RB Leipzig steht zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren im Endspiel des DFB-Pokals. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Modla/dpa)

Clubboss Oliver Mintzlaff vergrub sein Gesicht mit feuchten Augen in den Armen von Trainer Domenico Tedesco, Matchwinner Emil Forsberg genoss im Endspiel-Shirt das «unglaubliche Gefühl».

An einem auf vielen Ebenen emotionalen Abend ist RB Leipzig zum dritten Mal ins Finale des DFB-Pokals eingezogen – und wohl zum Verdruss aller selbst ernannten Kämpfer für Fußball-Kultur so nah dran am ersten Titel wie noch nie.

«Natürlich ist viel Druck in meinem Job da, da ist viel abgefallen», sagte Mintzlaff dann mit wieder trockenen Augen nach dem 2:1 gegen den 1. FC Union Berlin. «Wir fahren nach Berlin und wollen da natürlich auch gewinnen.»

Das Endspiel am 21. Mai gegen den SC Freiburg wird, wie schon das Halbfinale gegen Union, ein Aufeinandertreffen der Philosophien. Hier der auf Effizienz und Event getrimmte Club aus Leipzig, dort der allseits auf Sympathie bedachte Provinzverein aus dem Breisgau. Hier der gefasst wirkende Coach Domenico Tedesco im schwarzen Rolli, der stets auf seine Außenwirkung bedacht zu sein scheint. Dort der für seine leidenschaftlichen Plädoyers bekannte Christian Streich.

Leipzig fährt als Favorit nach Berlin

Der sogenannte neutrale Fan mag schon aus Reflex zum SC Freiburg halten. Allerdings stehen auch im Leipziger Trikot Spieler auf dem Platz, die die Sehnsucht nach einem Titel zusammenschweißt. Und es ist Fakt, dass sechs Spieler – unter anderem der 2:1-Siegtorschütze gegen Union Forsberg – aus dem dem aktuellen RB-Kader schon in der Saison 2015/16 in der 2. Liga dabei waren. Hier steht Leipzig Freiburg in nichts nach.

So souverän und erwachsen wie Leipzig in der Rückrunde bisher spielt, reist der noch amtierende Vizemeister als Favorit ins Berliner Olympiastadion. Waren in den Finals zuvor die Bayern und Dortmund noch eine Nummer zu groß, scheint RB jetzt nicht nur reif, sondern auch mehr als bereit für den Titel. «Wir wissen aber auch, dass wir noch einen großen Schritt machen müssen, wenn wir Geschichte schreiben wollen», sagte Torwart und Kapitän Peter Gulacsi.

Forsberg warnt vor Freiburg

Und auch Forsberg, der mit seinem Kopfballtor in der Nachspielzeit mal wieder einen besonderen Treffer in der Clubhistorie erzielte, warnte lieber. «Man darf Freiburg nicht unterschätzen, das wird ein harter Kampf», sagte der schwedische Nationalspieler. Forsberg hatte RB schon in der vergangenen Saison mit einem Tor in Bremen in den letzten Sekunden der Verlängerung ins Endspiel geschossen. Zuvor hatte der 30-Jährige mit seinen Treffern schon in der Champions League für Leipziger Meilensteine gesorgt. «Aber es ist immer noch ein unglaubliches Gefühl, das nimmt man für immer mit», sagte Forsberg. So etwas bekomme man im normalen Leben nicht.

Der Rausch hilft. Denn der zu Ende gehende April ist bereits ein körperlich enorm fordernder Monat, in dem Leipzig im Schnitt alle drei Tage ein Spiel hat. Im Mai soll die Vitrine gefüllt werden. Drei Tage vor dem Endspiel in Berlin ist das Finale der Europa League in Sevilla terminiert. Den Grundstein dafür können Tedesco und Co. in der kommenden Woche im Halbfinal-Hinspiel gegen die Rangers aus Glasgow legen. Der bewegende Abend im DFB-Pokal wird laut Tedesco dabei helfen: «Wir haben schon einige Höhepunkte eingesammelt, heute Abend war das aus emotionaler Sicht noch einen Tick höher.»

Von Tom Bachmann, dpa
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