Ein Champions-League-Spiel bleibt Borussia Dortmund als letzte Hoffnung in einer ansonsten durchwachsenen Saison. Nach einer ernüchternden 0:1-Niederlage gegen den FC Augsburg scheint die Bundesliga-Saison für den Revier-Riesen nach der zehnten Niederlage gelaufen zu sein. Sollte Dortmund am Mittwoch im Achtelfinal-Rückspiel gegen OSC Lille nicht den Sprung ins Viertelfinale schaffen, könnte die Motivation für die verbleibenden Spiele schnell schwinden. Das machte der Nationalspieler Nico Schlotterbeck deutlich.
„Das Ziel in der Liga kann nicht sein, dass wir auf Platz zehn herumdümpeln. Wenn wir so viele schlechte Spiele haben wie momentan, dann stehen wir da auch völlig zurecht. Mein Ziel ist nicht, Siebter, Sechster oder Fünfter zu werden“, erklärte Schlotterbeck. „Um unter die Top 4 zu kommen, hätten wir eine Serie starten müssen. Das haben wir heute wieder nicht geschafft.“
Der 25-Jährige klang, als hätte er die Bundesliga-Saison bereits abgehakt. „Vielleicht können wir uns durch die Champions-League-Saison herausziehen“, fügte der frustrierte Schlotterbeck hinzu. „Aber heute bin ich einfach nur geknickt.“
Fanunmut wächst
Nicht nur Schlotterbeck äußerte seine Enttäuschung. Während des Spiels mussten die uninspiriert agierenden BVB-Profis die Wut der rund 80.000 Zuschauer spüren. Nach dem frühen entscheidenden Tor von Augsburgs Kapitän Jeffrey Gouweleeuw (23. Minute) wurde der Unmut der Fans immer lauter. Bei jeder misslungenen Aktion wurde der Beifall spärlicher und die Pfiffe intensiver.
Trainer Niko Kovac bezeichnete die Niederlage als das schlechteste Spiel seiner Amtszeit, seit er am 2. Februar das Traineramt übernommen hatte. Seine Einschätzung war eine klare Abrechnung: „Wir haben nicht umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wir haben keine Torgefahr kreiert, keine Aggressivität und keine Intensität gezeigt. Wir haben das bekommen, was wir gezeigt haben, nämlich nichts.“
Es bleibt die Frage, was der Kader tatsächlich leisten kann und wer bei BVB geglaubt hat, dass das Team ernsthaft um die Champions-League-Qualifikation mitspielen kann. Kovac hatte das Team nach der Trennung von Nuri Sahin stabilisiert, doch die Konstanz bleibt ein Problem.
Schlotterbeck erkennt Qualitätsmangel im Kader
„Wir drehen uns im Kreis. Wir haben zu viele Spiele, in denen wir nicht an unsere Grenzen gehen. Das ist einfach nicht gut genug“, kritisierte Schlotterbeck. „Wir reden alle zwei bis drei Wochen darüber. Die fehlende Konstanz bedeutet immer fehlende Qualität.“
Sportdirektor Sebastian Kehl räumte ein, dass der Kader nicht die gewünschte Qualität aufweist. Zusammen mit dem bereits entlassenen Sven Mislintat hatte er den Kader nach dem verlorenen Champions-League-Finale und dem Abgang von Führungsspielern wie Marco Reus und Mats Hummels zusammengestellt. Eine Ungleichheit im neuen Team war früh zu erkennen. Kehl hatte dies stets verneint und an die Spieler geglaubt, doch nun könnte ein Umbruch nötig sein.
„Natürlich machen wir uns Gedanken, wenn sich Dinge wiederholen“, sagte Kehl und deutete an, dass ein Kaderumbau im Sommer unvermeidlich sein könnte: „Natürlich müssen wir uns diese Gedanken machen.“
Ein Symbol für den überschätzten Kader ist derzeit Julian Brandt: Er gilt als talentiert, befindet sich aber seit Wochen in einem Formtief. Eine Trennung könnte trotz laufendem Vertrag im Sommer stattfinden. „In der aktuellen Situation kann man das nicht richtig sagen. Wir haben natürlich einen Vertrag, aber wir haben eine schwierige Situation, in der wir uns befinden“, erklärte Kehl bei Sky.