Hertha-Trainer Felix Magath kritisierte den Bayern-Auftritt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Friso Gentsch/dpa)

Nachdem ihm die vorzeitige Rettung von Hertha BSC aus den Fingern geglitten war, verrannte sich Felix Magath in einer Stichelei gegen seinen Ex-Club. Dabei trug der Trainer-Altmeister das ihm eigene süffisante Lächeln auf den Lippen.

«Der FC Bayern ist zwar schon Meister, aber die Saison geht bis zum letzten Spieltag. Für alle», sagte der 68-Jährige nach dem 1:1 bei Arminia Bielefeld bei Sky: «Ich weiß nicht, warum eine Mannschaft sagt, wir spielen diesmal die Saison nicht zu Ende, sondern machen drei Wochen vorher Schluss.»

Sein halb so alter Kollege Julian Nagelsmann war über den Vorstoß, der durchaus als Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung zu verstehen sein konnte, zwar nicht erfreut. Er durchschaute das Spiel aber schnell. Das sei «sehr clever von ihm», sagte der Bayern-Trainer: «Aber er soll sich das Spiel anschauen, und dann kann er bei mir anrufen.»

Magaths Kritik Nahrung gaben nun Medienberichte, nach denen zahlreiche Bayern-Stars mit Erlaubnis des Vereins zu einem Kurztrip nach Ibiza aufgebrochen sein sollen. «Was soll ich dazu sagen», sagte Magath daraufhin der «Bild»: «Ich würde so etwas auf jeden Fall nicht erlauben, so etwas käme mir nicht in den Sinn. Einmal ist eine Meisterfeier ja verständlich, aber nicht drei Wochen lang.»

Boateng will «den Sack zumachen»

Der Hintergrund von Magaths Ausführungen schien klar. Eine Woche nach der Meisterfeier verloren die Bayern überraschend mit 1:3 in Mainz. Und in der kommenden Woche brauchen Magaths Berliner möglicherweise die Unterstützung voll motivierter Münchner gegen den Abstiegsrivalen VfB Stuttgart. Allerdings waren Magaths Aussagen kaum zwingend nötig, ja vielleicht sogar kontraproduktiv. Denn die am Samstag für 40 Minuten gerettete Hertha hat vier Punkte Vorsprung auf die Schwaben auf dem Relegationsplatz. Im Falle eines Sieges gegen Mainz müssten die Berliner gar nicht nach München schauen.

«Wir haben jetzt ein Heimspiel, in dem wir den Sack zumachen können», sagte Routinier Kevin-Prince Boateng deshalb mit fester Stimme.

Magaths Motivation, einen Nebenschauplatz zu eröffnen, zeugte nicht unbedingt vom Glauben an die eigene Stärke. Ebenso wie die Tatsache, dass er – eigentlich wohl lustig gemeint – noch über eine Relegation sprach. «Als ich diesen Job übernommen habe, war ich sicher, dass wir in der Relegation gegen den HSV spielen», sagte Magath mit Blick auf seinen Herzensclub, bei dem er 20 Jahre gearbeitet hatte: «Darauf arbeite ich nicht hin. Aber es würde mich auch nicht überraschen, wenn es zu dieser Konstellation käme.»

Stabil unter Magath

Dazu kommen wird es aber nur, wenn Stuttgart in München was holt und die Hertha ihre Aufgaben nicht erledigt. Doch unter Magath wirken die Berliner stabil. Nur der Ausgleich durch Bielefelds Joakim Nilsson in der Nachspielzeit verhinderte den dritten Zu-Null-Sieg in Serie. Auf die Frage, was Magath aus den Berlinern gemacht habe, antwortete Boateng: «Maschinen.» In die Kurve gingen die Hertha-Spieler nach dem Spiel übrigens wieder nicht. Der Zwist mit den Ultras, die Spieler nach der Derby-Niederlage gegen Union aufforderten, ihre Trikots auszuziehen, wirkt offenbar weiter nach.

Die Bielefelder ließen sich dagegen am Samstag von ihren Fans lange feiern. Trotz Platz 17. Trotz nur zwei Punkten und drei Toren aus den letzten neun Spielen. Doch bis zum Ausgleich schien die Arminia quasi abgestiegen. Nun lebt die Hoffnung wieder. «Wir hatten die ganze Zeit im Hinterkopf: Wenn du hier verlierst, bist du raus», sagte Ex-Nationalspieler Gonzalo Castro: «Deshalb kann der Punkt uns einen Kick geben. Nun spielen wir schon am Freitag in Bochum. Da können wir richtig Druck aufbauen. Und Stuttgart muss am Samstag zu den Bayern. Dann schauen wir mal, wie es danach aussieht.»

Auch die Arminia braucht nächste Woche also topmotivierte Bayern. Eigentlich sogar mehr noch als die Hertha. Sticheleien gen München gab es aus Ostwestfalen aber nicht.

Von Holger Schmidt, dpa
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