Nach dem Krebs-Tod des früheren Stürmerstars Gianluca Vialli und Aussagen seines ehemaligen Teamkollegen Dino Baggio wird in Italien über Doping und den Einsatz von Medikamenten im Fußball diskutiert.
«Ich glaube, dass wir jene Pharma-Substanzen untersuchen müssen, die wir damals verabreicht bekommen haben», sagte der ehemalige Nationalspieler und Vizeweltmeister von 1994 der «Gazzetta dello Sport». «Vielleicht waren sie unbedenklich, aber vielleicht entdeckt man da auch etwas…»
Baggio erinnerte an Vialli und den früheren Serie-A-Profi Sinisa Mihajlovic, mit denen er selbst noch zusammen gespielt hatte und die an Bauchspieldrüsen- respektive Blutkrebs gestorben waren. Über einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Präparaten als Fußballprofis und den späteren Erkrankungen gibt es aktuell keine Hinweise. Dennoch sagte der 51-jährige Baggio: «Ich bin besorgt, das gebe ich zu. Viele Tote, alles noch junge Leute, das ist nicht normal. Eine ernsthafte Untersuchung wäre hier angebracht.»
Der einstige Mittelfeldspieler hatte in einem TV-Interview Anfang der Woche noch mehrmals den Begriff Doping verwendet – inzwischen räumte er ein, dass dies ein Versehen war und er nicht verbotene Substanzen meinte. Allerdings hätten er und seine Teamkollegen etwa bei Inter Mailand, Juventus Turin und dem AC Parma täglich «eine beträchtliche Menge» an Nahrungsergänzungsmitteln verabreicht bekommen, auch intravenös. Was ihm dabei gespritzt wurde, «das habe ich nie so genau erfahren», meinte Baggio.
Mancini warnt vor unbedachten Aussagen über Vialli
In den 1990er Jahren war es im italienischen Fußball nach Aussagen von ehemaligen Spielern üblich, teils massenhaft Präparate einzunehmen. Der Mannschaftsarzt von Juventus Turin kam deswegen sogar vor Gericht, er wurde nach einem jahrelangen Verfahren letztinstanzlich wegen Sportbetrugs verurteilt – ein Dopinggesetz gab es damals noch nicht.
Italiens aktueller Nationaltrainer Roberto Mancini warnte indes vor unbedachten Aussagen im Hinblick auf den Tod seines guten Freundes Vialli. «Da muss man vorsichtig sein», sagte er. Schwere Erkrankungen «ereilen leider ehemalige Spieler und auch normale Leute», meinte der Ex-Profi.