit Wachstumsstörungen aus dem argentinischen Rosaria übernommen hatte.

Messi hätte Gehalt gekürzt

«Es ist so schwer für mich. Ich war mein ganzes Leben hier, ich bin nicht bereit dafür», sagte Messi. Auch seine Familie, mit der er vor dem Aus bei Barcelona und nach dem triumphalen ersten Titel mit der argentinischen Nationalmannschaft noch in Florida und auf Ibiza Urlaub gemacht hatte, sei völlig überzeugt gewesen, in Barcelona zu bleiben. Er habe angeboten, auf die Hälfte seines Gehaltes zu verzichten. Auch das half nichts.

«Im vergangenen Jahr mit dem ganzen Irrsinn wusste ich genau, was ich sagen wollte, in diesem Jahr ist es etwas anderes», sagte Messi, der im Sommer 2020 unbedingt den Verein hatte verlassen wollen. Damals war die Situation ganz anders, mit der damaligen Vereinsführung war Messi nicht mehr zusammengekommen.

Nun sei es aber schwer, nicht mehr die Fans zu hören, «wie sie meinen Namen schreien», betonte Messi, dessen Ankunft zur Pressekonferenz von Hunderten Anhängern begleitet worden war. Polizisten hatten eine Gasse zum Haupttor frei halten müssen. Wenn er sich einen Abschied hätte vorstellen können, dann in einem vollen Stadion, meinte Messi, was zu Corona-Zeiten aber nicht möglich war.

35 Titel gewonnen

Nach knapp 40 Minuten war die Pressekonferenz beendet. Messi lächelte kurz zu seiner Familie, zu seiner Frau und seinen drei «katalanisch-argentinischen Jungs». Denn nahm er seine ehemalige Mitspieler in die Arme, ehe er davon Abschied nehmen musste, was er in seiner Zeit beim FC Barcelona erreicht hatte: Von den aufgereihten Trophäen für 35 Titel.

Sollte er aber wirklich zu PSG wechseln, dürften die nächsten Erfolge nicht lange auf sich warten. «Ich will die Champions League wieder gewinnen», sagte er: «Ich möchte so viele Titel holen wie möglich.»

Es wäre ein realistisches Vorhaben – in Paris spielt ohnehin ein Weltklasse-Team zusammen. Neymar, der umworbene Kylian Mbappé, Italiens Europameister-Torwart Gianluigi Donnarumma, Auswahlkollege Marco Verratti, Ex-Real-Ikone Sergio Ramos. Dazu eine vorzügliche argentinische Fraktion mit Angel di Maria, Leandro Paredes, Mauro Icardi – und Trainer Mauricio Pochettino.

Von Jens Marx, Jan Mies und Jan-Uwe Ronneburger, dpa
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