Mit Tipps von Buffon: «Fixpunkt» Donnarumma führt Italien an
Nicht nur Kapitän, sondern auch absoluter Führungsspieler: Torhüter Gianluigi Donnarumma. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa)

Um sein großes Torhüter-Erbe macht sich Gianluigi Buffon längst keine Sorgen mehr. Gianluigi Donnarumma ist spätestens bei dieser Fußball-EM endgültig zum unumstrittenen Anführer im Team von Titelverteidiger Italien aufgestiegen und auf dem besten Wege, sich einen ähnlichen Legenden-Status wie sein Namensvetter und Vorgänger zu arbeiten.

«Er ist ein absoluter Fixpunkt und Leistungsträger der Mannschaft. Er gibt uns Sicherheit und Garantien», lobte Teammanager Buffon den 25-Jährigen.

Donnarumma spielt ein überragendes Turnier und war in jeder Partie mit der beste Spieler seines Teams. Er hatte mit seinen Paraden und einem gehaltenen Elfmeter von Luka Modric großen Anteil daran, dass Italien gegen Kroatien durch ein Tor in der Nachspielzeit doch noch das Achtelfinale erreichte. «Er war ein unüberwindbares Bollwerk», schwärmte Buffon von dem 21 Jahre jüngeren Torhüter. Auch im Achtelfinale gegen die Schweiz am Samstag (18.00 Uhr/RTL/MagentaTV) in Berlin setzten die Azzurri auf ihren sicheren Rückhalt.

Buffon und der «unvergessliche Sommer» 2006

Der Keeper von Paris Saint-Germain träumt schon von einer Wiederholung des Titel-Coups von 2021. Damals wurde Donnarumma zum Spieler des Turniers gewählt, im Endspiel gegen England parierter er zwei Elfmeter. «Der Geist ist der gleiche wie vor drei Jahren, wir wollen wieder diese magischen Nächte erleben», sagte der Kapitän, der bei der EM in Deutschland Ruhe, Gelassenheit und Selbstbewusstsein ausstrahlt.

In Berlin will er nun Ähnliches schaffen wie Buffon, der im Olympiastadion 2006 Weltmeister wurde. Buffon ist als Teammanager in diesen Tagen im Teamquartier in Iserlohn ganz nah dran an der Mannschaft, verteilt nach Spielen in der Kabine Küsschen und Umarmungen. «Natürlich hilft es uns sehr, Gigi hier zu haben, der hier 2006 Geschichte geschrieben hat», sagte Donnarumma. «Er berichtet von seinen Erfahrungen, von dem unvergesslichen Sommer. Gigi gibt uns sehr viel. Wenn er uns Ratschläge gibt, ist das sogar noch besser.»

Unterstützung vom Mentaltrainer

Mit der Unterstützung von Buffon und den Paraden von Donnarumma will Italien möglichst zum Endspiel noch einmal nach Berlin zurückkehren. Eine erfolgreiche Titelverteidigung – das gelang selbst Legende Buffon nicht. Donnarummas Rolle im Team ist inzwischen jedoch eine andere als noch beim Triumph vor drei Jahren in London. Inzwischen trägt er die Kapitänsbinde und geht auf und neben dem Platz voran. Mit seinen 65 Länderspielen ist er auf gutem Weg, Rekordhalter Buffon (176) irgendwann einzuholen.

«Für mich ändert sich nichts. Natürlich ist es mehr Verantwortung, aber wir haben mehrere Leader in dieser Gruppe. Ich versuche immer, alles zu geben», sagte Donnarumma über seine Rolle. Dennoch: Nach Gegentoren regt er sich gestenreich auf, holte sich sogar eine Gelbe Karte für eine Beschwerde beim Schiedsrichter ab und kritisierte seine Mannschaft nach dem 0:1 gegen Spanien mit deutlichen Worten. Er ist auch als Persönlichkeit gereift und holte sich dafür unter anderem Unterstützung von einem Mentalcoach. «Das würde ich alle raten, um im Gleichgewicht zu bleiben, sich nicht von den Emotionen mitreißen zu lassen», sagte er.

«Weiteres Kapitel Geschichte schreiben»

Im Verein bei Paris Saint-Germain ist Donnarumma wegen seiner immer wieder leichtsinnigen Fehler mit dem Ball am Fuß nicht unumstritten, lange galt das auch im Nationalteam. Zudem nahmen ihm vor allem Milan-Fans den Wechsel zu PSG nach insgesamt acht Jahren bei seinem Jugendclub übel. Längst hat sich dies aber gewandelt, bei den öffentlichen Trainings in Iserlohn musste Donnarumma lange Autogramme schreiben und Fotowünsche erfüllen.

«Dieses Trikot zu tragen und zu wissen, dass du 60 Millionen Italiener hinter dir hast, ist unglaublich», sagte er. «Die letzte EM war fantastisch, eine unvergessliche Erinnerung. Jetzt versuchen wir, ein weiteres Kapitel Geschichte für Italien zu schreiben.»

Von Miriam Schmidt, dpa
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