City-Coach Pep Guardiola wechselte Erling Haaland in der 63. Minute aus. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Dave Thompson/AP)

Pep Guardiola musste sich für die Auswechslung von Erling Haaland rechtfertigen – doch RB Leipzig ersparte der Trainer von Manchester City nach dem Rekord-Fünferpack des Norwegers beim 0:7 so eine womöglich noch schlimmere Schmach.

«Am Ende haben wir hier ein bisschen das Gesicht verloren. Das soll nicht sein, dafür sind die Jungs auch viel zu gut», sagte RB-Sportchef Max Eberl nach dem krachenden Achtelfinal-Aus in der Königsklasse.

Nur zu gern hätte Haaland die Bestmarke für die meisten Tore in einem Champions-League-Spiel gebrochen, die er sich nun unter anderen mit Weltmeister Lionel Messi teilt. Doch Guardiola ließ den mit Superlativen überschütteten 22-Jährigen nicht. «Ich weiß, dass Leo fünf Tore gemacht hat, ich erinnere mich genau daran», berichtete Guardiola, der einst Coach von Messi beim FC Barcelona war.

«Aber es ist unglaublich, dass er (Haaland) das in 60 Minuten geschafft hat, das ist bei Leo nicht der Fall. Aber Erling ist sehr jung, und das muss ein zusätzlicher Grund sein, Leos Rekord zu brechen», erklärte der einstige Bayern-Trainer nach dem erschreckend einseitigen Achtelfinal-Rückspiel.

Fokus nun auf Spiel gegen Bochum

Eberl setzte die höchste Pleite in der Champions-League-Geschichte nach dem 1:1 im Hinspiel schwer zu. Zwar könne man nach dem mehr als umstrittenen Handelfmeter und bei den ersten beiden Toren diskutieren, ob das vom Regelwerk so gepasst habe. «Aber bei einem 7:0 müssen wir uns darüber nicht aufregen», stellte Eberl fest.

Der Blick müsse jetzt auf die Liga gerichtet sein. «Wir haben am Samstag Bochum, was definitiv ein anderes Spiel sein wird. Aber das steckt jetzt erst mal in den Kleidern», sagte Eberl. Jeder Einzelne müsse sich jetzt hinterfragen, was er falsch gemacht habe. «Und dann müssen wir auch ein Stück weit die Häme ertragen, das gehört aber im Fußball dazu. Ich mag eigentlich Kerle, die danach wieder aufstehen. Das können wir dann am Samstag beweisen.»

Einen kleinen Rüffel verteilte bei seiner Auswechslung in der 63. Minute auch Haaland trotz einer innigen Umarmung an Guardiola. «Ich habe ihm gesagt, dass ich gern einen doppelten Hattrick erzielt hätte, aber was soll ich machen?», sagte er. Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus kritisierte beim TV-Sender Sky den frühzeitigen Wechsel: «Er hätte Historisches schaffen können. Haaland hätte noch eine halbe Stunde für ein sechstes gehabt.»

Medien feiern «Bestie» Haaland

Diese Chance wird für Haaland nicht so schnell wiederkommen. «Jedes Champions-League-Spiel ist schwierig. Daher bin ich ja so happy und mega stolz auf die fünf Tore», sagte ein heruntergekühlter, aber lustiger Haaland. Über die Rekordmarke wusste der einstige BVB-Profi bestens Bescheid. Schnell antwortete er, dass dieses Kunststück vor ihm schon Messi, einst beim 7:1 gegen Bayer Leverkusen, und Luiz Adriano im Trikot von Schachtjor Donezk glückte. Doch keiner schaffte es in so jungen Jahren wie er. Und keiner in nur 35 Minuten. Daher schnappte er sich vom Schiedsrichter den Ball als Trophäe für einen unvergesslichen Abend. 

In den internationalen Medien wurde er für seinen Auftritt gefeiert. Die französische Sportzeitung «L’Équipe» betitelte ihn als «E.T. – der Außerirdische». Die spanische «Marca» titelte «Und zum Fünften, Pep hat ihn verändert» und schrieb dazu: «Was für eine Bestie». In England feierte die Presse mit Titelzeilen wie «Haal of Fame» oder «Gimme five». Natürlich war auch Guardiola hin und weg von Haalands Naturgewalt auf dem Rasen. «Erling war großartig, aber alle waren außergewöhnlich», lobte der Coach.

Damit verstummten wohl auch die letzten Kritiker in Manchester, die zuletzt darüber diskutierten, dass City ohne den norwegischen Nationalspieler mehr Tore erzielte. Da war sogar Leipzig-Coach Marco Rose als einstiger Förderer von Haaland in Salzburg und Dortmund überrascht. «Also, wenn ihr nicht wollt, schickt ihn zu mir, ich nehme ihn», meinte Rose, der schon vor dem Spiel vor der Wucht des Ausnahmestürmers gewarnt hatte: «Man kann ihn nicht ganz kaltstellen.»

Das musste selbst Leipzigs Mister Champions League, Emil Forsberg, neidlos anerkennen. «Er ist wirklich gut vor dem Tor, egal wie, er ist immer da. Er hat das Gespür und das Gefühl, wo der Ball hinkommt.» RB-Abwehrchef Willi Orban sagte: «Er war immer da, wo der Ball runtergefallen ist, da muss man ihm irgendwie auch gratulieren, dass das Gesetz der Anziehung heute auf seiner Seite hatte. Der Junge ist schon ein besonderer Kerl.»

Frank Kastner, dpa
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