Darmstadts Christoph Klarer (M) jubelt nach seinem Treffer zur 1:0-Führung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Kein Erstliganiveau, kaum noch Hoffnung: Der 1. FC Köln taumelt dem siebten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga seit 1998 entgegen. Auf die jämmerliche Vorstellung beim 0:2 (0:0) gegen Schlusslicht SV Darmstadt 98 reagierten die Fans des Vorletzten mit Wut und Entsetzen. Mit «Keller raus»-Rufen forderten sie noch während des Spiels den Abgang vom Sportchef Christian Keller und pöbelten «Wir haben die Schnauze voll» den überforderten Profis entgegen. 

Sollte der direkte Konkurrent Mainz 05 am Sonntag beim SC Freiburg punkten, würde der Rückstand des FC auf den Abstiegsrelegationsrang bei vier noch ausstehenden Spielen auf fünf Punkte anwachsen. «Wir wissen, dass die Situation angespannt ist», sagte Abwehrspieler Timo Hübers. «Für uns war es auch ein absoluter Scheiß-Nachmittag.»

Auch Trainer Timo Schultz musste die Nicht-Leistung seiner Profis in dem Spiel, in dem ein Sieg fest eingeplant war, erst einmal verdauen und gab seinem Team zwei Tage frei. «Vielleicht ist der Punkt genau jetzt erreicht, wo man eine Scheißegal-Stimmung kreieren kann», befand Schultz.

Keller prophezeite vor dem Spiel einen Sieg

«Bei allem Respekt vor dem Gegner. Den muss man, wenn man den Bundesliga-Anspruch hat, zu Hause schon besiegen», schimpfte der kritisierte Keller, der vor dem Spiel noch einen Dreier prophezeit hatte. Immerhin hatte der abgeschlagene Letzte aus Hessen vor über einem halben Jahr zuvor zum letzten Mal ein Spiel gewonnen. 

«Meine Aussage war nicht richtig. Jetzt wird es noch unangenehmer, aber es ist immer noch möglich», meinte Keller. In der aktuellen Verfassung dürfte für die Kölner aber auch in der kommenden Woche beim direkten Konkurrenten Mainz nichts zu holen sein. «Es ist offensichtlich: Das, was wir qualitativ auf den Platz gebracht haben, war kein Bundesliganiveau», bekannte Keller.

Mit den völlig verunsicherten Kölnern hatten die Gäste am Samstag allzu leichtes Spiel. Der Druck, gewinnen zu müssen, schien die Rheinländer gelähmt zu haben. «Das lag auch daran, dass zu viele Spieler nicht annähernd das auf den Platz gebracht haben, was sie können», sagte Keller, der Verständnis für die Anfeindungen gegen ihn zeigte: «Das war ein brutal wichtiges Spiel. Und in dem spielen wir größtenteils nicht auf Bundesliganiveau», sagte der 47-Jährige. «Ich bin dann am Ende hauptverantwortlich und verstehe, dass die Leute ihren Frust rauslassen.»

Darmstadt-Sieg vergrößert die Kölner Sorgen

Nach zuvor 22 sieglosen Bundesligaspielen sorgten Tore von Christoph Klarer (57. Minute) und Oscar Vilhelmsson (90.) für den Auswärtssieg der Hessen, die zuletzt am 7. Oktober 2:1 beim FC Augsburg gewonnen hatten. Damit ist der vorzeitige Abstieg der Hessen um mindestens eine Woche verschoben. «Heute sind wir einfach nur froh», sagte Trainer Torsten Lieberknecht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der FC am Ende mit Darmstadt in die Zweitklassigkeit muss, ist am Samstag deutlich größer geworden. Nicht nur Kölns Trainer Schultz blieben nur noch Durchhalteparolen. «Wir können besser spielen und wir müssen besser spielen. Wenn wir das hinbekommen, haben wir auch eine Chance in Mainz zu gewinnen», sagte Schultz, obwohl sein Team schon die gesamte Saison über vollkommen harmlos auftritt. Nur 23 Tore aus bislang 30 Spielen sind alles andere als bundesligatauglich.

Von Carsten Lappe und Florian Gut, dpa
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