Frankfurts Spieler nach dem 2:1 gegen Olympique Marseille. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa)

Von einer Rückkehr in die Europa League will Oliver Glasner überhaupt nichts wissen.

«Diese Frage bitte in Lissabon stellen. Jetzt gibt es nur ein Ziel, und das ist gewinnen in Lissabon», betonte der Trainer von Eintracht Frankfurt nach dem 2:1 (2:1) in der Champions League gegen Olympique Marseille. «Es ist alles möglich, von Platz eins bis vier.» 

Im Finale der Gruppe D am kommenden Dienstag würde der Europa-League-Gewinner mit einem Sieg bei Sporting Lissabon sicher ins Achtelfinale der Königsklasse einziehen. Bei einer Niederlage oder einem Remis in Portugal droht das komplette Aus, und beim auch denkbaren Erreichen von Rang drei würden die Hessen in den Wettbewerb zurückkehren, in dem sie am 18. Mai triumphierten.

«Wir wollten ein Endspiel»

«Wir wollten ein Endspiel, und jetzt freuen wir uns darauf», meinte Frankfurts Mittelfeldstratege Mario Götze, für den schon am Samstag (18.30 Uhr/Sky) ein besonderes Spiel gegen seinen Ex-Club Borussia Dortmund ansteht. 

«Ich habe meine Jugend in Dortmund verbracht, habe dort viele Jahre gespielt und viele gute Momente gehabt. Es wird ein gigantisches Spiel», sagte der 30-Jährige, der von 2009 bis 2013 und von 2016 bis 2020 beim BVB kickte. Nach seiner starken Leistung gegen Marseille wurde Götze als «Man of the Match» ausgezeichnet und empfahl sich vor den Augen von Bundestrainer Hansi Flick als Tribünengast einmal mehr als Kandidat für die WM in Katar.   

Eine spezielle Herausforderung ist das Bundesliga-Duell auch für Glasner. «Ich bin die vierte Saison in Deutschland und habe noch keinen Punkt gegen den BVB geholt», erklärte der Österreicher. «Es ist ein persönliches Ziel, und meine Jungs werden das erfahren.» Mit einem Sieg würde die Hessen zumindest den Liga-Fünften aus Westfalen vom vierten Champions-League-Platz fernhalten.

Zuzutrauen ist den Frankfurtern aktuell alles – auch ein erfolgreicher Doppelschlag gegen den BVB und Sporting. «Momentan sind wir auf einer Welle. Wir haben Spielfreude in der Offensive und sind sehr effizient», sagte der Schweizer Nationalspieler Djibril Sow angesichts einer Erfolgsserie mit vier Siegen in elf Tagen auf hohem Spielniveau. 

Unter Glasner auf ein neues Level

Die Frankfurter scheinen unter der Regie von Glasner ein neues Level und einen bisher kaum dagewesenen Zusammenhalt in der Mannschaft erreicht zu haben. Die Eintracht ist eine Einheit. «Es war eine großartige Teamleistung. Ich bin stolz, Trainer einer so charakterstarken Gruppe zu sein», sagte er nach dem ersten Heimsieg in der Champions League überhaupt. 

Dabei ist die personelle Situation alles andere als gut. Immer wieder musste der Coach die Abwehrkette nach dem Ausfall von Makoto Hasebe und Almany Touré sowie den gegen Olympique gesperrten Tuta neu formieren. Dabei erwies sich Glasner als mutiger Improvisationskünstler. Gegen die bissigen Franzosen machte er den Kroaten Hrvoje Smolcic (22) erstmals zum Abwehrchef. «Es funktioniert, weil sich jeder in den Dienst der Mannschaft stellt. Mit welcher Hingabe sie sich unterstützen, ist unglaublich», lobte Glasner, der allerdings ein neues Problem zu lösen hat: Auf unbestimmte Zeit fällt Außenbahnspieler Christopher Lenz aus, er zog sich eine Faszienverletzung im Oberschenkel zu.

«Unsere Mentalität ist bemerkenswert. Jeder zerreißt sich für das Team», meinte auch Frankfurts Stürmer-Senkrechtstarter Randal Kolo Muani. Der Franzose hatte nach der Führung durch Daichi Kamada (3. Minute) das 2:0 (27.) erzielt. Den zwischenzeitlichen Ausgleich schoss Matteo Guendouzi (22.). «Es war ein Riesen-Fight. Es war ein außergewöhnlicher Abend», sagte auch Eintracht-Sportchef Markus Krösche beeindruckt.

Andreas Schirmer und Patrick Reichardt, dpa
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