Ohrenbetäubender Lärm, bengalische Feuer, Fans in Ekstase: Fast schon ehrfürchtig ließ sich Lionel Messi vor dem Parc des Princes feiern. Zaghaft legte er sich einen Schal seines neuen Arbeitgebers um, lehnte sich auf die Absperrung und schaute im schicken Anzug kurz und ungläubig in die Massen.
Was er sich für seinen Abschied vom FC Barcelona gewünscht hatte, er bekam es beim großen «Bienvenue» von Paris Saint-Germain. «Ich danke den Parisern, es ist Wahnsinn seit meiner Ankunft. Das ist das I-Tüpfelchen», sagte Messi – allerdings an einem durchinszenierten Tag nicht vor den euphorischen und trotz Corona dicht gedrängten Fans, sondern zuvor schon in seiner Pressekonferenz.
Die drei kleinen Söhne trugen das begehrte Trikot mit der Nummer 30, von draußen hallten schon vorher die «Meeessi, Meeessi, Meeessi»-Rufe. Der neue PSG-Superstar rieb sich kurz die Hände, steckte sich den Kopfhörer für den Übersetzer ein und lauschte dann artig dem Willkommens-Superlativ von Vereinspräsident Nasser Al-Khelaifi: «Das ist ein wunderbarer und historischer Tag für den Verein und die Fußballwelt. Leo macht den Fußball magisch, und er ist ein Gewinner.»
Und so sah er auch wieder aus, im Gegensatz zu dem tieftraurigen Messi, der sich drei Tage zuvor noch schluchzend und weinend und mit leiser Stimme vom FC Barcelona verabschiedet hatte. «Seit meiner Ankunft hier empfinde ich großes Glück», sagte Messi, die Stimme nun wieder fest und immer wieder ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
Ein Empfang, wie für einen König
Die PSG-Verantwortlichen machten es ihm auch leicht, die Fans erst recht. «Der Floh erobert Paris, das ihn wie einen König empfängt», schrieb Italiens «Corriere della Sera». Sein Vertrag läuft über zwei Jahre, mit einer weiteren Saison als Option.
Schon eine Stunde, bevor Messi das Wort ergriff, ging PSG mit seiner Liveübertragung auf Sendung. Vor dem Shop des Pariser Clubs in der City reihten sich die Fans ebenso geduldig wie voller Vorfreude in einer langen Schlange ein, um noch ein Trikot des neuen Superstars zu kaufen. Im Online-Shop von PSG war zunächst nur noch die Originalversion für Frauen erhältlich – für stolze fast 160 Euro.
Tragen wird Messi die Nummer, die er einst bei seinem Debüt beim FC Barcelona hatte: die 30. Die 10 von Neymar wollte er seinem einstigen und auch jetzigen kongenialen brasilianischen Sturmpartner lassen. Wann Messi sein Debüt gibt, ließ er nach seinem gerade absolvierten Urlaub offen: «Ich hoffe, es wird so früh wie möglich sein.»
«Wir wollen die Champions League gewinnen»
Sein Trikot hing schon in der Umkleidekabine, für die Pressekonferenz hatte Messi freilich den feinen Zwirn angelegt: Anzug, weißes Hemd, Krawatte. Auf dem Weg dahin passierte der Argentinier auch einen Slogan, der kaum besser passen könnte zu dem, was sich PSG zusammengekauft hat: «Träume größer». Und Messi stellte gleich mal klar: «Wir wollen die Champions League gewinnen.» Dabei auf Barcelona zu treffen, im anderen als dem Barça-Trikot im Camp Nou zu spielen, werde sich sicherlich bizarr anfühlen, ahnte er bereits.
Mit einer Pariser Mannschaft, die wie eine Sonderedition der einstigen Galaktischen von Real Madrid erscheint, können nur alle möglichen Titel das Ziel und der Anspruch sein. Erleichtert wurde Messi die Entscheidung für PSG neben einem sicherlich sehr gut dotierten Vertrag, der ihm angeblich auch das Recht zusichert, sich von den argentinischen Nationalmannschaftsärzten behandeln zu lassen und nach Barcelona zu fliegen, wann er will, durch diejenigen, die er schon gut kennt vom PSG-Kader. Neymar (ehemals auch FC Barcelona) oder Angel di María (Nationalmannschaft) oder auch Trainer Mauricio Pochettino.
«Das hat eine Rolle gespielt, ja», sagte Messi. Mit Neymar und Kylian Mbappé könnte er nun das neue megamagische Dreieck des Weltfußballs bilden. Wenn Frankreichs Weltmeister Mbappé bleibt. Al-Khelaifi sagte dazu: «Er ist Spieler von Paris. Er will gewinnen. Er hat öffentlich gesagt, dass er eine leistungsstarke Mannschaft haben will. Er hat sie. Wir können nicht mehr machen.»
PSG in einer neuen Wahrnehmungsliga
Messi ist aber auch das Meisterstück der Clubbesitzer aus Katar. 35 Titel während seiner Zeit – mit den Jugendjahren insgesamt 21 Jahre – beim FC Barcelona sprechen für sich. «Ich erinnere mich noch an den ersten Tag vor zehn Jahren. Die Leute haben gefragt, was wir vorhaben», sagte Al-Khelaifi. Neymar im Sommer 2017 für die Rekordablöse von 222 Millionen Euro, ein Jahr später Mbappé für 145 Millionen – Messi kommt ablösefrei und befördert den Club in eine neue Wahrnehmungsliga. «Ich hoffe, er will jetzt nicht mehr Geld», scherzte der Vereinsboss mit Blick auf das weltweite Interesse.
Seine Ära beim FC Barcelona endete aus finanziellen Gründen. Der mit fast 490 Millionen Euro verschuldete Club hatte sich – wohl auch durch Messis üppiges Gehalt – in eine ausweglose Situation gebracht. «Wenn wir Leo verpflichten, dann, weil wir es können», sagte Al-Khelaifi, «sonst hätten wir es nicht gemacht.» Man würde die Regeln des Financial Fair Play kennen und auch einhalten.