Julian Nagelsmann spricht während der Pressekonferenz. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Chaloupka Miroslav/CTK/dpa)

Die von Ehrenpräsident Uli Hoeneß neu angeheizte Mittelstürmer-Debatte hat den FC Bayern München bis zum Champions-League-Spiel bei Viktoria Pilsen begleitet. Trainer Julian Nagelsmann sieht sich dabei in der Pflicht, die Leerstelle eines klassischen Neuners beim deutschen Rekordmeister nach dem Millionen-Wechsel von Weltfußballer Robert Lewandowski (34) zum FC Barcelona möglichst gut zu schließen. 

«Es ist meine Aufgabe, die Dinge so zu steuern, dass wir es gut kompensieren, ganz unabhängig davon, ob der Ehrenpräsident oder sonst wer das kommentiert. Am Ende ist es mein Job, das hinzukriegen, weil der Kader so ist, wie er ist», sagte Nagelsmann vor der Partie am Mittwochabend (21.00 Uhr/DAZN) in Tschechien. Die Personalsituation in der Offensive ist aus Sicht des Trainers «gut genug», um das Fehlen «eines klassischen Neuners zu kompensieren».

Nagelsmann: «Man muss das große Ganze sehen»

«Man kann viele Dinge auffangen. Wir haben extrem viele Torchancen. Es ist immer hypothetisch zu sagen, wie viele davon ein klassischer Neuner gemacht hätte, die wir nicht gemacht haben», argumentierte Nagelsmann mit Blick auf Lewandowski, der in den vergangenen Jahren für rund 50 Tore pro Saison gut war. «Wir haben statistisch gesehen auch mehr Chancen als letztes Jahr, sprich, es hat auch was Gutes vielleicht, dass wir die nötige Variabilität vorne haben», meinte Nagelsmann. Mit Neuzugang Sadio Mané vom FC Liverpool hatten die Bayern im Sommer einen schnellen, spielstarken Stürmer verpflichtet.

«Es ist immer auch eine Frage des Transfermarktes, was zur Verfügung steht, was finanzierbar und auch sinnvoll ist im Mannschaftsgefüge. Man muss das große Ganze sehen», bemerkte Nagelsmann grundsätzlich. Den 35-Jährigen nervt die Debatte: «In einer Phase, wo man weniger Tore schießt, kann man immer sagen, da fehlt der klassische Neuner. Am Anfang haben wir viele Tore geschossen, da war er auch nicht da. Da darf jeder seine Meinung haben und sein Urteil drüber fällen.»

Hoeneß beklagte fehlenden Neuner

Hoeneß hatte sich in der Thematik nach dem 2:2 am Wochenende im Bundesliga-Topspiel bei Borussia Dortmund klar positioniert. «Eines ist ganz sicher, dass ich glaube, dass uns schon ein Neuner fehlt», sagte der 70-Jährige am Sonntag im BR Fernsehen. Der frühere Vereinspräsident merkte an, es sei im Sommer «eine schwierige Entscheidung gewesen, den Robert abzugeben. Mit dem Risiko, dass man bestimmte Tore nicht mehr macht.»

Bayern-Profi Leon Goretzka betonte in Pilsen, dass das Lewandowski-Vakuum «niemand» beim FC Bayern unterschätzt habe. «Es war schon allen bewusst, dass Lewy extrem viele Tore geschossen hat für uns», sagte der Mittelfeldspieler: «Aber wenn man sich unsere Ergebnisse anschaut, waren wir durchaus in der Lage, Tore zu schießen. Wir werden in den nächsten Wochen keinen neuen Stürmer dazubekommen, aber auch mit unserem jetzigen Kader wieder in die Spur zurückfinden», sagte Nationalspieler Goretzka kämpferisch.

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