Kurz vor den K.o.-Spielen im Londoner Wembley-Stadion erhöht die Europäische Fußball-Union den Druck auf die englischen Behörden, Corona-Ausnahmeregelungen zu beschließen.
Einen Bericht der britischen «Times», wonach sogar die Verlegung von Halbfinals und Endspiel nach Budapest diskutiert werden könnte, kommentierte die UEFA zurückhaltend, aber auch mit dem Satz: «Es gibt immer einen Notfallplan, aber wir sind zuversichtlich, dass die Finalwoche in London ausgerichtet wird.»
45.000 Zuschauer zugelassen
In Wembley sind in der kommenden Woche zwei Achtelfinals (26. und 29. Juni) angesetzt, ehe dort am 6. und 7. Juli beide Halbfinalspiele und am 11. Juli das Endspiel steigen sollen. Für die K.o.-Runde sollen bis zu 45.000 Zuschauer zugelassen werden, was 50 Prozent der Gesamtkapazität des Stadions entspricht.
Die «Times» berichtet, in den Verhandlungen gehe es insbesondere um die VIP-Gäste, für die nicht dieselben, strikten Corona-Regeln bei der Einreise gelten sollen wie für normale Rückkehrer oder Einreisende. In Großbritannien breitet sich derzeit die in Indien entdeckte Delta-Variante des Coronavirus rapide aus und treibt trotz hoher Impfquote die Zahl der Neuinfektionen deutlich in die Höhe. Bereits geplante weitere Lockerungen wurden aufgeschoben, bei der Einreise aus fast allen Ländern ist eine Quarantäne Pflicht.
«Im Moment sind wir in Gesprächen mit den lokalen Behörden, um zu versuchen, den Fans der teilnehmenden Mannschaften die Teilnahme an den Spielen zu ermöglichen», teilte die UEFA mit und schrieb von «strikten» Test- und Coronablasen-Konzepten. Der Aufenthalt der Zuschauer aus dem Ausland würde dann weniger als 24 Stunden andauern, die Bewegung vor Ort auf «genehmigte Transportmittel und Veranstaltungsorte beschränkt» werden.
«Wir verstehen den Druck»
«Wir verstehen den Druck, unter dem die Regierung steht, und hoffen, dass wir einen zufriedenstellenden Abschluss unserer Gespräche in dieser Angelegenheit erreichen können», teilte die UEFA mit. Der «Times» zufolge besteht die Sorge, dass die Briten die Ausnahmen für die EM in der aktuellen, Besorgnis erregenden Lage, scharf kritisieren würden. Der britische Premier Boris Johnson wollte zunächst keine Entscheidungen über die Spiele bestätigen.
«Die öffentliche Gesundheit muss natürlich Priorität haben», antwortete Johnson auf Reporterfragen. Man sei in Gesprächen mit der UEFA und werde schauen, welche vernünftigen Vorkehrungen man treffen könne.
Der Virologe Alexander Kekulé sieht das Vorgehen der UEFA kritisch. «Ich finde das eigentlich nicht ganz in Ordnung, dass die Briten jetzt als Austragungsort da unter Druck gesetzt werden, weil sie quasi mehr Prominente zulassen sollen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Das muss man schon den britischen Behörden überlassen, welche Sicherheitsmaßnahmen sie da sehen.» In Großbritannien habe sich mit der Delta-Variante ja gezeigt, dass sich das Virus trotz hoher Impfquote und des Sommer-Effekts weiter gut vermehren könne. «Deswegen wäre ich eigentlich dafür, dass man wegen der Europameisterschaft kein unnötiges Risiko eingeht», sagte er.
Budapest als Notfallplan bestätigte die UEFA nicht. In Ungarn wird in der Puskas-Arena vor voll besetzten Rängen gespielt. Die Bilder der ersten Partie mit Tausenden Fans dicht gedrängt schon auf den Straßen ohne Corona-Maske hatten in Deutschland auch für Unverständnis gesorgt.
In Deutschland gelten bis zum 28. Juli Ausnahmen von der Corona-Quarantänepflicht bei der Einreise aus Virusvariantengebieten – allerdings nur für die, die zur Teilnahme, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung internationaler Sportveranstaltungen durch das jeweilige Organisationskomitee akkreditiert sind. Also beispielsweise auch für Journalisten, die von den Spielen berichten.