RB-Trainer Domenico Tedesco hat nach der Niederlage in Frankfurt Gesprächsbedarf mit seinen Spielern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Domenico Tedesco versammelte die Profis von RB Leipzig unmittelbar nach dem 0:4 bei Eintracht Frankfurt am Mittelkreis und las ihnen noch auf dem Rasen gehörig die Leviten.

«Wir waren so grottenschlecht – eine Katastrophe», schimpfte der Trainer des Pokalsiegers über die völlig misslungene Generalprobe für den Start in die Champions League gegen Schachtjor Donezk am Dienstag. «Wir müssen schauen, dass wir das schnell geregelt bekommen.»

Der desaströse Auftritt seiner Mannschaft vermieste Tedesco gehörig die Laune und nahm ihm jegliche Vorfreude auf die Königsklasse. «Die Champions League kannst du nur genießen, wenn es in der Liga läuft. Ich finde es schade, da wir uns das hart erarbeitet haben», sagte der 36-Jährige. Noch hat Tedesco einigen Kredit bei der Vereinsführung. Doch wie lange noch?

Kritik an Mentalität

In Frankfurt lies sein Team jegliche internationale Reife und vor allem die nötige Einstellung vermissen. «Wenn man drei Systeme spielt, und es ändert sich nichts, dann liegt es an der Mentalität», stellte Tedesco ernüchtert fest. «Vielleicht schaut die Mannschaft auf die Startelf und sagt, oh geil, es läuft von allein. Aber im Fußball, im ganzen Leben läuft nichts von allein. Man muss immer etwas dafür tun. Das haben wir extrem vermissen lassen.»

Die vor Saisonbeginn als potenzieller Bayern-Jäger eingestuften Sachsen haben die Spitzengruppe in der Fußball-Bundesliga nach der zweiten Saison-Niederlage schon frühzeitig aus den Augen verloren. Nur fünf Punkte aus fünf Spielen sind viel zu wenig für die eigenen Ansprüche. «Der Kader ist vielleicht zu gut», mutmaßte TV-Experte Lothar Matthäus bei Sky. «Es sind alles Spieler mit Ego, da gibt es viele unzufriedene Spieler. Und diese Spieler tragen nicht dazu bei, dass das Kollektiv auf dem Spielfeld füreinander kämpft. So gewinnst du keine Spiele.»

In der Tat wirkte das Tedesco-Team am Samstagabend wie ein zusammengewürfelter Haufen – und nicht wie eine Einheit. Von der löchrigen Defensive über das konzeptlose Mittelfeld bis zum völlig abgemeldeten Sturmduo Timo Werner und Christopher Nkunku – nichts passte zusammen. Gegen furiose Frankfurter, die dank der Treffer von Daichi Kamada, Sebastian Rode, Tuta und Rafael Borré viel Selbstvertrauen für ihre Premiere in der Champions League gegen Sporting Lissabon am Mittwoch tankten, war so nicht anzukommen.

Gesprächsbedarf in Leipzig

«Um in Frankfurt zu bestehen, musst du die Zweikämpfe gewinnen. Du musst intensiv und schnell spielen. All das hat bei uns gefehlt, und wir haben verdient verloren. Es war einfach zu schlecht», resümierte RB-Mittelfeldspieler Emil Forsberg. Man müsse jetzt als Team zusammenfinden und «am Dienstag angreifen. Das ist das Einzige, was zählt.»

Es ist an Tedesco, die richtigen Hebel zu finden, um die Mannschaft wieder in die Spur zu kriegen. «Wir müssen über diese Leistung sprechen. Das war viel, viel zu wenig. Es gab gar nichts Positives. Das ist ein Novum», kritisierte der Fußball-Lehrer. Es gelte, daraus die richtigen Lehren zu ziehen. «Wir sind Profis und müssen das hinkriegen. Dazu gibt es keine Alternative», sagte Tedesco. «Wir spielen definitiv die Champions League – die können wir ja nicht verschieben.»

Von Eric Dobias, dpa
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