Kaum ist der Rausch aus dem Bundesliga-Spektakel gegen Hertha BSC leicht abgeklungen, steht für RB Leipzig in der Champions League das nächste Druck-Spiel an.
Ein Sieg gegen den FC Brügge ist praktisch alternativlos, wollen die Leipziger nicht sogar schon um den Trostpreis Europa League zittern müssen. «Jetzt heißt es, Brügge zu schlagen. Etwas anderes gibt es nicht. Das ist unsere Mentalität», sagte Spielmacher Emil Forsberg vor dem Königsklassen-Abend am Dienstag (21.00 Uhr/DAZN).
Die Lage für die mäßig in die Saison gestarteten Leipziger ist verzwickt. Realistisch betrachtet, ist in der Gruppe A aufgrund der Über-Mannschaften Paris Saint-Germain und Manchester City maximal Platz drei möglich. Dann könnte RB im neuen Jahr immerhin um den Titel in der Europa League spielen. Doch weil Brügge sich mit dem 1:1 gegen Paris einen Bonuspunkt erspielt hatte, liegt der Druck nach dem 3:6-Debakel in Manchester bei Leipzig.
«In jedem Heimspiel ist es so wichtig, da die drei Punkte zu holen. Zu Hause glauben wir an unsere Chance und unsere Qualität», sagte Trainer Jesse Marsch und wies darauf hin, dass man das Achtelfinale der Königsklasse noch lange nicht abgeschrieben habe. «Im Prinzip ist das Unentschieden zwischen Brügge und Paris gut für uns. Aber nur, wenn wir unser Spiel auch gewinnen.»
Kantersieg gegen Hertha gut fürs Selbstvertrauen
Da kommt das neu gewonnene Selbstvertrauen durch das 6:0 gegen die Hertha gerade recht. Ebenso wie die Tatsache, dass Trainer Jesse Marsch wieder auf altgediente Spieler wie Yussuf Poulsen oder Forsberg setzt. Gegen Berlin stand in Josko Gvardiol nur ein Neuzugang in der Startelf. Das hat auch in den Köpfen der Spieler etwas ausgelöst. «Wie wir füreinander da waren, war das Wichtigste. Das hat ein bisschen gefehlt in den letzten Wochen. Das müssen wir auch gegen Brügge zeigen», sagte Poulsen.
Die Selbstverständlichkeit im eigenen Spiel sowie das bedingungslose Laufen für den Mitspieler war RB in den vergangenen Wochen etwas abhanden gekommen. Für Forsberg war das aber keine Charakterfrage, sondern schlicht Konsequenz der miesen Ergebnisse. «Es ist nicht einfach, wenn man unter Druck steht. Für unser Selbstvertrauen war es wichtig, wieder in Schwung zu kommen», sagte der schwedische Nationalspieler.
Rückendeckung für RB-Coach
Und natürlich auch für Marsch. Zwar gab die Clubführung in Person von Vorstandschef Oliver Mintzlaff dem 47-Jährigen vehement Rückendeckung. Doch vor der Länderspiel-Pause sind Heimsiege gegen Hertha (erledigt), Brügge und am Samstag Bochum Pflicht. Zumal dies dann auch Marsch etwas mehr Freiraum verschafft.
Der US-Amerikaner versicherte nun, seine Mannschaft habe endlich verstanden, worum es geht. «Ich habe der Mannschaft gesagt, dass wir ein bisschen Zeit brauchen, bis alles zusammenkommt. Jetzt sind wir bereit», sagte Marsch. «Wir müssen das Momentum jetzt halten und bereit sein für Brügge.»
Angeliño fehlt gegen Brügge
Marsch verfährt gern nach der Devise «Never change a winning team», muss aber gegen Brügge zwangsläufig umbauen. Denn Angeliño fehlt nach seiner Gelb-Roten Karte in Manchester gesperrt. Was ungelegen kommt, denn einen Spielertypen wie den nimmermüden Spanier hat RB kein zweites Mal im Kader. Angeliño füllt die Position des linken Offensivverteidigers bisweilen auf höchstem Niveau aus.
Bleiben für Marsch zwei Alternativen: Er wechselt wieder das System oder er stellt Gvardiol oder Benjamin Henrichs auf die Position. Ein Systemwechsel weg von der erst gegen Hertha wieder eingeführten Dreierkette ist unwahrscheinlich, zumal Spieler und Trainer betonten, wie wohl sie sich damit fühlten. So wird es wohl Henrichs hinauslaufen. Gvardiol hat zwar mehr Spielpraxis, war jedoch am Montag angeschlagen und absolvierte nicht das komplette Abschlusstraining.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
RB Leipzig: Gulacsi – Klostermann, Orban, Simakan – Mukiele, Haidara, Laimer, Henrichs – Nkunku, Forsberg – Poulsen
FC Brügge: Mignolet – Clinton Mata, Hendry, Nsoki – Sowah, Rits, Vanaken, Balanta, Sobol – de Ketelaere, Lang
Schiedsrichter: Slavko Vinčić (Slowenien)