Der FC Bayern legte in Paris eine gute Ausgangsbasis für das Weiterkommen in der Champions League. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Glücklich ließen sich die Bayern-Spieler auch ohne ihren angeschlagenen Matchwinner Kingsley Coman von den Fans feiern, Trainer Julian Nagelsmann sah dem freudigen Treiben mit einem Lächeln im Gesicht von der Seitenlinie aus zu.

Bayern Münchens Finalheld Kingsley Coman ist in der Champions League wieder zum Schrecken von Paris Saint-Germain geworden und hat die Tür zum Viertelfinale für den deutschen Rekordmeister weit aufgestoßen. 

Der französische Nationalspieler, der 2020 im Endspiel gegen seinen Ex-Club das Siegtor köpfte, war beim 1:0 (0:0) beim ersten Teil der Achtelfinal-Kraftprobe mit dem anfangs wirkungslosen Weltmeister Lionel Messi und dem nach seiner Einwechslung wie entfesselt aufspielenden PSG-Joker Kylian Mbappé mit einem Volleyschuss wieder der Matchwinner. 

Matchwinner Coman: «Wollte nicht jubeln»

«Hier ist meine Heimat, ich bin in Paris geboren. Ich wollte nicht jubeln, aber ich bin sehr froh über das Spiel», sagte Coman hinterher. Er sei in der zweiten Halbzeit wegen Wadenproblemen ausgewechselt worden, ein Einsatz im Rückspiel am 8. März in München sei aber nicht in Gefahr. Trainer Nagelsmann meinte: «Der erste Schritt ist geschafft, den zweiten wollen wir nun folgen lassen.» Torhüter Yann Sommer warnte nach seinem ersten Königsklassenspiel für die Bayern aber: «Das zweite Spiel in München wird kein Spaziergang sein, auf keinen Fall.»

Beim Tor von Coman (53.) nach Flanke von Alphonso Davies im ausverkauften Pariser Prinzenpark machte Europameister Gianluigi Donnarumma im PSG-Tor allerdings eine arg schlechte Figur. Die lange dominanten Bayern gehen nun als Favorit in das Rückspiel am 8. März in München. Dann müssen Messi, Neymar und der nach dem Coman-Tor eingewechselte Mbappé mehr bieten als in der ersten Halbzeit vor den eigenen Fans. 

Immerhin belebte der zuletzt verletzte Mbappé das Spiel der Gäste erheblich, seine Tore in der 74. und 82. Minute wurden aber zu Recht wegen Abseits nicht anerkannt. «Es kam ein bisschen Dynamik rein. Aber größtenteils haben wir es gut gemacht», meinte Sommer. Bayerns Abwehrspieler Benjamin Pavard kassierte in der Nachspielzeit wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte und fehlt damit im Rückspiel.

99 Tage mussten Fans und beide Mannschaften seit der Auslosung auf den Abend im ausverkauften Parc de Princes warten. Auch Oliver Kahn war kurz vor dem Anpfiff mächtig gespannt. «Es geht hier und heute darum, zu explodieren und alles abzurufen, was drin ist», sagte Bayerns Vorstandschef bei Amazon Prime Video. Und auch Trainer Nagelsmann war sich bewusst: «Wir alle müssen liefern.» 

Eric Maxim Choupo-Moting, der in Bayerns Offensive aus taktischen Gründen den Vorzug vor Thomas Müller erhalten hatte, sendete mit einem Fernschuss nach 30 Sekunden ein erstes Signal. Danach fehlte es dem deutschen Rekordmeister jedoch lange Zeit an Tempo und Schwung. 

Großer Respekt

Der gegenseitige Respekt beider Teams, die sich 2020 im Champions-League-Finale gegenüberstanden hatten, war spürbar. Die mit einer Dreier-Abwehrkette angetretenen Münchner hatten deutlich mehr Ballbesitz, Paris gab die Initiative ab. 

Die Gastgeber lauerten auf Fehler und auf Konter. Dabei übernahmen Messi, der nach überstandener Muskelverletzung anders als Mbappé für einen Startelfeinsatz fit geworden war, und Brasiliens Fußballstar Neymar so gut wie keine Defensivaufgaben.

Offensiv fand das Top-Duo des französischen Serienmeisters auch selten statt. Torwart Yann Sommer bekam in seinem ersten Königsklassenspiel für die Bayern zunächst kaum etwas zu tun. Auch bei einem Messi-Freistoß kurz vor dem Halbzeitpfiff musste der Schweizer nicht eingreifen. Der Ball landete bezeichnenderweise in der Mauer. 

Bevor Messi oder Neymar aufdrehen konnten, wurden sie von der aufmerksamen Bayern-Defensive meistens gestoppt. Allerdings kassierte Benjamin Pavard nach einem Foul an Neymar bereits nach 26 Minuten die Gelbe Karte. 

Das Pariser Starensemble agierte nach vier Pflichtspielniederlagen in diesem Jahr spürbar verunsichert. Der frühere PSG-Akteur Kingsley Coman entwickelte auf der linken Seite immerhin Zug zum Tor – anders als seine Offensivkollegen Leroy Sané und Jamal Musiala. Die Strafraumbesetzung bei Flanken von Coman und Winter-Neuzugang Joao Cancelo war bei Bayern deutlich ausbaufähig. Ein Schuss von Kapitän Joshua Kimmich aus 16 Metern kurz vor dem Halbzeitpfiff war die größte Chance der ersten Hälfte.

Unauffällig blieb auch Warren Zaire-Emery. Der Franzose, der mit 16 Jahren und 343 Tagen nun jüngster Startelfspieler in einer K.o.-Partie der Champions League ist, konnte offensiv für PSG kaum Impulse setzen. Die Heimfans sehnten den Einsatz von Mbappé herbei: Als der Superstar in der Pause zum Aufwärmen den Rasen betrat, brandete Applaus auf. 

Nagelsmann stellt um

Nagelsmann brachte zur zweiten Hälfte Davies für den unauffälligen Cancelo und beorderte Coman auf die rechte Seite – und lag damit goldrichtig. Nach Flanke von Davies traf der in den Strafraum eingelaufene Coman volley zum 1:0. Allerdings hatte auch Donnarumma im PSG-Tor seinen Anteil am Tor, der Ball kam zentral und ohne große Wucht auf seinen Kasten.

Nur vier Minuten nach dem Rückstand reagierte PSG-Coach Christophe Galtier und wechselte Mpappé ein. Die nächsten Großchancen hatten aber die Bayern durch Chupo-Moting, der mit einem Seitfallzieher (62.) und einem Pfostenschuss (63.) scheiterte. Auch Pavards Kopfball (64.) war brandgefährlich. Doch dann übernahm PSG angeführt von Mbappé die Initiative und kam zu hochkarätigen Chancen.

Klaus Bergmann und Jörg Soldwisch, dpa
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