Der einzige Wolfsburger, der nach dem Schlusspfiff ganz ruhig blieb, war Florian Kohfeldt. Alle Spieler, Ersatzkräfte, Betreuer und auch Zuschauer um ihn herum brachen in lauten Jubel aus.
Unter seinem neuen Trainer hat der VfL Wolfsburg auch den ersten Sieg in dieser Champions-League-Saison geschafft. Nach dem 2:1 (1:1)-Erfolg gegen den Tabellenführer FC Red Bull Salzburg ist für den Fußball-Bundesligisten in der Vorrunden-Gruppe G wieder alles drin.
«Das war für den Wettbewerb unglaublich wichtig», sagte Kohfeldt in einem DAZN-Interview. «Mentalität, Intensität, Spiel gegen den Ball: großes Kompliment dafür an die Mannschaft. Das war ein toller Abend!» Man habe die Gruppe ein Stück weit wieder aufgemacht. «Wir sind nicht in einem Vorteil, sondern wir müssen weiter liefern. Wir haben jetzt ein schweres Spiel in Sevilla. Und ich freue mich, dass unser letztes Spiel gegen Lille ein Heimspiel ist.»
Trainerwechsel fruchtet
Der deutsche Nationalspieler Ridle Baku brachte die «Wölfe» vor den Augen des Bundestrainers und Tribünengasts Hansi Flick schon in der vierten Minute in Führung. Nach dem Ausgleich durch einen direkt verwandelten Freistoß von Maximilian Wöber (30.) fiel der Siegtreffer von Lukas Nmecha (60.) dann genau in der Phase, als der VfL eigentlich zu passiv agierte. «Das war ein Instinkt-Ding. Ich habe so hart wie möglich draufgekickt», sagte der U21-Europameister hinterher. «Wir haben einfach das Selbstvertrauen zurückbekommen.»
Vor den beiden letzten Gruppenspielen beim FC Sevilla und gegen OSC Lille können die Wolfsburger nun sogar noch Gruppensieger werden. Die ersten Ergebnisse des Champions-League-Debütanten Kohfeldt sind jedenfalls bemerkenswert: Nach acht Pflichtspielen ohne Sieg und der Trennung von Mark van Bommel gab es unter seinem Nachfolger nun zwei Siege gegen den Bundesliga-Spitzenclub Bayer Leverkusen und den österreichischen Serienmeister aus Salzburg.
Welchen Effekt dieser Trainerwechsel bislang hat, ließ sich auch im Vergleich zu der 1:3-Hinspiel-Niederlage in Salzburg vor zwei Wochen erkennen. In Österreich wurde der VfL noch zeitweise überrannt. Kohfeldt jedoch stärkte die Wolfsburger Abwehrkräfte in nur einer Woche wieder so sehr, dass die Salzburger zwar erneut dominant, diesmal jedoch nur selten gefährlich waren. Defensivverhalten, Körpersprache, die Zusammenarbeit auf dem Platz: In vielerlei Hinsicht zeigt die Mannschaft unter Kohfeldt ein neues Gesicht.
Adeyemi vergibt
Dabei war der auffälligste Angreifer auf dem Platz eigentlich Salzburgs deutscher Nationalspieler Karim Adeyemi. Der 19-jährige und von Flick ebenfalls genau beobachtete Stürmer vergab jeweils zu Beginn beider Halbzeiten zwei klare Möglichkeiten (2./50.). «Ich bin extrem enttäuscht von mir und zu Recht ausgewechselt worden», haderte er später mit seiner Chancenverwertung. «Die war nicht so gut, und bei Wolfsburg ist gefühlt jeder Schuss reingegangen.»
Dafür, dass die Wolfsburger dieses Spiel unbedingt gewinnen mussten, traten sie vorne eigentlich kaum in Erscheinung. Der Siegtreffer von Nmecha fiel zu diesem Zeitpunkt wie aus dem Nichts. Und auch Torjäger Wout Weghorst hatte bei seinem ersten Einsatz nach zweiwöchiger Corona-Quarantäne nur eine Torchance in der 36. Minute. Doch der VfL konnte sich das leisten. Der kompakte Abwehrverbund hielt in Kohfeldts neuem 3-4-3-System bis zum Schlusspfiff dicht. «Wir haben wieder Stabilität. Das gibt der Mannschaft ein gutes Gefühl», sagte der neue Abwehrchef Josuha Guilavogui.