Jetzt wollen die Tschechen auch Danish Dynamite hochgehen lassen! Überschwänglich zelebrierten Super-Torjäger Patrik Schick & Co. den EM-Coup gegen den Favoriten Niederlande (2:0).
Der Traum von 1996 lebt, eine Wiederholung von 2004 ist schon greifbar. «Das ist wirklich eine Bombe», kommentierte Schick den Einzug seiner Mannschaft ins Viertelfinale nach einer taktischen Top-Leistung. «Das hat wahrscheinlich niemand gedacht, dass wir so weit kommen.»
Die Niederländer vermutlich auch nicht. Die spielerisch limitierten Tschechen entzauberten Oranje mit mannschaftlicher Geschlossenheit und lassen die von der Tornado-Katastrophe geschockte Heimat von einem Final-Einzug wie 1996 träumen. Zumindest das erste Halbfinale seit 2004 ist sicher realistisch.
«Die Tulpen niedergemäht»
«Die Tschechen haben die Tulpen niedergemäht», kommentierten «Lidove noviny» messerscharf. «Pravo» befand: «Sensationell! Wir sind im Viertelfinale. Es war geballte Fußballpracht, was die tschechische Mannschaft da vorgeführt hat.» Und «MF Dnes» schrieb: «Ausgezeichnete Arbeit, die Herren! Und jetzt mit Gebrüll auf die Dänen!»
«Unsere Reise durch das Turnier ist noch lange nicht zu Ende», meinte Tomas Soucek, der nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Kapitän Vladimir Darida sein Team bis ins Viertelfinale dirigierte.
2004 gab es die gleiche Konstellation mit den Dänen bei der EM in Portugal. Assistent von Karel Brückner beim am Ende deutlichen 3:0 war damals der aktuelle Nationaltrainer Jaroslav Silhavy.
Die Mannschaft hatte damals aber ein ganz anderes Kaliber. Jan Koller, Milan Baros, Karel Poborsky oder Pavel Nedved gehörten dazu. Kann am Samstag (18.00 Uhr/Magenta TV) in Baku der nächste Coup gelingen? «Wir haben die Niederlande geschlagen, warum sollen wir nicht auch Dänemark bezwingen?», meinte Schick.
Erfolgsrezept: Engagement und Teamgeist
Ja, warum eigentlich nicht? Schon die Niederländer sind individuell begabter. Die Tschechen setzen aber auf andere Stärken. «Wir sind vielleicht nicht die gleichen Fußballer wie sie, aber es geht nicht nur um reine spielerische Qualität», meinte Schick, der nach dem später von Krämpfen geplagten Tomas Holes den zweiten Treffer erzielte, im Rückblick auf Oranje. «Man braucht Engagement, Teamgeist und all das haben wir auch gezeigt.»
Solche Qualitäten – neben spielerischer Brillanz – bewiesen 1996 auch Poborsky & Co. Im Finale unterlag Tschechien dann erst nach einem Doppelpack samt Golden Goal von Oliver Bierhoff knapp mit 1:2. Der damalige Coach Dusan Uhrin traut Tschechien sogar eine Wiederholung dieser Sensation zu. Das hatte der 78-Jährige vor Turnierstart in Richtung Nationaltrainer Silhavy ausrichten lassen.
«Ich habe Respekt und Demut vor diesen Worten», sagte der 59-Jährige, der «Gänsehaut» in der Puskas Arena hatte. «Ich bin froh über das, was wir als Team geleistet haben. Obwohl wir der Außenseiter waren, fast der größte im ganzen Turnier, haben wir das geschafft. Ich glaube, dass wir mit dieser Leistung auch in der Lage sind, sogar die Dänen zu ärgern.» Also ab nach Baku!
Die Tschechen werden aber erstmal wieder ihr Quartier in Prag beziehen. Da müssen sie sicher auch den Erfolg ein bisschen sacken lassen. Als «unwirklich, wie ein Traum», bezeichnete Holes den Abend in Budapest. «Das war das beste Spiel meines Lebens.» Vielleicht wartet ja aber noch mindestens ein weiteres auf ihn und auch auf seine tschechischen Teamkollegen.