Die Nationalspieler genossen Antipasti in einem gehobenen italienischen Restaurant, während Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Stargast Niclas Füllkrug am Trainingsplatz scherzte. Trotz der Verletzungssorgen um Florian Wirtz und Kai Havertz sowie des knappen Zeitplans vor den wichtigen Begegnungen gegen die Squadra Azzurra bleibt Nagelsmann optimistisch.
Der ehrgeizige Trainer möchte die legendäre deutsch-italienische Fußballgeschichte mit einem persönlichen Erfolg fortsetzen. Die Nationalmannschaft soll im Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand gegen den Angstgegner unter schwierigen Bedingungen bestehen, um gleich zwei Titel zu gewinnen. „Ich hoffe, dass wir eigene Geschichten schreiben und weniger auf die großen Duelle der Vergangenheit zurückblicken“, erklärte Nagelsmann vor dem Viertelfinal-Hinspiel am Donnerstag um 20.45 Uhr.
Der Gewinn der Nations League in diesem Sommer und der WM-Triumph 2026 in Amerika stehen auf seiner Agenda. Das Giuseppe-Meazza-Stadion ist für deutsche Titelträume ein geeigneter Ort. Obwohl Nagelsmann vor der Nostalgie-Falle warnte, kann er sich der Magie von San Siro nicht entziehen.
Im Jahr 1990 wurde in diesem Stadion der Grundstein für den späteren WM-Sieg gelegt, unter anderem durch das legendäre 2:1 im Achtelfinale gegen die Niederlande mit Rudi Völler. 2001 gewann der FC Bayern in Mailand die Champions League. „Heute ist ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben“, könnte auch das Motto von Nagelsmanns Motivationsrede sein.
„Ich weiß, dass viele als wandelnde Enzyklopädien des Fußballs gelten. Ich beschäftige mich jedoch wenig mit der Vergangenheit und versuche, die Gegenwart zu beeinflussen“, betonte der Bundestrainer.
„Wir müssen und wollen die beiden Spiele positiv gestalten“, fasste Nagelsmann den Plan für die Woche zusammen, der auch das Rückspiel am Sonntag in Dortmund umfasst. Der Fokus liegt auf der Entwicklung eines starken Selbstbewusstseins. „Wenn man Spanien und Argentinien sieht, wie viele Spiele sie vor ihren großen Titeln gewonnen haben, ist das ein wichtiger Faktor“, argumentierte Nagelsmann.
Die Herausforderungen sind groß. Neben Wirtz und Havertz fehlen auch Aleksandar Pavlovic und Benjamin Henrichs. Auch Stammtorwart Marc-André ter Stegen und Torgarant Füllkrug sind seit Monaten verletzt. Nagelsmann musste Kompromisse bei der Kaderzusammenstellung eingehen und nominierte Spieler, die in ihren Clubs nicht in Bestform sind, wie Robert Andrich und Deniz Undav.
Im Tor wird Oliver Baumann die Nummer eins sein. Rückkehrer Leon Goretzka könnte nach 16 Monaten aufgrund seiner Form wieder in die Startelf rutschen. In der Abwehr stehen Nagelsmann die besten Spieler zur Verfügung, doch alle außer Antonio Rüdiger sind gelb-vorbelastet.
Besonders in der Offensive ist die Lage angespannt. Jamal Musiala ist der letzte verbliebene Spieler aus der EM-Formation und trägt eine besondere Verantwortung. Die Abwesenheit von Havertz, Wirtz und Füllkrug sowie Ilkay Gündogans Rücktritt zwingen Nagelsmann zum Umdenken. Vorne wird Tim Kleindienst in die Startelf rücken, während Leroy Sané ebenfalls berücksichtigt wird.
Die historische Rivalität zwischen Deutschland und Italien ist Nagelsmann bewusst. Er verweist auf die großen Begegnungen der Vergangenheit, darunter das Jahrhundertspiel 1970 und die WM-Finalniederlage 1982. Nagelsmann wird jede Unterstützung willkommen heißen, auch von Rudi Völler, der sich auf die Spiele freut.