Torjäger Wout Weghorst erhöhte für die Niederlande zum zwischenzeitlichen 2:0. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Piroschka Van De Wouw/Pool Reuters/AP/dpa)

Wolfsburgs Torjäger Wout Weghorst feierte mit den Oranje-Kickern nach dem Abpfiff ausgelassen den perfekten Start in die Fußball-Europameisterschaft, der auch das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima auf der Tribüne erfreute.

Mit dem 3:2 (0:0) gegen die Ukraine legte die Niederlande in Amsterdam eine gelungene Rückkehr auf die große Fußball-Bühne nach 2528 Tagen hin und verschaffte sich eine gute Ausgangsposition in der Gruppe C.

Große Erleichterung bei den Niederlanden

Vor 16.000 Zuschauern erzielte der 28 Jahre alte Weghorst in der 59. Minute den ersten EM-Treffer seiner Karriere zum zwischenzeitlichen 2:0. «Die meiste Zeit haben wir heute ein gutes Oranje-Team gesehen. Wir haben uns viele Chancen herausgespielt», befand Weghorst nach der Achterbahn der Gefühle in den spannenden 90 Minuten. «Nach dem 2:0 hatten wir eigentlich alles im Griff und dann geben wir es in ein paar Minuten fast noch her. Aber am Ende haben wir verdient gewonnen.»

Georginio Wijnaldum (52.) hatte die Elftal in Führung gebracht. Andrej Jarmolenko (75.) und Roman Jaremtschuk (79.) glichen für die Ukraine zwar noch einmal aus, doch Denzel Dumfries (85.) ließ die Niederländer am Ende jubeln. «Die Erleichterung ist natürlich groß. Hätten wir 2:2 gespielt, wären wir sauer gewesen», sagte Wijnaldum.

Furioser Beginn

Die Gastgeber, die erstmals seit der WM 2014 wieder bei einem großen Turnier dabei sind und eine schwache EM-Vorbereitung absolviert hatten, starteten furios in die vom deutschen Schiedsrichter Felix Brych fehlerfrei geleitete Partie. Schon in der 2. Minute setzte Memphis Depay zu einem Solo an, scheiterte beim Abschluss aber am ukrainischen Torwart Georgi Buschtschan. Der 27-Jährige von Dynamo Kiew avancierte zum besten Mann der Osteuropäer und entschärfte wenig später mit einer Fußparade die nächste Großchance der Niederländer durch Dumfries.

Die Elftal von Bondscoach Frank de Boer, der im gesamten Turnier auf den verletzten Star-Verteidiger Virgil van Dijk vom FC Liverpool verzichten muss, spielte erfrischend nach vorn. Wijnaldum führte im Mittelfeld umsichtig Regie und sorgte auch vor dem Tor für Gefahr. Erst zielte der Oranje-Kapitän ein wenig zu hoch, später scheiterte er mit einem abgefälschten Schuss am stark reagierenden Buschtschan.

Wolfsburg-Stürmer rechtfertigt Startplatz

Der ukrainische Torwart hatte zuvor bereits gegen Weghorst gerettet. Der Stürmer vom Bundesligisten VfL Wolfsburg, der in der WM-Qualifikation im März nicht berücksichtigt worden war, erhielt als Sturmpartner von Depay den Vorzug vor Luuk de Jong und rechtfertige das Vertrauen des Trainers. «Wenn ich treffe, bin ich natürlich sehr zufrieden», sagte Weghorst.

Die Ukrainer, die in der Qualifikation für das Turnier überraschend Titelverteidiger Portugal hinter sich gelassen hatten, hielten mit großer Lauf- und Kampfbereitschaft dagegen. Chancen konnte sich das Team von Trainer Andrej Schewtschenko, der 2012 die beiden bisher einzigen EM-Tore für sein Land erzielt hatte, aber kaum herausspielen.

Bis auf einen harmlosen Schuss des Ex-Dortmunders Jarmolenko (30.) blieb Oranje-Keeper Maarten Stekelenburg – mit 38 Jahren und 264 Tagen der älteste Profi, der bei einer EM oder WM jemals für die Niederlande gespielt hat – in der ersten Halbzeit beschäftigungslos.

Seine Vorderleute hatten die Partie fest im Griff, belohnten sich zunächst aber nicht. Fünf Minuten vor der Pause vergab Dumfries die größte Chance zur Führung, als er den Ball aus fünf Metern völlig frei stehend am Tor vorbei köpfte.

Ukraine nah am Happy End

Wie es geht, zeigte Wijnaldum kurz nach Wiederanpfiff. Bei einer scharfen Hereingabe von der rechten Seite klärte Buschtschan in höchster Not vor dem heranstürmenden Depay, den Abpraller versenkte der künftig für Paris Saint-Germain spielende Mittelfeld-Regisseur eiskalt. Das letzte Oranje-Tor bei einer EM hatte Rafael van der Vaart 2012 gegen Portugal erzielt. Nun waren die letzten Fesseln gelöst. Nur sechs Minuten nach der überfälligen Führung legte Weghorst nach. Nach einer weiteren Unsicherheit in der ukrainischen Abwehr traf der 28-Jährige mit einem Flachschuss.

Im Vorgefühl des sicheren Sieges erlahmte der Schwung bei den Niederländern – und plötzlich kippte die Partie. Jarmolenko traf mit einem herrlichen Schuss zum Anschluss, der die Ukrainer beflügelte. Vier Minuten später bestrafte Jaremtschuk per Kopf die Passivität der Hausherren. «Die Reaktion meiner Mannschaft hat mir gefallen», sagte Schewtschenko. Für ein Happy End reichte es aber nicht.

Von Lars Reinefeld und Eric Dobias, dpa
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