Droht nach der Delta-Variante des Coronavirus die Ausbreitung der «UEFA»-Variante? Diesen Begriff wählte Baroness Falkner am Montag im britischen Oberhaus bei einer Diskussion um mögliche Ausnahmen von der Quarantänepflicht während der Fußball-EM.
Oberhaus-Mitglied Falkner kritisierte die britische Regierung für solche Überlegungen. «Das Volk sorgt sich zurecht, dass ihr Recht auf Leben und Lebensgrundlagen schon wieder auf dem Spiel steht», sagte Falkner, «weil wir möglicherweise eine – sollen wir es so nennen – UEFA-Variante importieren, wenn diese Ausnahmen durchkommen.»
Mögliche Verlegung des Finalspiels
Vergangene Woche waren Überlegungen der Europäischen Fußball-Union bekannt geworden, das Endspiel und die Halbfinalspiele von London nach Budapest zu verlegen, weil es in Ungarn keine coronabedingten Einschränkungen gibt. Die «Times» berichtete von Verhandlungen der UEFA mit der britischen Regierung. Für VIP-Gäste sollten demnach nicht dieselben, strengen Corona-Regeln bei der Einreise gelten wie für normale Rückkehrer oder Einreisende.
Allein die Vorstellung, dass die prestigeträchtigen EM-Spiele nicht wie geplant im Wembley-Stadion stattfinden könnten, dürfte einige britische Politiker verschreckt haben. «Natürlich könnte das Vereinigte Königreich ablehnen», sagte Oberhaus-Mitglied Lord Triesman, «aber dann geht das Turnier einfach woanders hin, was weder attraktiv noch in irgendeiner Weise zu empfehlen wäre.»
Am Montag deutete sich ein Kompromiss an. Nach Informationen des «Telegraph» sollen beim Endspiel, das am 11. Juli in Wembley stattfinden soll, nun sogar bis zu 60.000 Zuschauer zugelassen sein. Etwa 2500 Medienschaffende und VIP-Gäste sollen von der zehntägigen Corona-Quarantäne ausgenommen sein.
Die zuständige Staatssekretärin Baroness Barran wollte das nicht bestätigen. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen, sagte Barran und betonte, es handele sich um keine Befreiung von der Quarantäne-Pflicht. VIPs und Journalisten dürften die Quarantäne – wenn überhaupt – nur unter strikten Auflagen unterbrechen, um offiziellen Anlässen beizuwohnen.
Hoffnung für ausländische Fans
Für ausländische Fans, die in der Finalwoche nach London reisen wollen, gibt es aber noch eine andere Hoffnung. Alle verbleibenden EM-Teilnehmerländer befinden sich auf der sogenannten Amber List. Bei der bevorstehenden Aktualisierung durch die britische Regierung könnten Länder wie Deutschland, in denen die Zahl der Coronafälle stark rückläufig ist, auf die grüne Liste gesetzt werden. Dann wäre nach der Einreise keine Quarantäne mehr erforderlich.
Das nächste Spiel im Wembley-Stadion ist das dritte Gruppenspiel der Engländer gegen Tschechien. 22.500 Zuschauer dürfen am Dienstagabend dabei sein, darunter auch einer der prominentesten Fußballfans im Vereinigten Königreich. Der Kensington Palast teilte mit, dass Prinz William im Stadion sein wird, um die englische Mannschaft vor Ort zu unterstützen.