Flexibel einsetzbar und topfit: Nationalspieler Thilo Kehrer spricht auf dem Podium. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa)

Thilo Kehrer ist gerade ein sehr gefragter Mann, nicht nur bei Hansi Flick. Im Hamburger Mannschaftshotel kommen immer wieder Teamkollegen zu dem Fußball-Profi von Paris Saint-Germain und hoffen auf Insiderwissen zu Lionel Messi.

«Wir kommunizieren schon oft hier. Und natürlich wird gefragt: Wie ist er im Training? Wie gibt er sich?» Kehrer antwortet dann, dass Messi ein «sehr einfacher Typ» sei, «sehr bodenständig». Den arroganten Weltstar kehre der 34 Jahre alte Argentinier absolut nicht heraus. «Den meisten Glamour zeigt er auf dem Platz. Er hat eine wahnsinnige Qualität», schwärmt Kehrer.

«Ich profitiere da nur von»

Von der profitiert wiederum der Defensivakteur Kehrer, der sich im Pariser Trainingsalltag so gut es geht gegen die Offensivstars Messi, Neymar oder Kylian Mbappé behaupten muss. «Ich profitiere da nur von. Ich haue mich rein. Ich lerne jeden Tag. Man muss sich dem Niveau anpassen», erzählte der 25-Jährige im DFB-Teamhotel.

Der mit der Messi-Verpflichtung noch einmal sehr gesteigerte PSG-Glamour strahlt auch ein wenig auf Kehrer aus, auch wenn er beim französischen Topclub ein eher kleiner Name ohne VIP-Status ist. Beim Neubeginn der Nationalelf unter Flick spielte der Abwehrspieler im September aber eine Hauptrolle. Er war einer der Gewinner, den der Bundestrainer nach den drei Siegen gegen Liechtenstein, Armenien und Island sogar namentlich heraushob. «Was mir an Thilo gefallen hat, war seine sehr gute körperliche Verfassung, sein sehr selbstbewusstes Spiel», wiederholte Flick nun vor dem WM-Qualifikationsspiel am Freitag (20.45 Uhr/RTL) in Hamburg gegen Rumänien noch einmal.

Kehrer will zur WM 2022

Dreimal stand Kehrer in der Startelf, überzeugte dabei erst als Innenverteidiger und dann zweimal als Aushilfe links hinten. «Als Innenverteidiger kann ich der beste Spieler sein», sagt er zu seiner bevorzugten Position im Abwehrverbund. Kehrer kann es aber eben auch rechts und links. Und links dürfte er nach dem Ausfall des verletzten Robin Gosens auch gegen die Rumänen wieder auflaufen, wie er indirekt verriet: «Ich weiß, auf welchen Positionen Hansi mich sieht. Und ich denke, die letzten Spiele haben schon ein bisschen verraten.»

Kehrer hat ein klares Ziel, nachdem er das EM-Turnier im Sommer nach einer Saison mit zahlreichen Verletzungen verpasst hatte. Er will bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar dabei sein. Mit «harter Arbeit» habe er sich zurückgekämpft, sowohl im Verein als auch im DFB-Team.

Flexibel einsetzbar und topfit

Im Sommer 2018 war der damals 21-Jährige für beachtliche 37 Millionen Euro vom FC Schalke 04 nach Paris gewechselt. Kurz darauf debütierte er beim 2:1 gegen Peru im Nationaltrikot. Es folgten – auch wegen diverser Verletzungen – in drei Jahren nur elf weitere Länderspiele.

Unter Flick hat Kehrer eine neue Perspektive im DFB-Team. «Ob als Außenverteidiger oder auf der Innenverteidigerposition – Thilo ist flexibel einsetzbar und topfit», begründete der Bundestrainer: «Und wenn Not am Mann ist, könnte er auch als Sechser spielen.»

Zu Saisonbeginn war Kehrer auch im Pariser Starensemble erste Wahl. In der französischen Liga stand er viermal als Innenverteidiger in der Startelf, einmal verteidigte er rechts. Dann bremste ihn eine Erkrankung aus. Im Nationalteam darf er nun wieder ran – und kann zeigen, was er im Training gegen Messi als Verteidiger gelernt hat. Nur der Gretchenfrage, wer denn für ihn der Bessere sei, Messi oder Cristiano Ronaldo, weicht er übrigens mit einem Lächeln aus: «Schwer zu sagen…»

Von Klaus Bergmann und Jan Mies, dpa
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