Ukraine-Stürmer Andrej Jarmolenko (r) jubelt über sein Tor zum 1:0 gegen Nordmazedonien. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Ghement/Pool EPA/AP/dpa)

Andrej Schewtschenko musste nach dem Zittersieg gegen den Fußballzwerg Nordmazedonien kräftig durchatmen. Die Erleichterung über den 2:1 (2:0)-Pflichtsieg in Bukarest war dem Nationaltrainer der Ukraine deutlich anzumerken.

«Wir hatten genug Chancen, das Spiel früher zu entscheiden. Wir hätten das dritte Tor machen müssen», haderte Schewtschenko nach dem erst zweiten EM-Sieg überhaupt für sein Land, das im dritten Anlauf die Chance auf den ersten Achtelfinal-Einzug wahrte. Am kommenden Montag spielt die Ukraine gegen Österreich ums Weiterkommen in der Gruppe C.

Starkes Ukraine-Sturmduo

«Dieser Sieg ist für uns alle. Egal, wo ihr seid, heute könnt ihr feiern», sagte der überglückliche Andrej Jarmolenko. Der frühere Stürmer von Borussia Dortmund hatte ebenso wie sein Sturmpartner Roman Jaremtschuk zum scheinbar beruhigenden 2:0 zur Pause getroffen (29. und 34. Minute). Doch in der zweiten Halbzeit wankte der Favorit gewaltig. «Wir haben zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten gesehen. Nach der Pause haben wir gezeigt, dass wir es verdient haben, bei dieser EM mit dabei zu sein», sagte Nordmazedoniens Trainer Igor Angelovski. Die Chance auf ein Weiterkommen ist durch die erneute Niederlage aber dahin. Am Montag spielt der EM-Neuling noch einmal in Amsterdam gegen die Niederlande.

Taktische und personelle Wechsel zur Halbzeit führten zu bangen Minuten für Schewtschenko und die Ukraine. «Nordmazedonien hat Charakter gezeigt. Sie haben nach einem Elfmeter getroffen, wir nicht», sagte der einstige Top-Stürmer trocken. In der Tat hatte ein Elfmeterpfiff des Argentiniers Fernando Andres Rapallini Nordmazedonien zurück ins Spiel gebracht. Der erste Nicht-Europäer, der aufgrund eines Austauschs der UEFA mit dem südamerikanischen Verband CONMEBOL ein EM-Spiel leitete, hatte vor dem 1:2 ein Foul an Nordmazedoniens Altstar Goran Pandev erkannt.

Ezgjan Alioski (57.) traf indes erst im Nachschuss. Seinen schwach geschossenen Elfmeter hatte Georgi Buschtschan im ukrainischen Tor noch pariert. «Sie haben uns dann in die Defensive gedrängt, und wir wurden nervös», analysierte Jarmolenko treffend. «Wir haben fast etwas Panik bekommen, weil wir das Spiel unbedingt gewinnen wollten.»

Nordmazedonien geht die Kraft aus

Das gelang am Ende, obwohl Ruslan Malinowski in der Schlussphase die Chance auf den beruhigenden dritten Treffer vergab. Der Mittelfeldspieler von Atalanta Bergamo scheiterte mit einem Handelfmeter an Torwart Stole Dimitrievski (84.). Nordmazedonien fehlte am Ende auch die Kraft, um die Ukraine noch einmal entscheidend unter Druck zu setzen.

Somit blieb es bei den Siegtoren von Jarmolenko und Jaremtschuk, die schon beim unglücklichen 2:3 zum Auftakt in Holland getroffen hatten. Dass zwei Stürmer eines Landes in den ersten beiden Spielen bei einer Euro jeweils treffen, gab es zuvor noch nie. Zwei Tore in zwei Spielen in Serie bei einem großen Turnier für die Ukraine hatte zuvor nur der aktuelle Trainer Schewtschenko geschafft. Der inzwischen 31 Jahre alte Jarmolenko, der nun für West Ham United in England spielt, war zudem erstmals in drei aufeinanderfolgenden Pflichtspielen erfolgreich. Derlei Durchschlagskraft besaßen die limitierten Nordmazedonier lange nicht.

Von Carsten Lappe, dpa
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