Die HSV-Spieler feiern den 2:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michael Schwartz/dpa)

Die beste PR-Abteilung des Hamburger SV trägt kurze Hosen. Auf dem Rasen liefern die Spieler des erstarkten HSV die positiven Schlagzeilen. Ungeachtet der ewigen Unruhe auf den Führungsebenen zieht das Team in der 2. Liga seine Bahn – und nimmt seine begeisterten Fans dabei mit.

«Jetzt sind wir da, wo wir hinwollen», sagte der ebenfalls meist kurzbehoste HSV-Trainer Tim Walter nach dem hochverdienten 2:0 (1:0)-Erfolg im Spitzenspiel über Fortuna Düsseldorf. Denn seine Mannschaft steht wie erhofft auf einem direkten Aufstiegsplatz, den sie mit dem vierten Sieg in Serie festigte. Da der SC Paderborn in Fürth (1:2) patzte, führt der HSV die Tabelle allein mit 21 Punkten vor dem SCP (19) und Darmstadt 98 (18) an.

Wegen der anstehenden Länderspiele macht die Liga für zwei Wochen Pause. Eine Auszeit gibt Walter sich und seinen Spielern dennoch nicht. «Ich bin mit allem rundum zufrieden, aber wir wollen und werden daran arbeiten, uns noch weiter zu verbessern», meinte der 46-Jährige.

Unruhe hinter den Kulissen

Die größte Gefahr für das HSV-Projekt Aufstieg lauert im Verein selbst. Im Mittelpunkt: Finanzvorstand Thomas Wüstefeld. Der 53-Jährige sieht sich mit Vorwürfen im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Medizinunternehmer konfrontiert. Es geht um Millionenklagen, eine mögliche Strafanzeige wegen Untreue und angeblich illegal verkaufte Medizinprodukte. Wüstefeld weist alle Vorwürfe zurück, wähnt eine Kampagne von Wettbewerbern gegen sich.

Für Wirbel sorgte aber auch, dass das «Hamburger Abendblatt» ein bis zu 200 Millionen Euro teures Bauprojekt am Volksparkstadion präsentierte. Dabei muss der klamme Verein die Arena erst einmal fit machen für die EM 2024. Auch sein Vorschlag, wieder einen Vorstandsvorsitzenden zu inthronisieren, trägt nicht zur Entspannung bei. Er ist ein Affront gegen Sportvorstand Jonas Boldt, dessen Verhältnis zu Wüstefeld ohnehin zerrüttet ist.

Und dann ist da noch das Angebot über 120 Millionen Euro von Investor und Wüstefeld-Widersacher Klaus-Michael Kühne. Die Offerte lehnen Hardcore-Fans des HSV ab, wie sie am Samstagabend im Stadion per Transparent deutlich machten. Der Aufsichtsrat um den Vorsitzenden und HSV-Präsidenten Marcell Jansen schweigt derweil beharrlich und will sich wohl in die WM-Pause Mitte November retten. Nicht einmal über die Verlängerung der zum Saisonende auslaufenden Verträge von Walter und Boldt wollen die Kontrolleure so schnell entscheiden.

HSV-Team präsentiert sich als Einheit

Trainer Walter schert sich um all dies nicht. Dabei könnten sein Team und die Anhänger, von denen fast 50.000 auch gegen Düsseldorf wie eine Wand hinter dem HSV standen, im Miteinander als Vorbild dienen. «Das ist eine sehr gute Symbiose, es passt einfach. Wir freuen uns, dass wir so viele Fans wieder ins Stadion zurückgeholt haben, das war ja nicht immer so», betonte Walter. «Da kam verdammt viel Wucht von den Rängen», gab der frühere HSV- und aktuelle Fortuna-Coach Daniel Thioune beeindruckt zu.

Besonders gefeiert wurde Bakéry Jatta. Erst bereitete der 24-Jährige im Vollsprint über seine rechte Seite per Klassevorlage die Führung vor – Robert Glatzel musste nur noch zu seinem sechsten Saisontor abstauben (21.). In der Schlussminute war es dem überragenden Außenstürmer aus Gambia vorbehalten, per Kopf für die Entscheidung zu sorgen. «Er hat eine brutale Qualität», lobte Glatzel.

Im Team stimmt es. Das zeigte sich auch an Einwechselspielern. Den zuletzt nicht überzeugenden Sonny Kittel und den zum Training zu spät erschienenen Miro Muheim setzte Walter kurzerhand auf die Bank. Als sie reinkamen, waren sie voll da. Kittel traf erst den Innenpfosten und gab dann die Flanke zu Jattas Tor. «Ich kann im Moment reinschmeißen, wen ich will, alle zeigen großen Einsatz», sagte Walter. «Deshalb großes Kompliment an alle.»

Von Thomas Prüfer und Claas Hennig, dpa
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