In der Kuss-Affäre um Weltmeisterin Jennifer Hermoso hätte Nationalspielerin Alexandra Popp gern deutlichere Kritik aus dem deutschen Fußball am Verhalten von Spaniens Verbandschef Luis Rubiales gehört.
«Die, die sich geäußert haben, waren nicht gerade sonderlich super in ihren Statements», sagte die 32 Jahre alte Kapitänin des DFB-Teams und des VfL Wolfsburg der Deutschen Presse-Agentur.
Die deutschen Nationalspielerinnen um Popp hatten sich in einer eigenen Stellungnahme mit Hermoso solidarisiert und das Verhalten von Rubiales als «nicht akzeptabel» kritisiert. Der Funktionär hatte bei der Siegerehrung nach dem WM-Finale in Sydney Hermoso auf den Mund geküsst. Die Mittelfeldspielerin hatte mehrfach betont, dass dies nicht einvernehmlich geschah. Bayerns ehemaliger Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte indes Verständnis für Rubiales‘ Verhalten geäußert.
Popp: Darf «nicht passieren»
«Je mehr Leute sich aus hohen Positionen dazu äußern – dann aber auch in eine richtige Richtung äußern», desto wertvoller sei es, «um einfach zu zeigen, dass so etwas, was Jenni Hermoso passiert ist, nicht passieren darf», meinte Popp, die für Medientermine anlässlich ihres Buches «Dann zeige ich es euch eben auf dem Platz» in Hamburg war.
Fakt sei aber, «dass ja wir als Spielerinnen am Ende natürlich diejenigen sind, die klar dazu Stellung beziehen müssen und auch sollten, um zu zeigen, dass man das nicht mit uns machen kann, dass wir kein Objekt oder sonst was sind, sondern dass mit uns respektvoll umgegangen werden sollte», sagte sie weiter. «Und das war definitiv kein respektvoller Umgang.»
Sie glaube schon, «dass einfach auf vielen Positionen noch Leute vertreten sind, die einfach noch kein zukunftsorientiertes Bild haben. Und da muss sich einfach einiges ändern.» Das habe man in dem Fall von «Hermoso extrem gesehen, sei es mit dem spanischen Verbandspräsidenten, sei es mit den Leuten, die nach seiner Rede auch noch für ihn applaudieren, sei es auch mit dem Statement unter anderem von Karl-Heinz Rummenigge».
«In anderen Jahrhundert unterwegs»
Das dürfe in dieser Zeit nicht mehr so passieren. «Wir sind mittlerweile in einem anderen Jahrhundert unterwegs, wo Gleichberechtigung einfach einen großen, großen Stellenwert mit sich bringt», sagte Popp. «Dass wir eigentlich immer noch dafür kämpfen müssen, dass man sich nach so etwas eigentlich hingeben soll laut vieler Aussagen, ist für mich unverständlich und eher schockierend, dass Teile der Gesellschaft noch immer so denken.»