Oliver Kahn (r) übernimmt beim FC Bayern das Amt des Vorstandsvorsitzenden von Karl-Heinz Rummenigge. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gebert/dpa)

Die Ära Karl-Heinz Rummenigge endet beim Fußball-Bundesligisten FC Bayern München ein halbes Jahr früher als geplant. Der 65-Jährige löst seinen Vertrag als Vorstandsvorsitzender der Münchner schon zum 30. Juni 2021 auf.

Rummenigges Posten übernimmt Oliver Kahn, der eigentlich zum 1. Januar 2022 an die Club-Spitze rücken sollte. Das bestätigte der FC Bayern. Zuvor hatten «Bild», «Sport Bild», «Welt» und «Kicker» darüber berichtet.

Für Rummenigge ein logischer Zeitpunkt

«Es ist ein Abschied mit Zufriedenheit und Stolz, ich darf einen sportlich, wirtschaftlich und strukturell vollständig intakten Club übergeben. Das war mir wichtig», sagte Rummenigge. Es sei der «strategisch sinnvollste und logische Zeitpunkt». Rummenigge verwies darauf, dass nicht nur das Geschäftsjahr ende, sondern auch ein neuer Abschnitt mit einem neuen Trainergespann beginne.

In den fast 20 Jahren unter Rummenigges Führung erlebten die Bayern die sportlich und wirtschaftlich erfolgreichste Zeit ihrer Vereinsgeschichte. Höhepunkte waren die Triple-Jahre (Champions League, Meisterschaft und DFB-Pokal) unter den Trainern Jupp Heynckes (2013) und Hansi Flick (2020). Seit 2013 haben die Münchner auch jedes Jahr den Meistertitel geholt. Einen Platz im Aufsichtsrat strebt der gebürtige Westfale, der zwischen 1974 und 1984 insgesamt 310 Bundesliga-Spiele (162 Tore) für die Münchner bestritt, offenbar nicht an.

Rummenigges Abschied stellt eine Zäsur dar

«Karl-Heinz Rummenigge hat den FC Bayern maßgeblich geprägt, bereits als Stürmer, aber vor allem nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn, zunächst als Vizepräsident und von 2002 an als Vorstandsvorsitzender. Zusammen mit Uli Hoeneß formte er den FC Bayern zu einer der besten Adressen im internationalen Spitzenfußball – sportlich wie wirtschaftlich», würdigte Präsident Herbert Hainer die Verdienste des langjährigen Chefs.

Rummenigges Abschied wird eine Zäsur bei Deutschlands Topclub darstellen. Vereinspatron Uli Hoeneß hatte sich 2019 aus der ersten Reihe zurückgezogen, auch wenn der 69-Jährige weiter im Aufsichtsrat mitmischt. Nun geht das andere Alphatier, das den Club über Jahrzehnte geprägt hat und vor allem während Hoeneß‘ Gefängnisstrafe von 2014 bis 2016 souverän führte.

Lobende Worte von Kahn

Rummenigge hatte das Fußball-Business rational und nicht aus der Emotion heraus betrieben. Seriös ist ein Wort, das er gerne gebraucht. Dazu passt ein klarer Schnitt. Sein Credo lautet: «Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich für unersetzlich halten. Es ist Teil des Lebens, dass man irgendwann loslassen muss und den Nachfolgern Vertrauen schenkt.» Genauso konsequent ist nun, dass er die Geschäfte an Kahn bereits ein halbes Jahr früher übergibt.

«Karl-Heinz Rummenigge hat als Vorstandsvorsitzender mehr als 20 Jahre großartige Arbeit für den FC Bayern geleistet. In dieser Zeit hat der Verein alles gewonnen, was es zu gewinnen gab, seine Verdienste um den FC Bayern kann man gar nicht hoch genug bewerten», sagte Nachfolger Kahn. «Nun ist für mich die Zeit gekommen, die Verantwortung an der Spitze der FC Bayern München AG zu übernehmen. Ich habe in den vergangenen 18 Monaten alle Facetten des Vereins kennengelernt und weiß sehr genau, wie der FC Bayern funktioniert und welche Herausforderungen auf uns zukommen.»

Rückkehr in die Exekutive der UEFA

Zuletzt hatte sich Rekordnationalspieler Lothar Matthäus für Rummenigge als neuen DFB-Boss stark gemacht. Dies hatte der Vize-Weltmeister von 1982 und 1986 in der Vergangenheit aber ausgeschlossen. Rummenigge kehrte zuletzt im Zuge der Krise nach dem Wirbel um die Super League überraschend als Clubvertreter in die Exekutive der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zurück.

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