Der SSC Neapel will heute den Meistertitel perfekt machen und der süditalienischen Stadt eine einmalige und exzessive Fanfeier bescheren. Tausende Ordnungskräfte, Extra-Bewachung für historische Bauten, Hunderte mobile Mediziner, weitreichende Straßensperren und sogar ein Partyverbot auf dem Vesuv: Falls der Fußball-Coup gelingt, soll es bei einer friedlichen XXL-Titelsause bleiben.
Zunächst müssen dafür freilich die sportlichen Ergebnisse passen. Die Ausgangslage am 32. Spieltag der Serie A ist einfach: Nur wenn Napoli sein Heimspiel gegen US Salernitana (15.00 Uhr) gewinnt und davor Verfolger Lazio Rom bei Inter Mailand (12.30 Uhr) verliert oder nur unentschieden spielt, sind die Süditaliener an der Tabellenspitze rechnerisch nicht mehr einzuholen.
Appell von Coach Luciano Spalletti
«Wir stehen vor einer extremen Herausforderung, für uns, für die Stadt, für alle», sagte Trainer Luciano Spalletti. «Wir wollen schon seit Langem solche Nächte erleben.» Der Coach appellierte an die Neapolitaner, bei einem Titeltriumph friedlich und ohne Randale zu feiern. «Es werden viele Kinder in der Stadt unterwegs sein und nichts darf ihre Sicherheit gefährden.»
Die Polizei und die Politik haben umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen erarbeitet, bis zu einer Million Gäste – darunter auch etwa 250.000 Touristen für das lange Wochenende – werden erwartet: Zunächst wurde die Partie von Samstag auf Sonntag verschoben, damit mögliche Meisterfeiern schon im Stadion beginnen und die Fans und die Mannschaft sich dann so geordnet wie möglich in Richtung Zentrum bewegen können. Voraussichtlich werden die Spieler mit einem Bus vom Stadion in die Stadt gebracht. Große Teile der Innenstadt werden vom Nachmittag bis zum nächsten Morgen für den Verkehr gesperrt.
Rund 2500 Sicherheitskräfte eingeplant
2500 Polizisten und andere Ordnungskräfte sind eingeplant, dazu schicken die Gesundheitsbehörden 140 Ärzte und Krankenpfleger auf die Straßen für eventuelle Erste-Hilfe-Maßnahmen. 37 historische Gebäude, Statuen oder Brunnen werden besonders bewacht. In der Stadt ist der Verkauf von Glasflaschen und Dosen verboten.
In allen Stadtteilen sind Partys geplant, vor allem im einst berüchtigten Spanischen Viertel im Zentrum von Neapel, das seit vielen Wochen mit blau-weißen Fahnen, Postern und Wimpeln geschmückt ist. Dort befindet sich auch das berühmte Wandgemälde von Diego Maradona, jenem in Neapel vergötterten Fußball-Helden, der den Verein 1987 und 1990 zu den beiden bislang einzigen Meistertiteln geführt hatte.
Für das Ende der mehr als 30-jährigen Wartezeit auf den nächsten «Scudetto» hatten manche Tifosi sogar eine ganz spezielle Aktion geplant: Sie wollten hoch oben auf dem Vesuv, an dessen Füßen Neapel liegt, ein Feuerwerk abbrennen, den Vulkan symbolisch ausbrechen lassen. Dagegen aber wehrte sich die Leitung des Nationalparks und unterstrich, dass gerade der Kraterrand ein gefährlicher Ort für derartige Aktionen sei. Zusammen mit der örtlichen Polizei soll sichergestellt werden, dass keine Fans dorthin gelangen.