Am Ende eines für ihn bitteren Fußballabends musste Nationalspieler Leroy Sané auch noch im Regen mit den Reservisten Tempoläufe absolvieren.
Während sich Doppel-Torschütze Serge Gnabry und der für ihn eingewechselte Schwungbringer Jamal Musiala nach dem in der zweiten Spielhälfte spektakulären 3:2 (0:0) des FC Bayern gegen den 1. FC Köln für den ersten Saisonsieg in der Bundesliga feiern lassen konnten, war Sané ein Verlierer im Team des Siegers.
Beim x-ten Ballverlust und einem missglückten Freistoß erntete Sané in der nicht nur von ihm mauen ersten Spielhälfte Pfiffe. Und die Ansage seiner Auswechslung zur Pause wurde in der Allianz Arena sogar von einem Teil der 20.000 Zuschauer mit hämischem Applaus bedacht.
Diese Reaktion störte Trainer Julian Nagelsmann, der ahnt, dass der 25 Jahre alte Sané als Reizfigur auch zu einem Problemfall für ihn werden könnte. «Die Pfiffe habe ich auch kurz wahrgenommen», sagte Nagelsmann nach seinem ersten Bundesligasieg mit dem FC Bayern.
«Am Ende finde ich, gehört es sich, dass die eigenen Fans Spieler unterstützen», appellierte Nagelsmann an die Anhänger. «Das ist mir immer mehr wert und wichtig. Ich glaube, es gibt keinen Spieler auf dieser Welt, der nicht am liebsten eine Topleistung abruft.»
Er wolle die Pfiffe nicht großartig thematisieren, erklärte der 34-Jährige. Von Sané wiederum erwartet er eine engagierte Reaktion: «Demotiviert jetzt zu spielen, würde ja keinen Sinn machen. Dann würden die Pfiffe jetzt nicht weniger werden.» Nagelsmann empfiehlt Sané vielmehr, «noch motivierter aufzutreten». Nur Leistung hilft.
Die nächste Chance gibt es womöglich schon an diesem Mittwoch im DFB-Pokal beim Fünftligisten Bremer SV. Allerdings sind zwei andere Flügelstürmer im Bayern-Trikot gerade besser drauf. Gnabry traf nach dem 1:0 von Robert Lewandowski gleich doppelt, vor allem mit seinem wuchtigen Siegtor begeisterte der Matchwinner die Fans.
«Serge hat einen unglaublich guten Abschluss. Es ist gut, dass er sich das zutraut und seine gute Schusstechnik auch zeigt», sagte Nagelsmann. Und Musiala attestierte der Trainer «offensiv ein herausragendes Spiel». Mit einem famosen Sololauf bereitete der 18 Jahre alte Nationalspieler das erste Tor von Lewandowski vor.
Die Kölner hatten großen Anteil am Fünf-Tore-Spektakel nach der Pause. Trainer Steffen Baumgart störte nur das Ergebnis. Er bewertete die Niederlage keineswegs als Rückschritt. «Spielerisch gibt es nichts zu meckern.» Seine Jungs hätten gut gearbeitet. Und sie zeigten mit dem Doppelschlag von Anthony Modeste und Mark Uth zum 2:2 famose Comeback-Qualitäten.
«Wir nehmen viel mit – leider keine Punkte», resümierte Baumgart. Dass am Ende wieder mal die Bayern jubelten, hatten sie einfach der individuellen Qualität bei der Einzelaktion von Gnabry zu verdanken. «Das doch noch gewonnen passt zum FC Bayern», bemerkte Nagelsmann.