Der Nachname war wohl falsch und auch das Geburtsdatum stimmte offensichtlich nicht: Der in der vergangenen Saison oft so begeisternde Silas Wamangituka hat wohl lange unter falscher Identität für den Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart gespielt.
Sein korrekter Name ist demnach Silas Katompa Mvumpa, wie die Schwaben mitteilten. Auch das Geburtsdatum des Flügelstürmers war wohl nicht korrekt. Laut VfB-Angaben wurde Silas am 6. Oktober 1998 in Kinshasa geboren und ist somit heute 22 und damit genau ein Jahr älter als ursprünglich angenommen. Das alles kam nun heraus, weil Silas sich kürzlich seinem Club offenbart hatte.
Demnach habe der Kongolese den VfB-Verantwortlichen berichtet, dass er «Opfer von Machenschaften seines ehemaligen Spielervermittlers» geworden und Wamangituka nicht sein richtiger Name sei. Zudem nannte der Angreifer ein anderes Geburtsdatum. Zuvor hatte er sich seit seinem Wechsel zum VfB im Sommer 2019 wohl nicht getraut, Sportdirektor Sven Mislintat und Vorstandsboss Thomas Hitzlsperger von seiner falschen Identität zu erzählen. «Ich habe in den letzten Jahren in ständiger Angst gelebt und mir auch um meine Familie im Kongo große Sorgen gemacht. Es war ein schwerer Schritt für mich, meine Geschichte zu offenbaren», sagte Silas.
DFB-Kontrollausschuss prüft Fehlverhalten
Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes wurde vom VfB informiert und will «die Angelegenheit im Hinblick auf ein mögliches sportstrafrechtliches Fehlverhalten des Spielers überprüfen», wie der Ausschussvorsitzende Anton Nachreiner in einer DFB-Mitteilung ankündigte. Der DFB-Sportgerichtsvorsitzende Hans E. Lorenz verwies auf eine wirksam erteilte Spielerlaubnis durch die Deutsche Fußball Liga (DFL). «Davon abgesehen sind beim DFB-Sportgericht keine Einsprüche gegen Spielwertungen anhängig. Diese können wegen Fristablauf auch nicht mehr eingelegt werden«, erklärte Lorenz.
«Wir haben sofort, nachdem Silas sich uns anvertraut hatte, alle aus unserer Sicht nötigen Maßnahmen eingeleitet und die zuständigen Stellen eingeschaltet», sagte VfB-Chef Hitzlsperger. Konsequenzen für den Profi fürchten die Schwaben nicht. Nach juristischer Bewertung des Sachverhalts gehe man davon aus, «dass Silas im Besitz einer gültigen Spielberechtigung war und weiter ist». Außerdem rechnet der VfB damit, dass Silas zu gegebener Zeit eine neue, auf seinen richtigen Namen lautende Spielberechtigung bekommen werde.
Spielervermittler machte massiv Druck
Die Geschichte um Silas beginnt laut VfB im Jahr 2017, als der damals 18-Jährige vom belgischen Topclub RSC Anderlecht zu einem Probetraining eingeladen wird. Um von der Demokratischen Republik Kongo nach Belgien reisen zu können, erhält er ein zeitlich befristetes Visum. Nach einigen Trainingseinheiten will der RSC ihn wohl verpflichten, da sein Visum jedoch vor dem Ablauf steht, muss Silas zunächst zurück in die Demokratische Republik Kongo, um ein neues zu bekommen. Hier schaltet sich der ehemalige Spielervermittler ein. Unter massivem Druck solle dieser Silas davon überzeugt haben, dass er nicht mehr nach Europa zurückkehren dürfe, wenn er Belgien einmal verlasse und in die Demokratische Republik Kongo reise.
«In Bezug auf die Namensänderung ist er vor allem Opfer. Entsprechend werden wir ihn auch schützen», sagt Mislintat. Silas soll Vertrauen zum Vermittler gefasst und in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten sein. Er habe in dieser Zeit «augenscheinlich» weder auf sein Konto noch auf seine Papiere Zugriff gehabt. Schließlich habe der Vermittler auch seine Identität geändert und neue Papiere verschafft. Der VfB vermutet, dass dies zum einen passierte, um die Verbindung des Stürmers zu seinem Ausbildungsverein im Kongo zu unterbrechen, zum anderen habe sich dadurch Silas‘ Abhängigkeit vom Vermittler erhöht – da er von nun an erpressbar gewesen sei.