Steht unter Druck: Leverkusens Trainer Gerardo Seoane. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Es ist das Halbfinale für Gerardo Seoane: Dass das Liga-Spiel am Samstag gegen den FC Schalke 04 für den Trainer zum Job-Endspiel wird, hat Bayer Leverkusens Club-Chef Fernando Carro bereits deutlich gemacht.

Doch schon im Champions-League-Spiel am Dienstag (21.00 Uhr/DAZN) beim FC Porto darf es keine ähnlich blutleere Vorstellung wie am Freitag beim 0:4 in München geben. Schließlich sei der Club, das bestätigte Carro im Sport1-«Doppelpass», in der Trainer-Frage «nicht unvorbereitet». Und könnte dementsprechend auch schnell und spontan handeln.

Somit begleitete der Schatten eines Mister X Seoane am Montagmittag auf dem Flug von Köln nach Porto. Wer das ist, ist noch nicht durchgedrungen. Bei Thomas Tuchel hat Bayer wohl zumindest vorgefühlt. Adi Hütter soll kein Thema sein. Bliebe noch Domenico Tedesco. Florian Kohfeldt oder Sebastian Hoeneß sind wohl eher Spekulations-Objekte.

Carro: «Fußball ist ein Ergebnissport»

Eigentlich hatte Carro Seoane vor dem München-Spiel klar den Rücken gestärkt. Und der Wunsch, mit dem Schweizer die Kurve zu kriegen, ist weiterhin ausgeprägt. Das wehrlose Auftreten in München hat aber zumindest teilweise zu einem Umdenken geführt. «Nun kann man in München natürlich auch verlieren – nur vielleicht nicht so», sagte Carro. Seoane ist nicht mehr unantastbar, er muss liefern. «Fußball ist ein Ergebnissport», sagte der Club-Chef: «Unser Wunsch ist natürlich, mit Gerardo Seoane weiterzumachen.» Aber man sei eben «nicht blauäugig».

Seoane zeigte sich nach der Ankunft verständnisvoll für die Aussagen seines Chefs. «Jeder in einem Club hat seine Verantwortlichkeiten und Aufgaben», sagte er: «Ich finde es nur professionell, dass der Club diese Situation immer wieder bewerten muss, um das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren.» Er sei «als Spieler und Trainer schon lange in dem Business und weiß, dass die Resultate immer das Wichtigste sind.» Nachfragen der Medien seien «normal. Aber ich persönlich kann mit dieser Situation gut umgehen und konzentriere mich auf meine Aufgaben.»

Auch Sportchef Simon Rolfes hatte dem Trainer einen klaren Auftrag mitgegeben. «Wir brauchen kurzfristig Erfolge und ein anderes Auftreten», forderte er. Nach einem Spiel wie in München könne man nicht «einfach zur Tagesordnung übergehen. Wir haben alles vermissen lassen: Zweikampfverhalten, Laufbereitschaft, Mut. Das sind die Grundvoraussetzungen. Die müssen wir in Porto zeigen. Das ist ganz entscheidend. Da sind alle gefordert.»

Auch Hradecky im Fokus

Zu denen, die besonders gefordert sind, zählt auch Lukas Hradecky. Der Kapitän und Torhüter patzte in den letzten fünf Spielen dreimal schwer, dazu kamen Gegentore, die nicht unhaltbar schienen. «Wir stehen hinter ihm, aber es ist natürlich sehr ärgerlich, dass Fehler des Torwarts am Ende für die Ergebnisse so viel bedeuten», sagte Carro: «Das gehört zum Fußball dazu. Aber in der Häufigkeit und in der Konzentration ist das eigentlich nicht zu akzeptieren.»

Was Seoane und allen anderen Mut macht: Im vorherigen Champions-League-Spiel gegen Atlético Madrid (2:0) errang Bayer einen Sieg, ohne den der 43-Jährige vielleicht heute schon nicht mehr da wäre. Die beste Saisonleistung gegen die unangenehmen Spanier hielt Leverkusen nach dem 0:1 zum Auftakt in Brügge im Wettbewerb. Und war wichtiger Bestandteil der Analyse in der Länderspielpause. An deren Ende das klare Bekenntnis zu Seoane stand. Doch das bröckelt nun mehr und mehr.

Holger Schmidt, dpa
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