Nur Gakpo glänzt bei Oranje – van Gaal versteht Kritik nicht
Cody Gakpo (r) stellt mit seinem Führungstreffer die Weichen Richtung Achtelfinale. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa)

Kritik war unerwünscht. Trotz der nächsten drögen Vorstellung beharrte Louis van Gaal darauf, dass das Spiel der Niederlande bei der WM völlig in Ordnung sei – und faltete nach dem perfekt gemachten Gruppensieg direkt einen Kritiker zusammen.

«Ich gebe ihnen nicht recht und werde das nicht ausführen. Sie haben eine andere Auffassung von Fußball als ich», entgegnete van Gaal einem Journalisten, der nach den Gründen des einschläfernden Spiels der Elftal beim 2:0 (1:0) gegen Katar gefragt hatte.

«Warum schreiben sie nicht einfach, dass wir furchtbar langweilig spielen und fahren morgen nach Hause, weil ihnen alles egal ist», nörgelte der Bondscoach. Was man seiner Ansicht nach vom niederländischen Spiel halten solle? «Jeder sollte stolz sein, dass wir in der nächsten Runde sind. Die Dinge sind nicht so schlecht», betonte van Gaal.

Oranje ohne Mühe und Glanz

Sie sehen aber massiv langweilig aus. Auch gegen Katar verfiel die Niederlande nach der Führung durch Cody Gakpo (26. Minute) wie schon beim 1:1 gegen Ecuador in eine völlig unnötige Passivität. Nach dem zweiten Tor durch Frenkie de Jong (49.) schaltete man endgültig in den zweiten Gang.

Van Gaal und seine Spieler hoben fast schon angestrengt die positiven Dinge hervor. «Wir sind weiter, darum ging es heute. Ich denke, dass wir am Ball heute besser waren als die vergangenen Spiele, wir hatten mehr Kontrolle», sagte Gakpo. Der 23-Jährige war der einzige Glanzpunkt im matten Oranje-Spiel im Wüstenstadion von Al-Bait. Vor 66.784 Fans erzielte der Profi von der PSV Eindhoven seinen dritten Treffer im dritten Spiel – und jedes Mal war es das erste Tor. Das war zuvor nur dem Italiener Alessandro Altobelli 1986 gelungen.

Gakpo wollte sich nicht selbst auf eine höhere Stufe stellen als seine Mitspieler. «Wir tun es alle zusammen. Ich war jetzt ein paar Mal der Vollender, aber alle helfen einander. Das ist ein gutes Gefühl», sagte der Mittelfeldspieler. Für Trainer van Gaal war der X-Faktor ohnehin ein anderer. Der Coach lobte den Auftritt von Memphis Depay, der erstmals nach seiner langwierigen Oberschenkelverletzung in der Startelf stand: «Memphis hat gespielt und er war an beiden Toren beteiligt. Das war der Unterschied. Jetzt müssen wir ihn noch besser ins Spiel einbinden.»

Katar scheidet historisch schlecht aus

Letztlich gibt der Erfolg van Gaal recht. Zum neunten Mal hat die Niederlande die Gruppenphase einer WM erfolgreich gemeistert. Im Achtelfinale am Samstag geht es die USA. WM-Gastgeber Katar, dessen Aus schon vor dem Anpfiff feststand, verlor dagegen nach dem 0:2 gegen Ecuador und dem 1:3 gegen den Senegal auch das dritte Gruppenspiel und verabschiedete sich bei seiner ersten Endrundenteilnahme ohne Punkt als bisher schlechtester Gastgeber der WM-Geschichte.

Dabei war das Team als Asienmeister ins Turnier gegangen. Der Staat hatte seit der Vergabe der WM vor zwölf Jahren viel Geld in den Aufbau der Mannschaft investiert. Vor Katar war nur Südafrika im Jahr 2010 als Gastgeber in der Gruppenphase ausgeschieden. Die «Bafana bafana» hatte damals aber zumindest einen Sieg gelandet und vier Punkte geholt.

Wenige Höhepunkte

Zu Beginn entwickelte sich ein erstaunlich munteres Spiel, in dem sich auch die Gastgeber keineswegs versteckten und um einen ehrenvollen Abschied bemüht waren. Doch relativ schnell wurde es zäh. Die Niederländer hatten zwar die Spielkontrolle und in der überwiegenden Zeit den Ball, aber zu wenig Bewegung im Spiel und zu wenig Kreativität. Die beiden Bundesliga-Profis Mathijs de Ligt (Bayern München) und Jeremie Frimpong (Bayer Leverkusen), der ohne Vorrunden-Einsatz blieb, beobachteten das Ganze von der Bank aus.

Der Eisbrecher war dann wieder einmal Gakpo, der sich nach einem Doppelpass mit dem Ex-Bremer Klaassen gegen drei Gegenspieler behauptete. Die Gastgeber hielten auch nach dem Wechsel im nicht ausverkauften Stadion Al-Bait tapfer dagegen. Dennoch war das Spiel schnell entschieden. Nach einer missglückten Kopfball-Abwehr scheiterte Depay an Katars gutem Torhüter Barsham Meshaal, doch de Jong spitzelte den Abpraller ins Netz.

Holger Schmidt und Tom Bachmann, dpa
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