Die israelischen Spieler vor dem Anpfiff in Pristina. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Visar Kryeziu/AP)

Die Geschichte vom kleinen Nave brach Eli Dasa kurz vor dem Anpfiff das Herz. Ein Trikot mit dem Namen des Achtjährigen hing in der Umkleide direkt neben dem Platz des Kapitäns der israelischen Nationalmannschaft. Darunter war ein Foto des Jungen platziert, der den Fußball so sehr liebt.

Nave wurde beim Angriff der Hamas-Terroristen auf Israel am 7. Oktober mit sieben weiteren Familienmitgliedern entführt. Ihr Haus wurde niedergebrannt.

Die Realität seiner Heimat holte Dasa vor dem 0:1 Israels in der EM-Qualifikation im Kosovo wieder ein. Es war das erste Spiel seit dem Überfall. «Wir hatten in der Umkleide Tränen in den Augen», berichtete der 30-Jährige. «Wir haben Videos von Soldaten und Kindern erhalten. Sie lächelten, aber sagten uns, sie hätten kein zu Hause mehr, wo sie das Spiel sehen könnten. Das hat mich gebrochen.»

Pfiffe bei der Hymne

Das Spiel auf dem holprigen Platz in Pristina war womöglich das schwerste in Dasas Karriere. Der Sport, Kosovo gewann 1:0 durch ein Tor des früheren Bremers Milot Rashica, rückte völlig in den Hintergrund. Einen Tag vor dem Spiel trugen Dasa und Trainer Alon Hazan militärische Erkennungsmarken um den Hals. «Unsere Herzen sind in Gaza gefangen», lautete der Aufdruck. Beim Abspielen der Hymne, das von Pfiffen und Buhrufen von der Tribüne begleitet wurde, formten Israels Spieler mit den Händen ein halbes Herz. Ein gebrochenes Herz. Tränen flossen.

«Als ich die Buhrufe von den Zuschauern gehört habe, wurde mir klar, dass ich noch stolzer bin, überhaupt hier zu sein», sagte Hazan. Die Partie fand unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt. Auf dem Weg zum Flughafen musste der Bus wegen eines Raketenalarms stoppen, die Spieler am Straßenrand Schutz suchen. Mehr als 30 Geheimdienstmitarbeiter begleiteten die Nationalmannschaft, die das stark bewachte Hotel nur für das Spiel verlassen durfte.

Direkt im Anschluss ging es nach Budapest, wo Israel am Mittwoch gegen die Schweiz antritt. Es folgen Spiele gegen Rumänien und in Andorra. Vier Begegnungen in zehn Tagen wurden angesetzt, da die Oktober-Länderspiele nach dem Überfall nicht ausgetragen werden konnten. «Jeder hier kennt jemanden, der vom Krieg betroffen ist. Es ist ein Teil von uns», sagte Hazan.

Spieler stecken im Gazastreifen fest

Der Krieg ist ebenso ein Teil der palästinensischen Spieler, die am Donnerstag mit einem Spiel gegen den Libanon in ihre WM-Qualifikation starten. Drei von Nationaltrainer Makram Daboub nominierte Spieler konnten nicht an der Vorbereitung dafür in Jordanien teilnehmen, da sie den Gazastreifen nicht verlassen konnten. «Es geht ihnen bisher gut. Aber viele ihrer Verwandten sind durch die Bombardierungen gestorben», sagte Dahoub.

Heimspiele wird es auch für das palästinensische Team vorerst aus Sicherheitsgründen nicht geben. Australien empfängt man in Kuwait. Selbst Auswärtsspiele müssen verlegt werden. In den Vereinigten Arabischen Emiraten tritt man gegen den Libanon an, ursprünglich sollte das Spiel in Beirut stattfinden. Eine Absage der Begegnungen steht nicht zur Debatte.

«Es ist ein Volk, das vom Rest der Welt gehört und gesehen werden möchte. Es möchte wie jeder andere ein normales Leben leben, deshalb ist die Nationalmannschaft wichtig», sagte Susan Shalabi, Vize-Präsidentin des palästinensischen Fußball-Verbandes.

Tom Bachmann, dpa
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