Die klarste Ansage nach dem Einzug ins WM-Achtelfinale der schon wieder freudetrunkenen Argentinier kam vom Torschützen Alexis Mac Allister. «Wir sind wieder das Team, das wir vorher waren», sagte er. Und das war die Mannschaft um Superstar Lionel Messi, die 2021 die Copa America gewann und bis zur Fußball-WM 36 Spiele in Serie nicht verloren hatte.
Die Mannschaft, die als Titelkandidat angereist war und doch noch rechtzeitig die WM-Form gefunden hat. Und wie! «Sie spielen von Spiel zu Spiel besser. Sie sind ein Favorit, den Titel zu gewinnen», betonte Robert Lewandowski, der mit seinen Polen in einem Rechenfinale der Gruppe C trotz 0:2-Niederlage auch reichlich Grund zur Freude hatte.
Nun heißt das nächste Torjäger-Duell Lewandowski vs. Mbappé: Argentinien ging dem drohenden Déjà-vu aus dem Weg, 2018 war Messi bei seinem frühesten WM-Aus am späteren Titelträger Frankreich gescheitert. Die Équipe tricolore ist am Sonntag der Gegner der Polen. Als eine «große Herausforderung» bezeichnete Lewandowski die Partie. Wenn sie das Spiel gegen Argentinien gut analysieren und die Dinge verbessern würden, «die nicht so gut geklappt haben, können wir Spaß haben».
Lewandowski als «erster Verteidiger»
Allein auf sich gestellt: Nur drei Torschüsse gab Polen Richtung Tor der Argentinier ab. Auf das Tor ging keiner. Lewandowski mühte sich, der 34 Jahre alte Kapitän der Polen war aber auf sich allein gestellt und zudem als «erster Verteidiger» gefordert, wie er betonte. Gegen eine noch stärkere Abwehr der Franzosen um seinen früheren Bayern-Kollegen Dayot Upamecano dürfte es noch schwieriger werden. Sein Trainer sah sich sogar genötigt, seinen Superstar zu verteidigen: «Wir haben ihm nicht geholfen, ein Tor zu erzielen.» Und Czeslaw Michniewicz ergänzte: «Wenn Messi bei uns spielen würde und Lewandowski bei Argentinien, hätte er fünf Tore gemacht. Da bin ich sicher.»
Messi nun Argentiniens Rekord-WM-Spieler
Messi in Form: Den verschossenen Elfmeter konnte Lionel Messi diesmal gut verkraften, auch wenn er bei einem weiteren WM-Treffer noch eine Bestmarke von Diego Maradona übertroffen hätte. Doch dieser Messi ist bei der Jahresend-WM in Topform. Nach einem Elfmeter-Treffer beim 1:2 gegen Saudi-Arabien und einem Tor beim 2:0 gegen Mexiko traf Messi zwar diesmal nicht. In seiner Paraderolle auf der halbrechten Seite trieb der Hochbegnadete aber das Spiel der Argentinier, dem es diesmal weder an Attraktivität noch an Wucht oder Entschlossenheit fehlte, an. An ein Schonen des Superstars nach der Führung dachte Trainer Lionel Scaloni daher nicht. «Ich würde ihn nicht auswechseln, außer er sagt es.»
Dass Messi nun mit 22 Spielen auch Argentiniens Rekord-WM-Spieler vor Maradona ist, fördert den Kult um ihn. Dass Messi mit 35 Jahren und 159 Tagen zum ältesten Spieler seit der WM 1966 mit mindestens fünf Schussvorlagen und fünf Dribblings in einem WM-Spiel wurde und damit Maradona (1994 gegen Nigeria) ablöste, lässt sicher viele Argentinien-Fans auch von der Titel-Wiederholung über 36 Jahre nach Maradonas Weltmeisterstück träumen. Der nächste Gegner Australien muss am Samstag für einen echten Titelkandidaten eine machbare Aufgabe sein.